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„Wie kommst du überhaupt hier rein?" fragte ich Dylan skeptisch nachdem er sich ohne zu Fragen in meim Bett schmiss und den Bildschirm meines Laptops betrachtete.
„Mit dem Schlüssel?" antwortete er und wackelte mit seiner Hand, wo er die Hausschlüssel mit einem Finger fest hielt. Mit aufgerissenen Augen kroch ich zu ihm hinüber und versuchte ihm die Schlüssel schnell weg zu nehmen. „Woher hast du die?" Kämpferisch packte ich sein Handgelenk und riss ihm die Schlüssel aus der Hand.
„Olivia hat sie mir gegeben" knurrte er und schnappte sie sich wieder zurück.
„Meine Mum?" fragte ich geschockt und gab den Kampf auf. „Warum?"
Mit einem siegessicheren Lächeln steckte er sich die Schlüssel wieder in seine Hosentasche zurück. „Weil ich ihr morgen mit dem Umzugskartons helfen soll"
Ich verstand nur Bahnhof. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich ihn gründlich an, ob er mich eh nicht belog.
„Warum helfen? Wir ziehen erst nächste Woche um"
„Tja, da hat dir wohl niemand bescheid gesagt" lachte er mich zufrieden aus und zuckte mit den Schultern. „Der Umzug findet den Sonntag statt"
Ohne auf meinen geschockten Gesichtsausdruck zu achten, zog er den Laptop auf seine Schoß und schmunzelte leicht, als er die beiden Schauspieler weinen sah. Ich gab es zu, es war nicht gerade das perfekte Bild, um einen Film zu stoppen ohne dabei mindestens ein wenig lachen zu müssen, doch was hätte ich tun sollen? Ich dachte es wird eingebrochenen.
„In vier Tagen schon?" fragte ich nochmals schockiert nach. Ich konnte es nicht fassen, das mich meine Mutter hintergange hatte. Der Termin war doch bereits festegelegt. Und zwar nächste Woche, Samstag.
„Du bist eben nicht die einzige Person, die umzieht. Christian und ich haben später nochmal mit Harry gesprochen. Wir waren für Sonntag" Sein blödes Lächeln war zwar so hot, doch auch so verdammt nervig.
„Du...Du.." Ich wollte ihn weh tun mit Worten, doch mir war bewusst, das man Dylan nicht verletzen konnte. Es war ihm egal, was andere Personen über ihn sprachen, oder dachten. Hauptsache ihm ging es gut.
„Glaubst du ich finde es toll, mit dir unter einem Dach zu wohnen?" fragte er mich barsch und schmiss meinen Laptop wieder auf die Seite, auf das Bett. „Glaub mir, ich würde auch lieber so weiter leben, wie zuvor auch!" Seine Stimme klang wütend und herrschend zugleich.
„Was machst du dann hier? Du hättest genauso auch gleich nach Hause rennen können" Herrschte ich zurück und kletterte vom Bett hinunter, doch er blieb regungslos liegen. Er gab mir keine Antwort. Sein Blick war starr auf die Decke gerichtet und seine Hände hinter dem Kopf verstaut. Es war Stille.

„Wir müssen reden, Dylan" seufzte ich in einem etwas ruhigeren Ton, als ich bemerkte, das er sich einwenig beruhigt hatte.
Neugierig sah er mich schräg an und hob fragend eine Augenbraue. „Was tun wir denn die ganze Zeit?"
Schnaufend stand ich da und verschränkte meine Arme. Auch wenn er bloß Gast war, konnte er sich seine Kommentare nicht verkneifen.
„Über die Sache mit July" fuhr ich ruhig fort.
Sofort setzte er sich auf und betrachtete mich mit ganz anderen Augen. „Weil ich sie Jasmin genannt habe?" fragte er mich, genau das was ich mir dachte. Nickend sah ich ihn aufmerksam an.
„Das kann ich dir ganz leicht beantworten" lachte er schmutzig und sah wieder kurz auf den Laptop. „Ich schlafe mit den Mädchen, wo ich denke, die werden niemals einen Jungen abbekommen-" Sein Lächeln wurde immer breiter. „-Deswegen opfere ich mich und mache ihnen das Leben schöner. Allerdings merk ich mir die Namen nicht immer, wie du vielleicht bereits bemerkt hast.."
Ich konnte nicht fassen was er mir gerade erzählt hatte. Das bedeutete doch eigentlich, das er es nur mit Jungfrauen trieb, oder nicht? „Du bist so ekelig" platzte es aus mir heraus.
„Warum? Ich treibs mit jeden, auf den ich Bock habe" Als würde nichts schlimmes machen hob er beide Arme hoch, und tat so, als wäre es selbstverständlich.
„Hast du auch schon einen tollen Spitznamen, wie der Entjunferer?" schlug ich sarkastisch vor und ging langsam im Zimmer auf und ab.
„Spinnst du?" prustete er laut los und schüttelte dabei den Kopf. „Ich hab auch mit keinen Jungfrauen Sex" Sein Lachen verzog sich zu einem misstrauischen Blick, als er meine angeschlagene Mimik entdeckte.
„Und warum hast du meinen Namen gesagt?" hakte ich schüchterner nach und blieb abrupt stehen.
„Ach du Scheiße!" schrie er auf einmal laut auf und sprang von meinem Bett, das mich etwas zusammen Zucken lies. „Du bedeutest mir rein gar nichts, falls ich dir das irgendwie so übermittelt haben sollte"
Auch wenn ich diesen Typen vor mir nicht ausstehen konnte, trafen mich die Worte hart.
„Du bist einfach irgendein Mädchen, mit dem ich schlafen wollte, weil ich zu dem Zeitpunkt einfach geil war, okay?" Mit panischen Blicken ging er rasch an mir vorbei, Richtung Schreibtisch.
„Ich war am See nicht geil wegen dir-" hang er noch schnell hinten dran und drehte sich zu mir um, doch ich zeigte ihn bloß die kalte Schulter.
„-Ich hatte vor dir eine Blondine an der Angel. Die hab ich aber dann abblitzen lassen, weil du und Harry mir dann in den Sinn gekommen seit, aber das ist eine andere Geschichte!" Ich konnte seine Nervosität sehen und spüren. Doch warum? Und warum hatte er dieses Mädchen kalt anlaufen lassen, nur weil Harry und ich ein gemütliches Essen zusammen hatten? Mich hätte es nicht unbedingt gestört, das er mit dieser Blondine geschlafen hätte und mich und Harry dafür in Ruhe gelassen hätte.
„Können wir also endlich dieses bescheuerte Thema ruhen lassen?" zischte er noch schnell und fuhr sich aufgeregt durch seine Haare. Ich hatte ihn noch nie in diesen Zustand gesehen. Es schien mir, als hätte er Angst etwas zu verraten, das er nicht ausplaudern durfte.
Aufmerksam musterte ich in der Stille zwischen uns seine Haltung und seine Mimik. Er versuchte mich so selten wie es nur ging, anzusehen.

„Was ist los?" brüllte ich auf einmal auf und ging einen großen Schritt näher an ihn heran. „Warum gibst du mir die Schuld, das du dieses Mädchen nicht flach legen konntest?" Wütend sah ich ihn gründlich an und bemerkte, das sein Gesichtsausdruck nicht netter aussah. „Niemand hat dich gezwungen, das Abendessen von mir und Harry zu stören!" Kampfbereit streckte ich meine Arm weit aus und verzog mein Gesicht. Es faszinierte mich, das meine ganze Angt vor Dylan auf einmal wie weg geblasen war.
Gerade als ich dachte, das er keine Ahnung hatte, was er nun sagen sollte, schrie er mich ohne Vorwarnung an: „Du hast ja keine Ahnung!" Schnell stürmte er auf mich zu und packte meine Schultern.
„Dann sags mir doch" antwortete ich schon etwas ruhigerer, doch meine Stimme war noch etwas hart.
„Ich kann nicht! Ich will dir keine Angstzustände bereiten" Schon fast etwas schlapp fuhren seine Hände meine Arme entlang hinab und sofort musste ich wieder an den Vorfall am See denken.
Hastig hüpfte ich einen Schritt zurück und löste mich von seinen sanften Griff, das Dylan allerdings sofort wieder zorniger machte.
Wie aus dem Nichts bildeten sich Falten auf seiner Stirn und sein Kiefer begann zu zucken. „Aber ist schon gut! Triff dich ruhig weiter mit diesen Bastard! Du wirst schon sehen was passiert!"
Mit einem letzten wütenden Blick zu mir, lief er aus meinen Raum und lies mich alleine im Zimmer zurück.

Rote UnterwäscheWhere stories live. Discover now