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Angespannt saßen wir zu fünft am Tisch und starrten uns nur gegenseitig an. Mutter hatte keine Ahnung was sie sagen sollte und Harry versuchte mit fragenden Blicken zu Christian herauszufinden, warum Dylan und ich wie wandelnde Gespenster aussahen.
„Wisst ihr schon was ihr wollt?" Fragte Christian, der besonders mich ansah, doch ich wusste das diese Frage an uns allen gerichtet war.
„Wahrscheinlich den Obstsalat. Der sieht sehr verlockend aus" antwortete meine Mutter rasch und lachte uns alle einzeln an, dass ihr aber nicht ganz gelang.
Nickend stimmte ich ihr zu. Ich hatte ebenfalls über diesen Salat nach gedacht, denn der große Hunger nach Fleisch, war mir vergangen.
Als ich als Letztes meine Speisekarte, auf die Seite gelegt hatte, deutete Harry der Kellnerin zu, die uns vorhin den Weg hier her gezeigt hatte. Ihr schwarzer Rock, passte zu ihren schwarzen Haaren, die sie zu einem strafferen Zopf geflochten hatte. Im ganzen sah sie relativ hübsch und jung aus.
„Was kann ich Ihnen bringen?" fragte sie uns sofort mit einem breiten Lächeln und schaute in die Runde, blieb allerdings bei Dylan hängen, der sich langsam über die Lippen leckte, währenddessen er ihr auffällig in den Ausschnitt starrte. Mit einem Schmunzeln färbten sich ihre Wangen rötlich und ihre Augen begannen mit seinen zu spielen. Alle anderen begannen ruckartig den Blick abzuwenden und starrten auf deren Servietten vor sich. Nur ich nicht. Das war mir ganz und gar nicht peinlich. Eher sollte es Dylan peinlich sein, dass er seine perversen Blicke so auffällig zeigte.
Ich fühlte mich schlecht, doch auch nicht mehr. Obwohl ich wusste, dass dieser Junge von letzter Nacht mein Stiefbruder ist, enttäuschte es mich, dass er sofort wieder eine Neue an der Angel hatte. Allerdings hätte mir gleich klar sein sollen, dass das nichts weiter als ein kindisches Spiel war.
So sehr ich es auch vermeiden wollte, blieben meine zusammen gekniffenen Augen scharf auf die beiden gerichtet.
„Den Obstsalat, bitte" zischte meine Mutter in die Stille und deutete auf die Speisekarte vor ihr.
Nickend tippte die Kellnerin die Bestellung in ihr kleines, schwarzes Gerät und wendete sich an mich. Ich bestellte das gleiche wie sie.
Nachdem die Kellnerin unsere Bestellungen aufgenommen hatte und wieder ging, kehrte erneut peinliche Stille zurück. Weder Harry, noch meine Mutter sprachen miteinander.
„Jasmin" begann Christian zu reden. Seine blaugrauen Augen waren scharf auf mich gerichtet. „Ich habe gehört, dass du an die Westcentral university gehen willst?" seine Hände waren still am Tisch liegend und seine Haare waren perfekt gestylt.
„Ja. Ich möchte mich für Kunstgeschichte anmelden" antwortete ich und räusperte mich leise. Ich fühlte mich bei solchen Themen nicht ganz wohl. Nicht weil ich keine Ahnung über so etwas hatte, sondern, weil diese Frage gezwungen klang. Als hätte Harry ihm vor dem Restaurant gebeten, solche Fragen und Aussagen zu stellen und machen.
„Und ihr? Was habt ihr vor?" fragte ich zurück und wechselte meine Blicke zwischen Christinan, der mich mit einem leichten lächeln anblickte und Dylan, der mich bloß ignorierte und stattdessen seine Augen weiterhin auf die Kellnerin gerichtet hatte, die gerade den Tisch neben uns wischte. Selbstverständlich war ihr Hintern in unsere Richtung gestreckt.
„Ich möchte ebenfalls dort hin. Allerdings hatte ich als Schwerpunkt Französisch im Sinn"
Überrascht hob ich meine beiden Augenbrauen an und nickte freundlich. „Schön" Mehr bekam ich nicht heraus. Sosehr mir die Stille auch unangenehm war, ich hatte einfach keine Lust im Mittelpunkt des Gesprächs zu stehen.
„Entschuldigt mich bitte" zischte es aus Christian heraus, der mit einem Grinsen sich vom Tisch erhob und uns allen kurz zu nickte. „Ich komme gleich wieder"
Ohne weiter nachzufragen folgte ich ihm mit meinen scharfen Blick, der Richtung Toilette wanderte.
Hatte ich ihn in eine unangenehme Angelegenheit gebracht? Mit runzelnder Stirn schüttelte ich leicht den Kopf und senkte meine Blick, auf die Tischdecke.
Ich konnte den angespannten Blick von Harry spüren. Mir tat es leid, dass dieses Essen ein reinstes Chaos war, doch ich wusste nicht wie ich mich sonst verhalten sollte. Immerhin hatte ich vielleicht meinen zukünftigen Stiefbruder geküsst. Und das war kein Kindergarten Kuss. Es war ein leidenschaftlicher. Auch wenn es nur dank dem Alkoholeinfluss war.
„Harry.." räusperte meine Mutter kurz und deutete zur Bar. „Kann ich dich kurz sprechen?.. Alleine?"
Nickend stand er gemeinsam mit ihr auf und stolzierten nebeneinander zu den leeren Barhöckern.
Das einzige was ich mir dachte war, bitte kommt schnell wieder zurück!
Zu zweit saßen Dylan und ich da. Meine Augen waren stur auf ihn gerichtet, doch er hatte immer noch nur Augen für diese Kellnerin, die gerade hinter mir sein musste, denn sein Blick ging an meine Schulter vorbei.
„Was machen wir jetzt?" Schoss es heraus und ich biss mir krampfhaft auf meine Lippen. Diese Anspannung würde ich keine Sekunde länger aushalten.
Mit einem genervten Stöhnen schaute er zu mir und hob eine Augenbraue. „Was meinst du?"
„Das alles!" Erwiderte ich und deutet zwischen uns hin und her. „Wir haben uns geküsst! Schon vergessen?"
Achselzuckend wendete er den Blick wieder von mir ab und beobachtete gelassen die Kellnerin weiterhin. „Mach einfach das, was du sonst auch immer tust"
Er hatte leicht reden. Anscheinend waren seine Gefühle bereits von dem Alkohol abgestorben. Allerdings war mir diese Angelegenheit peinlich, denn Christian hatte sich bereits schon länger als zehn Minuten von uns entfernt, und das alles nur dank mir, weil ich wegen diesem tollen Herren, vor mir, keine richtigen Sätze heraus bringen kann.
„Das kann ich nicht" antwortete ich und lehnte mich etwas nach links, dass ihm den Blick zur Kellnerin absperrte. Wütend verzog er seinen Mund und schaute mich schräg an. „Das zwischen uns war nichts emotionales" Mit einem leichten Lächeln lehnte er sich nach vorne und schaute mir wie gestern tief in die Augen, dass mir Gänsehaut verschuf. Schnell versteckte ich meine Arme unter dem Tisch, dass man meine aufgestellten Härchen nicht sehen konnte.
„Es war nur ein Kuss und nichts weiter" Von einem freundlichen Lachen, entstand ein perverses. „Außer du brauchst mal eine Nacht, wo du all deine Wut auslassen möchtest"
Geschockt und steif saß ich da und schüttelte nur entsetzt den Kopf. Solche Worte kamen aus meinem Stiefbruder? Irritiert schaute ich kurz nach rechts, zu meiner Mutter und Harry, die sich amüsierten und prächtig unterhielten. Sogar die beiden brauchten Abstand von uns, weil es am Tisch zu unangenehm wurde.
„Ist dir eigentlich klar, dass wir irgendwie Stiefgeschwister sind?" Mit zusammen gekniffenen Augen lehnte ich mich ebenfalls nach vorne und grinste leicht.
„Hat doch was interessantes, oder?" Flüsterte er und setzte sich wieder aufrecht hin, um einen Schluck von seinem Whiskey zu machen.

Rote UnterwäscheWhere stories live. Discover now