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Das Geräusch von fließendem Wasser weckte mich von meinem besten Schlaf, den ich je besaß.
Mit geblendeteten Augen vom Sonnenlicht, das durch das gekippte Fenster schien, sah ich mich verwirrt um. Ich konnte immer noch nicht fassen, was letzte Nacht geschah. Ich war tatsächlich keine Jungfrau mehr.
Mit einem breiten Grinsen starrte ich auf die Decke herab und lies die einzelnen Szenen von gestern nochmals in meinem Kopf abspielen. Wie Dylan mich berührte und küsste. Ich konnte nicht genug von ihm haben. Jede Sekunde die er nicht bei mir war, hatte ich das eigenartige Gefühl in mir, das etwas fehlen würde.
Mit einem tiefen durchatmen setzte ich mich langsam auf und ruckte zum Rand des Bettes. Als ich an mir herab sah, bemerkte ich das ich noch komplett nackt war.
Meine bloßen Füße berührten den durch den warmen Dampf der Dusche, aufgeheizten Holzboden.
Ich konnte bereits deutlich das Shampoo riechen, das Dylan gerade benutzte. Es hatte eher einen schärflicheren Geruch, doch trotzdem war es nicht unangenehm in der Nase. Ganz im Gegenteil. Es zog mich eher an. Es erinnerte mich nur noch mehr an ihn.
Als ich körperlich endlich in der Lage war, aufzustehen, schnappte ich mir die Decke und wickelte sie um meinem Körper.
Suchend nach meinen Sachen, stolzierte ich aufgeregt mit den Händen hinter meinem Rücken das Zimmer entlang. Nebenbei betrachtete ich die einzelnen Bilder die er auf die Wand geklebt hatte. Hauptsächlich waren bloß irgendwelche Bands darauf zu sehen. Manche kannte ich, doch die meisten waren mir fremd.
Weiter schlendernd, ging ich auf die andere Seite des Bettes, wo sich sein Anziehschrank befand. Mit dem Blick auf den Boden gerichtet, entdeckte ich die rote Untetwäsche unter dem Bett hervor blitzen. Lachend schnappte ich sie mir und zog sie sofort an und schmiss die Decke wieder zurück auf das Bett.
Allerdings fühlte sich das Oberteil anders an mir an. Lockerer. Nicht passend.
Mit runzelnder Stirn marschierte ich rasch zum Spiegel und betrachtete meine Brüste, die in diesem BH total untergingen. Sah ich bereits gestern auch schon so hässlich aus?
Nebenbei hörte ich, wie die Dusche im Badezimmer abgedreht wurde. Stille trat ein.
Als ich mich zur Badezimmertür umdrehte, mit der Hoffnung das Dylan endlich hinaus kam, entdeckte ich im Augenwinkel etwas weiteres rotes, unter meinem schwarzen Bademantel hervor scheinen.
Mit zusammengekniffenen Augen sah ich an mir herab und ging anschließend hastig zu meinen Sachen. Als ich den Mantel blitzschnell anhob, endteckte ich ein weiteres Paar von meiner Unterwäsche. Verwirrt nahm ich sie in die Hand und musterte sie genauer, bis ich realisierte wessen Unterwäsche ich gerade trug.
Angewidert lies ich meine auf den Boden fallen und zog schnell die Unterhose, samt BH aus.

„Diesen Anblick seh ich gerne am frühen Morgen" lachte auch schon Dylans Stimme hinter meinem Rücken.
Schnell griff ich nach meinem Mantel und zog ihn über mich, das mein nackter Körper vor ihm geschützt war.
„Nicht doch" schmollte er und kam mit einem gespielten Dackelblick auf mich zu, doch ich schenkte ihm bloß ein falsches Lächeln. Er stand mit einem weißem Handtuch um seine Hüfte gewickelt vor mir, das mir meine Wut einwenig nahm.
Ich versuchte meine Eifersucht zu kontrollieren, doch es gelang mir nur sehr schlecht.
Mir war bewusst das zwischen Mary und ihm gestern Abend nichts lief. Immerhin hatte ich selbst mit meinen eigenen Ohren gehört, wie er sie selbst höchstpersönlich von seinem Zimmer verbannt hatte. Doch alleine der Gedanke, das etwas passiern hätte können, fras mich von innen auf.
„Was ist los?" fragte er mich verwundert, als er meine Anspannung spürte.
„Ich versuche mich zu kontrollieren" beantwortete ich ehrlich und starrte in seine Augen, die mich tatsächlich beruhigten. Allerdings blieb sein Blick nicht lange an meinem Gesicht hängen. Seine Augen wanderten langsam an mir hinab, bis er schlussendlich bei meinen Füßen ankam und den Haufen roter Unterwäsche hinter mir entdeckte.
„Ich kann das erklären!" schoss es sofort panisch aus ihm heraus. So besorgt hatte ich ihn noch nie gehört. Aufgeregt lief er zu mir und schnappte meine Hände. „Mary war gestern bei mir und-"
„Ich weiß" zischte ich ihm ins Wort und drückte ihn anschließend einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen, den er ohne lange nachzudenken erwiderte. Er packte mich an meiner Taille und zog mich noch enger an ihn heran.
„Das heist du bist nicht wütend?" fragte er mich nochmals sicherheitshalber nach und sah mir dabei tief in die Augen. Seine Hände blieben dort, wo sie waren.
Kopfschüttelnd sah ich zu ihm herab:„Ich hab euch zwei gestern gehört" gestand ich kichernd ein und spürte wie meine Wangen erröteten. „Dieses Flittchen" äffte ich ihm mit Genuss nach und begann laut zum Lachen.
„Verarscht du mich gerade?" fragte er mich mit einem gehobenen Mundwinkel und einem gespielten, geschockten Blick.
Nickend lachte ich noch lauter los, bis er mich schlussendlich an meiner Hüfte packte und über seine Schulter warf.
„Lass mich los!" kreischte ich lachend auf und boxte ihn gegen seinen Rücken, doch er zuckte nicht einmal zusammen. Stattdessen trug er mich gelassen hinüber zum Bett und warf mich ohne weiteres auf die Matratze.
„Ich steh nicht so darauf, wenn man mich verarscht" raunte er und hob eine Augenbraue an. Langsam schlich er sich über mich, das sich unsere Bäuche leicht berührten.
„Was willst du denn dagegen tun?" fragte ich ihn kampfbereit und legte meine Arme um ihn.
„Das kommt ganz darauf an.." murmelte er und drückte mir einen Kuss auf den Hals, wobei mich seine feuchten Haare striffen. Mit geschlossenen Augen spannte sich mein Körper an.
Ich genoss es, bis uns ein hektisches Klopfen an der Tür unterbrach.
Und sofort riss ich meine Augen wieder auf. Panisch sah ich zu Dylan, der mich ebenfalls bloß mit leichenblassen Gesicht ansah.
„Gleich!" brüllte er reflexartig auf und krabbelte schnell von mir herunter.
„Ins Bad" flüsterte er zu mir und half mir beim Aufstehen auf.
Nickend raste ich in das noch dampfende Zimmer hinein und schloss die Tür hinter mir. Die Fliesen waren feucht und der Spiegel noch angeschlagen.

Ein weiteres Mal klopfte es hektisch an der Tür, doch dieses Mal schrie Harrys abgedämpfte Stimme gleichzeitig hervor. „Mach auf!"
Stöhnend hörte ich Dylan die Türe öffnen. „Was ist los?" murmelte er gespielt verschlafen.
„Wo ist Jasmin?" fragte Harry besorgt. Er hörte sich anders als sonst an. Weinerlicher.
„Von wo soll ich das wissen?" log Dylan.
„Ich kann sie nicht am Telefon erreichen und hier ist sie auch nicht" sprach Harry panisch. Ich hörte Schritte auf und ab gehen, allerdings wusste ich nicht von wem.
„Sag ihr, das sie unbedingt ins Krankenhaus kommen soll. Ihre Mutter..." brach er mitten im Satz ab. Hellhöriger als zuvor presste ich mein Ohr an die Tür, um genauer zu zuhören.
„Sie...Sie-"
„Sag schon!" brüllte Dylan nun auch bereits nervöser.
„Sie hatte einen Unfall" kam Harry endlich auf den Punkt.
Mit herzrasen stand ich alleine da und schüttelte aufgelöst den Kopf.
„Ist sie in lebensgefahr?" fragte Dylan meine Frage, die ich automatisch im Kopf hatte.
Doch es kam keine Antwort. Stattdessen hörte ich Dylan einfach bloß leise fluchen.
Am liebsten wäre ich nach draußen gelaufen und hätte Harry über alles ausgequetscht. Mein Gehirn konnte es nicht fassen. Meine Mutter könnte sterben? Unvorstellbar.
Ich spürte wie meine Augen feucht wurden und ich am liebsten einfach nur gestorben wäre. Ich würde mein Leben für das meiner Mutter austauschen. Ich hatte das Gefühl, als würde die Welt zusammen brechen. Als wäre der Boden unter mir verschwunden und ich ewig in die Tiefe fallen würde, ohne das Wissen, wann ich auf den harten Boden aufpralle. Das Gefühl nicht zu wissen, was passieren wird.

Rote UnterwäscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt