1|"I-I can n-nothing..."

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*Rubys P.o.V.*

Ich werde von einem Poltern in der Küche geweckt. Stöhnend schlüpfe ich aus meinem Bett und laufe die Treppe runter. "Rubyyy", ruft mein Dad mich. Seufzend bringe ich die letzten Meter hinter mich und stelle mich vor ihn. "Na komm Dad, du bist doch sicherlich müde von deinem langen Tag im Büro, oder?", frage ich sanft und er nickt. "Ich bring dich ins Bett, ja?" Wieder nickt er.

Ich schlinge meinen Arm um seine Taille und er legt seinen schweren Arm um meine Schulter. Wir gehen die Treppe hoch, doch ich bleibe an einer Stufe hängen und wir fallen. Mit einem Stöhnen lande ich auf der Seite. Meine Rippe wird schmerzhaft gegen die Kante gedrückt. Mein Dad landet auf dem Hintern, ein paar Stufen unter mir. Mir ist bewusst, dass das ein Nachspiel haben wird. Und schon werde ich am Fußgelenk gepackt.

"Nicht mal dazu bist du fähig! Was kannst du überhaupt?!", brüllt er mich an. Ich lasse mir meine Wut, meine Trauer und -vor allem- meinen Ekel nicht anmerken. "Ich hab dir eine Frage gestellt!", brüllt er weiter. Ich antworte wieder nicht, weil ich einfach nicht weiß, was man antworten kann. Und schon spüre ich einen stechenden Schmerz an meiner Wange. Er hat mich geschlagen. Jetzt kann ich nicht mehr mit ihm reden. Erst mal muss er seine Wut an mir auslassen. "Du sollst gefälligst antworten!", schreit er weiter.

:I-Ich kann n-nichts...", sage ich schließlich leise. Er nickt zufrieden. Tränen sammeln sich in meinen Augen, doch ich blinzle sie schnell weg. "Komm Dad, du musst morgen früh raus." Meine Stimme ist sanft und ruhig, obwohl ich hätte schreien und weinen können. Schnell nehme ich seinen Arm und lege ihn mir wieder um die Schultern.

Zehn Minuten später liegt mein Dad in seinem Bett und schnarcht laut. Seufzend hocke ich mich vor ihn, ziehe seine Schuhe aus und pfeffere sie in irgendeine Ecke. Schnell gehe ich aus dem Raum und lege mich wieder ins Bett. Meine Wange ist morgen bestimmt blau und geschwollen. Ein Seufzen entfährt mir und ich drehe mich auf die Seite. Zischend drehe ich mich wieder zurück. Meine komplette rechte Seite wird von einem blauen Fleck geziert.

"Verdammter Idiot!", knurre ich und setze mich auf. Heute Nacht kann ich eh nicht mehr schlafen, und es ist gerade mal zwei Uhr morgens. Ich muss erst in vier Stunden aufstehen. Also setze ich mich an meinen Schreibtisch, nehme Handy und Kopfhörer zur Hand und mache meine Hausaufgaben.

Sonst komme ich nicht dazu und ich muss noch einen Aufsatz für meine Deutschlehrerin schreiben. Seufzend klicke ich meinen Kuli und schreibe weiter:
Ein Held ist eine Sagengestalt, die sich durch großen Mut und kühne Taten auszeichnet. Aber es gibt auch Menschen, die man als Held bezeichnen kann. Sie wollten von mir, dass ich so jemanden beschreibe, aber leider kenne ich so jemanden nicht. Jedes Mädchen würde schreiben, dass ihr Freund oder ihr Vater ihr Held ist, aber ich habe keinen Freund und meinen Vater kann ich auch nicht gerade als meinen Helden bezeichnen. Ich würde Ihnen gerne meinen Helden näher vorstellen, aber ich habe keinen. Tut mir wirklich leid.

Seufzend lege ich meinen Stift weg und knalle meinen Kopf auf die Tischplatte. So kann ich das unmöglich abgeben!

Ach scheiß drauf! Ich hefte das Blatt in meinen Hefter und lege den Kopf in den Nacken. Was ein scheiß Tag!

Seufzend mache ich mich an meine Mathehausaufgaben und dann noch Latein.

Ich lege meinen Kopf auf die Tischplatte und schließe erschöpft die Augen. Endlich bin ich mit allem durch und nehme meine Kopfhörer wieder ab. Ich schaue auf meine Uhr. 4:45 Uhr. Ich kann noch eine gute Stunde schlafen.

Schnell lege ich mich ins Bett und schlafe sofort ein, als mein Kopf das weiche Kissen berührt.

When the mask falls...Where stories live. Discover now