Kapitel 5: Verlaufen

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Ich lief den Korridor entlang, auf der Suche nach meinem Zimmer. Ich konnte es immernoch nicht glauben das, dass hier real ist. Mein Dad ist sowieso nie zuhause und meine Mum? Die interessiert sich nicht für ihre Tochter. Aber was ist mit Ava? Suchen sie mich gar nicht? Und was ist mit meinen Sachen? Mein Handy und meine Klamotten? Fragen über Fragen, doch keine Antwort. Ich kann mir nicht vorstellen, hierher zu gehören. Am anderen Ende des Ganges sah ich eine große Tür. Sie sah aus wie eine Eingangstür. Langsam und mit Bedacht nicht erwischt zu werden ging ich darauf zu. Leise zog ich sie auf und tatsächlich trat ich in einen riesigen Garten. Eine frische Sommerbrise ließ mich tief ein und aus atmen, wobei ich genüsslich meine Augen schloss. Ich stand auf einem gepflasterten weg, der über eine große Wiese ging. Bäume gaben ein schattiges Plätzchen auf dem Rasen und ein großer Springbrunnen verlieh dem ganzen etwas magisches. Hier draußen herrschte eine lockere Atmosphäre. Ich ging den schmalen Weg entlang. Es war wirklich ein riesiger Garten. Der Weg führte um das, große Gebäude, was einen an eine Villa oder einem Internat erinnerte. Es war echt ruhig hier, und abgesehen von den ein oder anderen Leute, die laßen oder einen Spaziergang machten, war hier keine Menschenseele. Ich sah ein großes Tor. Der Garten war durch Hecken eingezäunt. Ich ging zu dem Tor, und versuchte es zu öffnen. Und es ging wirklich auf. Das ist mein Weg zurück nach Hause! Ich drehte mich nach links und rechts, um nachzuschauen ob ich gesehen wurde. Dann wollte ich mich gerade herausschleichen, riss das Tor auf, wurde aber sofort wieder zurück gezogen. Ein großer, muskulöse Mann, wahrscheinlich einer der Wachen, hielt mich grob an der Schulter und drehte mich zu sich. Er sah mich zornig an.

,,Das kannst du vergessen. Hier wird nicht einfach abgehauen!" Maulte er mich mit seiner gruseligen Stimme an und ich bekam allmählich, etwas Angst. Ich schluckte schwer und nickte eifrig, bevor ich mich umdrehte und auf die Eingangstür zusteuerte. Ich zog sie auf, und bemerkte sogleich das ich in die zweite Eingangstür gegangen war, und mich nun in einem anderen Korridor befand. Hier war alles kühl eingerichtet. Die Wände waren gelb und hatten silberne, geschwungene Verzierungen. Ich lief den Gang entlang. Ich kam an irgendwelchen Räumen vorbei, die verdächtig nach Klassen aussahen. Dann ein großer Gemeinschaftsraum. Ich blieb kurz stehen und lugte hinein. Es trennte keine Tür den Raum vom Gang ab, sondern einen glitzernden Perlenvorhang. Der Raum war riesig! Fünf schwarze Ledersofas und zwei Ledersessel standen vor einem großen Kamin. Über dem Kamin hing ein Flachbildschirm. In der Mitte der Sofas stand ein kleiner Glastisch. Neben dem Kamin stand eine Holzkommode, ebenfalls dunkel. Darauf stand ein Ständer mit Zeitschriften und daneben lagen Brettspiele. Ich schaute weiter. Ein Tischfußball stand an der anderen Wand, und auch Sitzsäcke und Hängematten fanden sich in einer Ecke. Pflanzen konnte man überall erkennen, auch einen winzigen Brunnen der auf dem Festerbrett stand. Wieder waren die Fester riesig und ich konnte auch eine Balkontür entdecken. Dunkle Jalousien waren an den Fenster, an denen trotzdem schneeweiße Gardienen hingen. Die Wand war grau, wirkte aber trotzdem nicht kalt. Der Raum glich jedoch eines riesigen Ballsaal, so groß war er! Schnell lief ich zum Ende des Ganges, wo sich eine Treppe befand, die hoch führte. Ich ging die Treppe hinauf, und sah einen weiteren Korridor mit weiteren Zimmern. Hier sah alles genauso aus wie bei mir im Gang. Nur mit dem unterschied das die Wand dunkelblau gestrichen war. Hier war deutlich mehr los als bei mir im Korridor. Ich wollte die Treppe weiter hoch gehen, aber schaute nochmal zurück auf die Zimmer.
Plötzlich knallte ich gegen irgendwas, aber bevor ich nach hinten fiel wurde ich festgehalten. Ein Junge mit braunen Haaren, und blau-braunen Augen hatte mich zurück auf die Beine gestellt.
Erschrocken schaute ich ihn an.

,,Hast du dich verlaufen?" Fragte er verwundert. Er hatte eine tiefe Stimme. Verunsichter schluckte ich und nickte.

,,Ja. Ja das hab ich." Gab ich zu und schaute mutig zu ihm hoch. Mein ganzes Selbstvertrauen war wie weggepustet.
Er grinste frech.

,,Ich bin Tarek." Freundlich reichte er mir seine Hand, die ich zögerlich annahm.

,,Hope." Erwiderte ich und hielt weiterhin Blickkontakt.

,,Soll ich dir helfen dein Zimmer zu finden?" Bot er sich an und hob abwartend die Augenbrauen.

,,Das wäre nett." Verunsichter knetete ich meine Hände. Er blieb seelenruhig stehen, und ich erkannte sofort das er die Ruhe in Person war. Trotzdem schüchterte er mich etwas ein.

,,Welches Zimmer hast du?" Fragend zog er die Stirn in Falten und tippelte wartend mit seinen Fingern auf dem Holzgeländer herum.
Ich zuckte bloß mit den Schultern.

,,Keine Ahnung. Ich bin mit so einer Lynn auf einem Zimmer." Antwortete ich wahrheitsgemäß und ging sie Stufen von der Treppe herunter.
Er nickte und lief voraus. Den Gang entlang, dann links und wieder links.

,,Du bist ein Apprenti oder?" unterbrach er die peinliche Stille, ohne mich ansehen zu müssen.

,,Ja bin ich." antwortete ich brav auf seine Frage.
Er lachte.

,,Merkt man." gab er gelassen zu und schnaltze mit der Zunge.

Wir liefen weiter.

Und dann standen wir vor meiner Zimmertür, in meinem Korridor.

,,So da wären wir." grinste er spitzbübisch.

,,Danke Tarek." Bedankte ich mich, worauf er mich nur weiter musterte.

,,Na dann, wir sehen uns." Und schon war er wieder in diesem Labyrinth aus Gängen und Türen verschwunden. Seufzend ging ich in mein Zimmer, wo ich eine aufgedrehte Lynn vorfand. Naja, vielleicht war sie auch immer so. Sie sprang in unserem hell, eingerichteten Zimmer hin und her und ging immer wieder ins Bad.

,,Da bist du ja." Trällerte sie vor sich hin und zog mich zu sich.

,,Lynn, was machst du-" Und schon hatte sie mich unterbrochen.

,,Und welches Element bist du?" Freute sie sich und sah mich fragend an.

,,Wasser." Mit einem leicht genervten Unterton antwortete ich. Sie schaute mich ungläubig an und lies dann die Mundwinkel fallen.

,,Na toll. Warum kannst du nicht Luft sein." Sie spitze die Lippen.

,,Naja, nicht schlimm." Und schon war sie wieder so gut gelaunt wie vorher. Dann schaute an der herunter, bevor sie meine Schrank aufriss.

Mir stand der Mund offen. Ich hatte breits Sachen zur Verfügung bekommen, und das waren gar nicht mal so schlechte Klamotten. Lynn gab mir ein lockeres T-shirt und eine Leggins.

,,Zieh dich um, ihr habt auch noch Einweihung!" Und schon hatte sie mich ins Bad geschubst.

,,In der Ruhe liegt die Kraft, Lynn." Lachte ich vor mich hin, und in selben Moment hatte sie die Badezimmertür wieder aufgerissen, und zeigte auf die Uhr. Es war mittlerweile 16:00 Uhr und sofort zog ich mich um.

,,Du hörst dich schon an wie so ein richtiger Wasser-Apprenti." Rief sie kichernd von draußen rein und ich lächelte dezent.

Elementar-Kampf der MächteWhere stories live. Discover now