Bella's Test

1.5K 63 14
                                    

Bella blieb wie angewurzelt stehen, als sie Jacob sah. Edward hielt so von hinten an den Oberarmen fest. Ich sah, dass sich die drei unterhielten, aber ich konnte es selbstverständlich nicht hören. Emmett neben mir jedoch schon.
"Was passiert da?", fragte ich angespannt.
Emmett neben mir seufzte.
"Jacob hat Bella gerade erklärt, dass es besser wäre, wenn sie erst einmal auf schauen, wie sie auf ihn reagiert.", brummte er mir zu.        
"Oh, danke.", entgegnete ich leise.
Draußen ging das Gespräch der drei munter weiter, und während ich ahnungslos da stand und es beobachtete, wussten die Cullens natürlich was sich draußen abspielte. Plötzlich ging Jacob auf Bella zu. Ich hielt instinktiv die Luft an und packte nach Emmett's Arm. Ich hatte Vertrauen in Bella, doch ihr hatte dennoch Angst, dass irgendwas schief gehen könnte. Seth und Leah schienen ähnlich zu denken denn sie folgten ihm sofort. Dann drehte Jacob sich zu den beiden um und sagte etwas zu ihnen. Daraufhin folgten sie ihm etwas langsamer. Wahrscheinlich wollte Jacob nicht, dass sie ihm folgten, doch ich war ganz froh darüber, dass sie es taten. Im nächsten Augenblick stand Jacob so nah vor Bella, dass sich ihre Nasen fast berührten. Es lief mir eiskalt den Rücken runter. Wenn Bella jetzt die Kontrolle verlieren würde, hätte Jacob keine Chance. Sie blieben in dieser Position stehen. Für mich sah es so aus als wären sie eingefroren.
"Mein Gott. Was ist da los?", flüsterte ich und sah zu Emmett.
"Jacob hat Bella gerade angeboten zu tun, was auch immer sie will.", antwortete er mir.
Ich riss die Augen erschrocken auf.
"Was? Ist er verrückt? Er übertreibt völlig!", sagte ich.
"Beruhige dich. Sie schnuppert ja nur an ihm.", gab Emmett zurück.
Ich nickte zwar, doch es beruhigte mich nicht gerade. Ich sah wieder aus dem Fenster. Plötzlich lachte Emmett so laut, dass ich vor Schreck zusammenzuckte.
"Was ist passiert?", fragte ich und sah ihn verwirrt an.
"Bella hat gerade realisiert, wie abstoßend dein Freund stinkt.", lachte Emmett.
Ich sehe ihn abschätzig an.
"Das tut er gar nicht.", verteidigte ich meinen Freund.
Emmett lachte immer noch.
"Ist schon okay. Für ihn stinken wir ja auch. Das hat was damit zu tun, dass wir natürliche Feinde sind.", erklärte Emmett mir.
Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte. Dann sah ich wieder zum Fenster. Jacob sah nervös hinter sich und schien mit Bella zu reden. Ich hätte nur zu gern gewusst was sie beredeten, doch ich wollte Emmett nicht schon wieder nerven. Dann trat Bella einen Schritt vor, doch Jacob versperrte ihr den Weg. Dicht hinter ihm stand Seth. Es wurde wieder einige Worte gewechselt. Plötzlich sah Edward gereizt aus und ich hatte Sorge um Jacob und Seth. Edward schien Jacob etwas zu sagen, es war bestimmt nichts nettes, denn er sah immer noch gereizt aus. Kurz darauf blickte Jacob wieder hinter sich zu Seth und nickte. Dann lief Jacob uns entgegen, während Leah und Seth im Wald verschwanden.
"Edward und Bella kommen. Seth kommt auch gleich.", sagte Jacob, als er wieder bei uns im Wohnzimmer stand.
Dann kam er auf mich zu.
"Sara, bitte. Stell dich nach hinten. Ich weiß du möchtest mit Bella sprechen, aber es ist wahrscheinlich noch zu gefährlich.", sprudelte er hervor und zog mich schon mit sich.
Erst jetzt realisierte ich, dass die Cullens sich vor Rosalie, die Renesmee im Arm hielt, versammelten. Wie eine Art Wand. Jacob führte mich zu Rosalie.  
"Du stellst dich hier hin.", sagte er und positionierte sich selbst zwischen uns.
Genau vor uns standen Emmett und Jasper. Carlisle und Esme standen an Emmett's Seite, rechts von ihm. Alice stand neben Jasper. Als die Verandatür aufging, nahm Jacob meine Hand und sah mich an.
"Bleib dicht bei mir, falls etwas passieren sollte.", flüsterte er und ich nickte nur aufgeregt.
Dann betraten Edward und Bella das Wohnzimmer. Ich schnappte unwillkürlich nach Luft. Bella's Anblick erschreckte mich zuerst, da mir als aller erstes ihre stechend roten Augen auffielen. Sie waren wirklich erschreckend und ich wusste, dass ich mich erst einmal daran gewöhnen musste. Auf dem zweiten Blick fiel mir ihre vollkommene Schönheit auf. Sie war so wunderschön, wie es alle Vampire waren, die ich je gesehen hatte. Doch das entscheidende war, was mir mein Herz sagte. Es sagte mir, dass es immer noch Bella war. Meine beste Freundin Bella, so wie ich sie vor langer Zeit kennengelernt hatte. Es hatte sich nur ihr Äußeres und ihre Sterblichkeit verändert. Sonst war alles beim Alten. Als diese Einsicht auch mein Gehirn erreicht hatte, lächelte ich ihr freudestrahlend entgegen und sie lächelte scheu zurück. Ihre erste Priorität war nun Renesmee und das verstand ich total. Genau in diesem Moment kam auch Seth in das Wohnzimmer und stellte sich sofort dicht auf die andere Seite neben Rosalie. Er sah scheu zu Bella und Edward und sah besorgt aus. Plötzlich gab Renesmee ein Wimmern von sich und beugte sich in Rosalie's Armen vor.
"Ich war nur drei Tage bewusstlos?", fragte Bella ungläubig und es war das erste Mal, dass ich ihre veränderte Stimme hörte.
Edward nickte nur auf ihre Frage. Renesmee wimmerte erneut und fasste Rosalie an den Hals. Daraufhin kicherte Rosalie und nickte.
"Ja, das ist sie."
Renesmee sah gebannt zu Bella, lächelte sie strahlend an und streckte ihre kleine Hand in Bella's Richtung. Daraufhin machte Bella einen zögernden Schritt auf Renesmee zu. Plötzlich reagierten alle ganz schnell. Emmett und Jasper stellten sich Bella sofort in den Weg. Schulter an Schulter und bereit sie aufzuhalten. Edward packte Bella von hinten an den Oberarmen fest und selbst Carlisle und Esme sprangen Emmett und Jasper zur Seite. Rosalie neben mir hingegen wich zurück Richtung Tür und hielt Renesmee ganz fest. Seth stellte sich schützend vor Rosalie und Renesmee und Jacob machte einen Schritt nach vorne. Nur Alice und ich waren die Einzigen, die blieben, wo wir waren.
"Also, ein bisschen Vertrauen müsst ihr schon haben.", schalt sie die anderen.
"Sie wollte doch gar nichts machen. Nur die Kleine genauer anschauen."
Jacob, Carlisle und Esme entspannten sich sofort. Doch die anderen waren noch nicht überzeugt. Selbst Edward hielt Bella immer noch fest.
"Alles in Ordnung.", versprach Bella und tätschelte Edward's Hand.
Dann sah sie zögernd zu Renesmee.
"Aber bleib in meiner Nähe, man kann ja nie wissen.", sagte sie zu Edward.
Dieser nickte lächelnd und ließ sie los.
Jasper sah Bella konzentriert an. In diesem Moment zappelte Renesmee unruhig in Rosalie's Armen. Sie wollte endlich zu ihrer Mutter.
"Jasper, Emmett, lasst uns durch. Bella hat die Sache im Griff.", sagte Edward, da Jasper und Emmett noch immer den Weg versperrten.
"Edward, das Risiko ...", setzte Jasper an, doch Edward unterbrach ihn.
"Äußerst gering. Hör zu, Jasper - auf der Jagd witterte sie die Fährte von zwei Wanderern, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren ..."
Carlisle schnappte entsetzt nach Luft und er war nicht der Einzige. Esme sah besorgt und mitleidig zu Bella. Und auch wir anderen waren entweder geschockt oder überrascht. Ich sah, wie Jasper leicht nickte. Emmett zuckte die Schultern. Rosalie sah überhaupt nicht betroffen aus. Sie hatte lediglich Probleme damit die zappelnde Renesmee festzuhalten. Alice sah Bella mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte.
"Edward! Wie konntest du so verantwortungslos sein?", sagte Carlisle vorwurfsvoll.
"Ich weiß, Carlisle, ich weiß. Es war einfach dumm von mir. Ich hätte erst sichergehen sollen, dass keine Gefahr bestand, ehe ich sie losließ.", entschuldigte sich Edward.
Alle starrten Bella an.            
"Edward.", murmelte sie.
"Er hat völlig Recht, mich zu tadeln, Bella. Ich habe einen riesengroßen Fehler begangen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass du stärker bist als alle, die ich je kannte.", entgegnete Edward grinsend.
"Sehr geschmackvoller Scherz, Edward.", feixte Alice.
"Ich habe nicht gescherzt. Ich versuche Jasper zu erklären, weshalb ich weiß, dass Bella mit dieser Situation umgehen kann. Es ist nicht meine Schuld, dass alle die falschen Schlüsse ziehen.", sagte Edward.
"Moment mal. Sie hat die Menschen nicht gejagt?", stieß Jasper erstaunt hervor.
"Das wollte sie zunächst.", räumte Edward ein und schien sehr gut gelaunt zu sein.     
"Sie war vollkommen auf die Jagd konzentriert.", fügte er hinzu.
"Was ist passiert?", wollte Carlisle enthusiastisch wissen.
Ihn reizten die neuen Erkenntnisse. Edward ging einen Schritt auf Carlisle zu.
"Sie hörte mich hinter sich und reagierte abwehrend. Und kaum durchkreuzte meine Verfolgung ihre Konzentration, brach sie die Jagd ab. Etwas Vergleichbares habe ich noch nie gesehen. Sie begriff sofort, was los war, und dann ... hielt sie die Luft an und rannte davon.", erklärte er angeregt.
"Wow. Im Ernst?", sagte Emmett leise.
Ich musste ihm im Stillen Recht geben. Ich konnte nicht anders, aber ich empfand tiefen Respekt und Stolz für meine beste Freundin und nickte anerkennend.
"Er erzählt es nicht richtig.", sagte Bella verlegen und ich war mir sicher, dass sie rot geworden wäre, wenn sie es gekonnt hätte.
"Er hat nicht erzählt, wie ich ihn angeknurrt habe."
Emmett lachte kurz auf.
"Hast du ihm ordentlich eine verpasst?", fragte er und klang ein wenig zu schadenfroh.
Es ging leises Gelächter um, während Bella ihn vorwurfsvoll ansah.
"Nein! Natürlich nicht.", sagte Bella bestimmt.
"Nein, wirklich nicht? Du hast ihn nicht angegriffen?", hakte Emmett nach.
"Emmett!", protestierte Bella.
"Och, so ein Jammer.", stöhnte Emmett und klang wirklich enttäuscht.
"Da bist du wahrscheinlich die Einzige auf der Welt, die ihn besiegen könnte - weil er nicht in deinen Kopf gucken und schummeln kann -, und eine perfekte Entschuldigung hattest du auch noch.", beklagte Emmett sich weiter und seufzte schwer.
"Ich hätte für mein Leben gern gesehen, wie er sich ohne diesen Vorteil anstellen würde."
Bella sah ihn eisig an.
"Das würde ich nie tun.", stellte sie klar.
Auf einmal boxte Edward Jasper scherzhaft gegen die Schulter.
"Verstehst du nun, was ich meine?", fragte er ihn.
"Das ist nicht natürlich.", murmelte dieser.
"Sie hätte sich auf dich stürzen können - sie ist erst wenige Stunden alt!", schimpfte Esme und legte sich die Hand aufs Herz.
"Oh, wir hätten euch begleiten sollen."
Ich sah zu Bella und bemerkte, das sie gar nicht mehr richtig zuhörte. Ihr Blick war fest auf Renesmee gerichtet, die ihre Hände in Bella's Richtung streckte. Bella hob eine Hand, wie zum Gruß.
"Edward. Bitte?", sagte Bella flehend und ließ ihren Blick stur auf Renesmee gerichtet.
Edward sah zum zweifelnden Jasper.
"Jasper, so etwas hast du noch nie zuvor erlebt. Vertraue mir.", meldete sich nun Alice und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter.
Ihre Blicke trafen sich für einen Moment, dann nickte Jasper schließlich und machte den Weg für Bella frei. Nun waren alle Blicke auf Bella gerichtet.

Der Werwolf und IchWhere stories live. Discover now