Eine besondere Geste von Jasper

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"Begibst du dich dadurch in Gefahr, Seth?", hörte ich Edward fragen und erstarrte.
Einer von ihnen war also Seth. Mein bester Freund Seth ... War der andere dann etwa ... Jacob? Der kleinere Wolf wirbelte herum und verschwand im Wald. Es war Seth. Alice erschien plötzlich auf der Veranda. Sie sah den zurückgebliebenen Wolf besorgt an und flitzte dann zu Jasper, der sich von mir entfernte. Ein paar Meter von mir blieb er unschlüssig stehen und wartete auf Alice. Sie umarmte ihn und sah mich an. Dann löste sie sich aus der Umarmung und blieb stehen, während Jasper zu mir zurück kam.
"So, Sara. Da ich gerade eben nicht zu der Frage kam: Was machst du hier?", fragte er und ich hörte einen kleinen Vorwurf mitschwingen.
"Ich ... ich wollte - Ich wollte euch vor dem Rudel warnen.", flüsterte ich, doch ich war mir sicher, dass er es verstand.
Jasper lächelte mich aufmunternd an.
"Da warst du wohl ein wenig zu spät dran. Seth und Jacob waren ein wenig schneller.", sagte er und grinste mich an.
"Scheint wohl so ...", murmelte ich und sah zu Edward und dem Wolf herüber.
Es war also mein Jacob. Ich hatte also richtig vermutet. Doch dann fiel mir etwas ein.
"Moment mal. Wie kann es sein, dass die beiden hier sind? Müssten sie nicht eigentlich Sam's Befehl folgen? Die Befehle des Leitwolfs zu umgehen ist unmöglich.", fragte ich nun verwirrt.
Jasper zuckte mit den Schultern und sah mich entschuldigend an.
"Das weiß ich leider nicht. Da müsstest du mal Jacob fragen.", gab Jasper zurück und ich nickte.
Darauf konnte er sich verlassen. Jacob hatte mir so einiges zu erklären.
"Woher weißt du eigentlich vom geplanten Angriff des Rudels?", wollte Jasper nun wissen und riss mich somit aus meinen Gedanken.
Ich seufzte, während Jasper mich erwartungsvoll ansah. Also erzählte ich ihm die ganze Geschichte, wie Billy und ich auf diesen Verdacht gekommen waren.
"Wow, das war ja richtig scharfsinnig von euch.", sagte Jasper anerkennend und ich zuckte daraufhin mit den Schultern.
"Das du dich aber zwischen uns und dem Rudel stellen willst ist aber echt idiotisch.", sagte er dann ziemlich harsch.
"Du glaubst doch nicht etwa, dass du irgendetwas ausrichten könntest. Du würdest dich nur unnötig in Gefahr bringen und damit wäre keinem geholfen."
Ich seufzte schwer und nickte. Ich sah ein, dass er Recht hatte.
"Du hast ja Recht, tut mir leid. Es war auch nur so ein hilfloser Ansatz euch irgendwie zu helfen.", murmelte ich beschämt, doch Jasper drückte mir zum Trost behutsam die Hand.
Diese kleine Geste war für ihn ein großer Fortschritt. Es kostete ihn bestimmt eine Menge an Selbstbeherrschung und Überwindung, da er es ihm in der Nähe von Menschen noch immer schwer fiel seine Selbstbeherrschung nicht zu verlieren. Er hatte in diesem Bezug nicht gerade viel Selbstvertrauen in sich. Ich empfand es als etwas Besonderes und lächelte ihn an.
"Es ist aber echt ehrenhaft, dass du dich zu unserem Schutz zwischen die Fronten stellen würdest. Das wissen wir zu schätzen. Danke.", sagte er.
Ich nickte ihm zu.
"Ihr seid meine Freunde. Ist doch klar, dass ich euch helfen möchte.", gab ich zurück und Jasper lächelte nun mich an.
"Ausserdem will ich auch nicht, dass den Werwölfen etwas passiert. Die sind genauso meine Freunde. Auch wenn sie momentan im Unrecht sind."
Jasper nickte verständnisvoll. Dann sah ich, wie Alice auf uns zu kam.
"Komm.", sagte sie und hielt mir ihre Hand hin.
Ich sah sie fragend an.
"Was hast du vor? Wohin soll ich mitkommen?"
"Wir gehen mal zu deinem Freund. Ich würde gerne mal von ihm wissen, was hier vor geht.", gab sie zurück und bevor ich etwas sagen konnte, ergriff sie meine Hand und zerrte mich hinter sich her.
Wir kamen bei Edward und Jacob, der immer noch in Wolfsgestalt war, an. Als er mich vor sich stehen sah, winselte er leise, und da ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte, tätschelte ich seine Nase, worauf er seine Augen schloss. Wie ich vermutete, genoss er meine Berührung, auch wenn die Situation nicht gerade so rosig aussah.
"Jacob, würde es dir etwas ausmachen, die Gestalt zu wechseln? Ich möchte wissen, was los ist.", fragte Alice ungeduldig und Jacob schlug sofort die Augen wieder auf.
Und damit war der kleine, schöne Moment auch schon zu Ende.
Jacob schüttelte den Kopf. Im selben Moment setzte Edward zu einer Antwort an.
"Er muss mit Seth in Verbindung bleiben.", sagte er.
Alice schnaubte.
"Wärest du dann bitte so freundlich, mir zu verraten, was los ist?", fragte Alice genervt.
Edward nickte nüchtern.
"Das Rudel glaubt, Bella sei zum Problem geworden. Sie wittern Gefahr in dem, was sie im Leib trägt. Sie sehen es als ihre Pflicht an, diese Gefahr auszuschalten. Jacob und Seth haben sich von ihrem Rudel losgesagt, um uns zu warnen. Die übrigen planen für heute Nacht einen Angriff.", erklärte er und ich sah ihn entsetzt an.
Heute Nacht? Das ging ja schneller als befürchtet. Immerhin wusste ich nun, dass Billy mit seinem Verdacht richtig lag. Aber wie meinte er das, als er sagte, dass sich Jacob und Seth von ihrem Rudel losgesagt hatten? Während ich mir meine Gedanken machte, zischte Alice und beugte sich von Jacob weg. Ich sah, wie Emmett und Jasper ihren Blick über die Bäume schweifen ließen.
"Carlisle und Esme sind unterwegs. Noch zwanzig Minuten, höchstens.", ließ uns Emmett dann wissen.
"Wir sollten unsere Verteidigung vorbereiten. Jacob soll heulen, wenn Gefahr droht.", schlug Jasper vor und Edward nickte.
Edward sah Jacob an und dieser nickte dann ebenfalls.
"Lasst uns ins Haus gehen. Sara, Jacob möchte, dass du zurück zu Billy gehst und da bist, falls das Rudel dort aufschlägt und Billy fragen sollte wo Jacob ist. Du sollst dafür sorgen, dass Billy dem Rudel nichts verrät.", sagte Edward und ich sah zuerst ihn an, dann wanderte mein Blick zu Jacob.
"Nein.", erwiderte ich knapp.
Jacob legte seinen Kopf schief, um mir zu signalisieren, dass er nicht verstand.
"Ich werde nicht zurück zu Billy gehen und dort auf irgendeine Nachricht von euch zu warten. Billy wird schon so schlau sein, dem Rudel nichts zu sagen. Ich werde ihn anrufen und ihn warnen, falls ihr dann beruhigt seid, aber ich werde nicht in La Push auf heißen Kohlen sitzen und hoffen, dass keiner stirbt. Ich werde hier bleiben und helfen, wo immer ich kann.", sagte ich bestimmt und ließ keinen Widerspruch zu.
Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging zu Jasper, der ein wenig Abseits stand.
"Deine Freundin ist echt ziemlich schlagfertig.", raunte Emmett und ich konnte mir ein leises Kichern nicht verkneifen.
"Und sie weiß, was sie will.", fügte Alice hinzu.
"Das kann manchmal echt anstrengend sein. Ich weiß, wovon ich spreche.", murmelte Edward und seufzte.
Jacob jaulte leise, doch ich ließ mich nicht beirren und ging stur zum Haus.

Der Werwolf und IchWhere stories live. Discover now