Neue Gedanken

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"Rosalie? Könntest du mir bitte noch eine Tasse holen?", fragte Bella und hielt ihre Bluttasse hoch.
"Selbstverständlich.", sagte Rosalie liebevoll, nahm die Tasse und flitzte nach oben.
"Hast du etwas gesagt?", fragte Edward plötzlich und klang ziemlich überrascht.
Ich sah ihn stirnrunzelnd an. Niemand hatte etwas gesagt und seine Ohren waren so gut ausgeprägt, dass er es mitbekommen hätte. Er müsste wissen, dass niemand etwas gesagt hatte und diese Tatsache kam mir ziemlich merkwürdig vor. Edward starrte Bella an und sie starrte zurück. Sie sahen beide verwirrt aus.
"Ich? Ich habe nichts gesagt.", entgegnete sie stirnrunzelnd.
Dann ging Edward plötzlich auf die Knie, beugte sich über Bella und sah ihr angestrengt ins Gesicht.
"Woran denkst du in diesem Moment?", wollte Edward nun von ihr wissen.
Sie sah ihn verständnislos an.
"An gar nichts. Was ist los?", gab sie verwundert zurück.
"Woran hast du eben gerade gedacht?", wollte er weiter wissen.
"Nur an ... Esme's Insel. Und an Federn.", sagte Bella und wurde rot.
Ich hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. Edward scheinbar schon, denn ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
"Sag irgendetwas anderes.", bat Edward sie flüsternd.
Bella sah ihn verwirrt an.
"Was denn? Edward, was ist los?"
Edward's Gesichtsausdruck veränderte sich, doch ich konnte ihn nicht wirklich deuten. Plötzlich legte er ganz leicht die Hände auf Bella's riesigen runden Bauch. Ich verfolgte das alles sehr gespannt, während Jacob die Kinnlade herunterfiel.
"Der F... Es ... das Baby mag den Klang deiner Stimme.", sagte Edward schließlich und sah Bella an.
Einen ganz kurzen Augenblick herrschte absolute Stille. Ich hielt gebannt die Luft an, während ich merkte, wie Jacob sich versteifte.
"Meine Güte, du kannst ihn hören!", rief Bella erfreut auf, ehe sie zusammenzuckte.
"Schsch. Du hast es ... ihn erschreckt.", sagte Edward sanft und rieb ihr zärtlich den Bauch.
Bella's Augen wurden groß und sie tätschelte ihren Bauch.
"'tschuldigung, Baby.", flüsterte sie zärtlich.
Edward lauschte angestrengt.
"Was denkt er jetzt?", wollte Bella nun aufgeregt wissen.
"Es ... er oder sie ... ist glücklich.", sagte Edward ungläubig.
Bella stockte der Atem und die grenzenlose Liebe und Hingabe war nicht zu übersehen. Große, dicke Tränen quollen ihr aus den Augen,  liefen still über ihr Gesicht und die lächelnden Lippen. In Edward's Blick las ich Staunen.
"Natürlich bist du glücklich, mein süßes Baby, natürlich.", schluchzte Bella liebevoll und streichelte ihren Bauch.
"Wie könnte es anders sein, so sicher und geborgen und warm, wie du es hast? Ich habe dich so lieb, kleiner EJ, natürlich bist du glücklich."
"Wie hast du ihn genannt?", fragte Edward neugierig, worauf Bella wieder rot wurde.
"Ich habe ihm einen Kosenamen gegeben. Ich dachte nicht, dass du Lust hättest ... na, du weißt schon.", erklärte sie errötet.
"EJ?", fragte Edward und Bella nickte.
"Dein Vater hieß doch auch Edward."
Edward sah sie verwundert an.
"Ja, das stimmt. Was ...?", er verstummte.
"Hmmm.", machte er dann.
"Was ist?", fragte Bella.
"Meine Stimme mag er auch.", sagte Edward.
"Natürlich. Du hast die schönste Stimme der Welt. Wer könnte sie nicht lieben?", erwiderte Bella und klang ein wenig überheblich.
"Hast du auch einen Plan B? Wenn er nun ein Mädchen wird?", meldete sich Rosalie zu Wort und beugte sich zufrieden über die Rückenlehne des Sofas.
Wann war sie denn wieder in den Raum gekommen? Sie übergab Bella die Tasse mit Blut. Bella wischte sich mit dem Handrücken über das tränenüberströmte Gesicht.
"Ich habe ein bisschen rumprobiert. Habe mit Renée und Esme gespielt. Ich dachte an ... Renesmee.", sagte sie.
"Rehnesmeh?", fragte Edward unsicher.
"R-e-n-e-s-m-e-e. Zu abgedreht?", fragte Bella stirnrunzelnd.
"Nein, mir gefällt er. Er ist sehr schön. Und einmalig, das passt also.", versicherte Rosalie ihr.
Ich verdrehte die Augen. War ja klar, dass sie das sagte. Doch ich musste zugeben, dass der Name etwas hatte.
"Ich glaube ja immer noch, dass es ein Edward wird.", sagte Bella gutgelaunt.
So gut gelaunt hatte ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Edward starrte Löcher in die Luft, während er den Gedanken des Fötus lauschte.
"Was ist? Was denkt er jetzt?", wollte Bella wissen.
Edward antwortete nicht, stattdessen tat er etwas, das uns alle nach Luft schnappen ließ - er legte ein Ohr zärtlich an Bella's Bauch.
"Er liebt dich. Er betet dich an.", flüsterte Edward.
Plötzlich merkte ich das Zittern, das von Jacob's Körper ausging. Sanft strich ich über seinen Handrücken, um ihn zu beruhigen, doch er schien es nicht wahrzunehmen.
"Sara, geh von ihm weg, sofort!", drängte Edward mich plötzlich.
Ich sah ihn an. Sein Blick durchbohrte mich, während Bella mich geschockt ansah.
"Sara, mach schon!", zischte Edward.
Ich sah zu Jacob, der die Augen geschossen hatte und immer noch unkontrolliert zitterte. Ich kletterte vorsichtig und so schnell ich konnte von Jacob's Schoß. Kaum war ich auf den Beinen, zog mich jemand am Arm von Jacob weg. Als ich aufblickte, sah ich, dass es Rosalie war. Jacob war bereits ebenfalls auf den Füßen und zitterte am ganzen Körper. Er sah sich verzweifelt im Raum um. Ich versuchte mich aus Rosalie's Griff zu befreien, doch ich hatte keine Chance.
"Ahhh.", rief Edward erstickt und sah ein bisschen panisch aus.
Plötzlich flitzte er so schnell wie der Blitz zu einem kleinen Beistelltisch, riss die Schublade auf und fischte etwas heraus. Er warf es Jacob zu, der es reflexartig auffing. Ich wusste nicht, was es war, bis Jacob die Hand öffnete, um es sich selbst anzusehen. Es war ein Schlüsselbund.
"Geh, Jacob. Verschwinde von hier.", sagte Edward.
Er sagte es sehr freundlich und überhaupt nicht grob, doch es glich dennoch einen Rausschmiss.
"Was? Nein!", protestierte ich und wand mich in Rosalie's Griff.
"Es ist zu deinem und vor allem seinem Besten.", sagte Edward sanft.
Jacob stand immer noch unschlüssig, mit dem Schlüsselbund in der Hand, da und sah mich an.
"Dann lass mich wenigstens mitgehen.  Bitte!", flehte ich und sah Jacob an.
Er schloss die Augen und seufzte.
"Es tut mir leid, Sara.", flüsterte er und sah mir direkt in die Augen.
Das zittern war schlimmer geworden.
"Ich liebe dich.", sagte er, dann rannte er aus dem Wohnzimmer in Richtung Garage.     
"Nein, Jake!", rief ich ihm hinterher.
Ich wollte ihn nicht schon wieder verlieren. Das hatte ich schon einmal durchmachen müssen.
"Lass mich los!", schrie ich nun Rosalie an.
"Sie wird dich erst loslassen, wenn Jacob weg ist. Wir wollen dich nicht in Gefahr bringen.", sagte Edward.
"In Gefahr bringen?", fragte ich ungläubig.
"Jacob würde mir nie etwas antun!"
Edward seufzte und kam auf mich zu.
"Nicht absichtlich. Es ist schon einmal passiert, dass ein Werwolf sich nicht unter Kontrolle hatte. Sicher, es war ein Unfall, aber dennoch ist es passiert und ich kann das Risiko nicht eingehen, dass es nach einmal passiert.", sagte er.
Er spielte auf Sam an. Sam hatte seiner Verlobten Emily ausversehen die rechte Gesichtshälfte entstellt, als er einmal die Konttolle in ihrer Nähe verloren hatte.
"Das ist nicht dasselbe.", brummte ich.
"Rosalie, du kannst Sara jetzt loslassen. Jacob ist fort.", sagte Edward und überging meinen Einwand.
Rosalie ließ mich los und ging zurück zu Bella, die mich mitleidig ansah. Ich schnaubte und ging zum Sessel. Ich ließ mich in ihn hineinfallen und drehte den dreien den Rücken zu. Mit liefen stumm die Tränen die Wangen herunter, als ich durch das Fenster zum Wald blickte. Ich fragte mich, wohin Jacob gefahren war und wann er wiederkommen würde. Falls er wiederkommen würde.
"Ich liebe dich auch, Jacob.", flüsterte ich vor mich hin und starrte weiter aus dem Fenster.

Der Werwolf und IchOnde histórias criam vida. Descubra agora