Wiedersehen mit Jacob

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Ich konnte vor Überraschung nichts sagen. Ich stand nur da und versuchte die Situation vor mir zu begreifen. Ich konnte sehen, dass Jacob unter Seth's Griff zitterte. Ich betete, dass sich Jacob im Griff hatte und sich nicht verwandelte. Das würde sehr böse für Seth enden.
"Komm schon, Jake. Wir gehen.", sagte Seth ruhig.
Niemand schien mich wahrzunehmen.
"Ich bring dich um. Ich bring dich eigenhändig um! Jetzt sofort!", sagte Jacob und sah Edward so zornig an, dass ich mich fragte, was Edward angestellt hatte.
"Seth, geh mir aus dem Weg.", zischte Edward, doch Seth schüttelte den Kopf.
Seth zerrte Jacob weiter zum Waldrand.
"Tu's nicht, Jake. Komm mit. Los.", redete Seth weiter auf Jacob ein.
Einer der Wölfe stupste Jacob gegen die Brust und half Seth somit Jacob wegzuzerren. Und dann verschwanden sie in der Finsternis. Der zweite Wolf starrte ihnen nach.
"Es tut mir leid.", flüsterte Bella dem Wolf zu.
"Es ist alles gut jetzt, Bella.", murmelte Edward.
Ich wusste nicht, ob es seine Worte waren, oder die des Wolfes. Der Wolf schaute zu Edward und dieser nickte dem Wolf kalt zu. Der Wolf schnaubte und wandte sich zum gehen.
"Warte!", rief ich schnell und der Wolf blieb stehen.
Ich drehte mich zu Edward und Bella um.
"Es tut mir leid, aber ich muss zu ihm.", sagte ich leise.
"Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. So aufgebracht wie Jacob jetzt ist.", gab Edward zu bedenken.
"Er wird mir nichts tun.", sagte ich überzeugt und stieg auf den Rücken des Wolfes.
"Bring mich bitte zu ihm.", flüsterte ich dem Wolf zu.
Er antwortete mir mit einem kleinen Jaulen und setzte sich dann in Bewegung. Wir waren mitten im Wald, als ich ein durchdringendes Heulen hörte. Es war das Heulen eines Wolfes und mir war sofort klar zu wem es gehörte. Der Wolf verlangsamte seine Schritte, bis er stehen blieb. Ich kletterte von seinem Rücken und sah ihn fragend an. Der Wolf verschwand hinter einen hohen Busch und kurze Zeit später kam Quil hervor.
"Willst du wirklich zu Jacob? In seinen jetzigen Zustand?", fragte er mich.
Ohne darüber nachzudenken nickte ich.
"Er wird mir nichts tun. Das würde er nie."
Quil seufzte und nickte ebenfalls. Er verschwand wieder hinter den Busch und verwandelte sich wieder in einen Wolf.
Ich kletterte sofort auf seinen Rücken und er rannte tiefer in den Wald hinein. Irgendwann erkannte ich, dass wir auf dem Weg zu Jacob's Haus waren. Am Waldrand vor Jacob's Haus angekommen kletterte ich von Quil's Rücken. Er verwandelte sich wieder in einen Menschen und reichte mir aufmunternd die Hand.
"Danke.", sagte ich aufrichtig und ergriff sie.
Mir schlug das Herz bis zum Hals.
Wir gingen auf das Haus zu und dann sah ich ihn. Er saß auf einem abgesägten Baumstamm vor dem Haus. Vor ihm standen Sam und Seth und redeten beruhigend auf ihn ein.
"Jake, das bringt doch nichts.", sagte Sam streng.
"Ihr ... ihr versteht das nicht.", murmelte Jacob.
Er hörte sich ziemlich niedergeschlagen an.
"Du hast dir einen Tanz mit Sara versaut. Das weißt du schon, oder?", informierte Seth ihn.
Jacob hob den Kopf und sah Seth verwundert an.
"Sie war da?", fragte er erstaunt und wirkte auf einmal trauriger als zuvor.
"Natürlich war sie da. Immerhin hat ihre beste Freundin geheiratet. Ich war den ganzen Abend bei ihr. Ich habe sie nicht aus den Augen gelassen.", sagte Seth.
Jacob sah ihn dankbar an.
"Danke. Du hast dich um sie gekümmert, als ich nicht in der Lage dazu war. Das war das Schlimmste. Zu wissen, dass ich sie alleine gelassen habe. Ich habe sie im Stich gelassen.", sagte Jacob und ich merkte, wie sehr es ihn quälte.
Dann herrschte Stille. Quil drückte meine Hand kurz und ich sah ihn an. Er nickte mir zu und schaute dann zu Jacob. Er hatte Recht. Jetzt oder nie.
"Du hast mich nicht alleine gelassen. Und schon gar nicht im Stich. Seth war mir ein guter Freund.", durchbrach ich die Stille.
Jacob hob ruckartig den Kopf und sah mich an. Zuerst war sein Blick voller Verwunderung, doch dann änderte es sich in ein Lächeln, welches immer breiter wurde. Er stand auf und machte ein Schritt auf mich zu. Ich ließ Quil's Hand los und stürmte auf Jacob zu. Er breitete die Arme aus und ich warf mich hinein.
"Sara. Meine Sara. Endlich habe ich dich wieder.", murmelte er und strich mir immer wieder mit seiner Hand über den Rücken.
Dann schob er mich ein wenig von sich weg, damit er mein Gesicht sehen konnte. Er nahm es in seine Hände und strich mir behutsam mit seinem Daumen über die Wange.
"Hey, nicht weinen.", flüsterte er sanft.
"Ich kann nicht anders. Ich bin so froh dich wiederzusehen. Ich habe dich so vermisst.", schluchzte ich.
"Ich dich auch. Das ist der eigentliche Grund, warum ich zurückgekommen bin. Ich konnte nicht länger ohne dich sein.", gestand Jacob und küsste mich auf die Stirn.
"Die Prägung.", sagte ich nur und Jacob nickte.
"Du siehst übrigens wunderschön aus.", sagte er und sah mich zärtlich an.
"Danke.", murmelte ich und lief rot an, was er hoffentlich nicht sehen konnte. Immerhin war es schon dunkel. Er grinste mich an. Dann zog er mich an sich und küsste mich so leidenschaftlich wie noch nie. Ich konnte seine Sehnsucht und die Freude wieder hier zu sein in seinem Kuss spüren.
Als wir uns wieder voneinander gelöst hatten, waren Seth und die anderen beiden verschwunden.
Sie haben uns wahrscheinlich ein wenig Privatsphäre geben wollen.
Ich nahm Jacob's Hand und ging zum Baumstamm. Ich setzte mich und zog Jacob mit mir.
"Was ist eigentlich passiert? Warum bist du eben auf der Hochzeit so ausgetickt?", fragte ich nach einer Weile.
Jacob sah mich erschrocken an.
"Woher weißt du das?", wollte er wissen.
"Ich war dabei. Ich habe gesehen, wie Seth versucht hat dich zurück zu halten. Warum warst du so wütend auf Edward? Warum wolltest du ihn umbringen?", entgegnete ich leise.
Bei der Erwähnung von Edward's Namen zuckte Jacob kurz zusammen, doch er fing sich schnell wieder.
"Du warst da? Ich habe dich gar nicht bemerkt ...", murmelte Jacob.
Es schien ihn völlig mitzunehmen.
"Du warst zu sehr damit beschäftigt aus Seth's Griff zu entkommen, damit du Edward umbringen kannst. Du hast gar nicht auf deine Umgebung geachtet.", sagte ich und sah Jacob an.
Jacob sah mich entschuldigend an.
"Sara, es tut mir so leid. Es war keine Absicht.", versicherte er mir.
"Schon okay. Aber was war denn los?", sagte ich und Jacob seufzte.
"Bella hat mir etwas erzählt, vermutlich aus Versehen. Aber das kann sie nicht ernst meinen. Er wird sie umbringen!"
Ich spürte, dass Jacob zu zittern begann. Ich strich ihm beruhigend über den Handrücken. Zwischen den Bäumen sah ich plötzlich ein leuchtendes Augenpaar. Sam schien Jacob nicht zu trauen, dass er sich im Griff hatte und überwachte ihn.
"Edward wird Bella doch nicht umbringen. Das ist lächerlich. Er liebt sie.", sagte ich.
"Vielleicht nicht mit Absicht. Aber bei dem was sie vorhaben wird sie definitiv sterben. Das muss er doch wissen!", entgegnete Jacob und das Zittern wurde heftiger.
"Jacob, beruhige dich. Bitte. Ich sitze auch hier und ich habe keine Lust, dass Sam dich ausschalten muss.", sagte ich behutsam und ich spürte wie er ruhiger wurde.
"Tut mir leid. Ich habe mich im Griff. Wirklich. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich dir wehtun würde.", erwiderte Jacob und strich mir sanft über die Wange.
"Es ist nur ... die Sache regt mich auf. Er wird meine beste Freundin umbringen und sie hat noch nicht mal etwas dagegen. Ich kann mir echt vorstellen, dass es sogar ihre Idee war."
Ich sah ihn mitfühlend an.
"Was haben sie den vor?", fragte ich angespannt.
Ich hatte Angst vor seiner Antwort, denn wenn es Jacob so wütend macht, kann es nur etwas schlimmes sein.
"Sie will Flitterwochen mit ihm verbringen.", sagte Jacob dann.
Ich verstand nicht so recht.
"Aber das ist doch nicht so schlimm.", entgegnete ich erstaunt.
Jacob seufzte.
"Du verstehst nicht. Sie will richtige Flitterwochen mit ihm haben."
Mir klappte die Kinnlade herunter.
"Du meinst ..."
Jacob nickte traurig.
"Ja, sie will mit ihm schlafen.", sagte er matt und ich spürte, wie sich das Zittern wieder verstärkte.

Der Werwolf und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt