~Siebenundvierzig-Ende~

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„Das stimmt nicht", in ihrer Stimme schwang ein Lachen mit. „Du bist einer der wenigen Menschen, die trotz ihres speziellen Charakters eine gute, liebenswerte Seite an sich haben. Du warst, nein du bist immer für mich da."

Er antwortete nicht mit Worten, hielt sie für überflüssig und versiegelte die Lippen der jungen Frau mit seinen. Ganz vorsichtig erwiderte sie seinen Kuss. Zu zurückhaltend für ihn. Er wollte sie drängen, sich ihm hinzugeben, doch dafür war zu viel geschehen. Sie musste genau wie er selbst erst wieder lernen, was es bedeutete zu leben und er wollte es ihr beibringen. Es gemeinsam mit ihr herausfinden.

„Und?", Gian lag auf dem Rücken im Gras und blickte zum Sternenhimmel hinauf. Er hielt Felicita, die neben ihm lag, im Arm. „Wie entscheidest du dich? Wirst du überhaupt ohne mich klar kommen?"

„Ich denke schon", lachte sie hinter vorgehaltener Hand, aber Gian fiel beinahe aus allen Wolken. Panisch nahm er ihre Hand in seine. „Nach allem, was ich überstanden habe, kann mich wohl so schnell nichts mehr schockieren."

„Sagst du, nachdem ich dich eben noch retten musste."

„Musste?"

Er gab ihr einen flüchtigen Handkuss und richtete sich auf, wobei er sich den Dreck von der Hose klopfte. Sein Blick schien klar, klarer als zuvor. Felicita konnte nicht anders und musste lächeln. Endlich kam eine gute Zeit in Sicht, obgleich sie sich für diese Vermutung hasste. So viele Menschen waren gestorben oder noch schlimmer, wurden durch das Vit C3 zu Monstern.

„Gian?", setzte sie an und stellte sich neben ihm, die ebene und weite Fläche unter sich. „Wegen des Gegenmittels ..."

„Kommt nicht infrage."

„Bitte was?"

„Du sollst dich nicht meinetwegen in die Hände irgendeines verrückten Wissenschaftlers begeben. Außerdem fehlen uns die theoretischen Grundlagen und Forschungsergebnisse deiner Familie für sowas."

„Man könnte neue Untersuchungen starten."

„Niemals!", er packte sie an den Schultern, die Augen weit geöffnet, sodass sie mehr Weiß als Gold besaßen. „Das solltest du nicht einmal in Erwägung ziehen."

„Es wäre nicht nur deinetwegen", gab sie kleinlaut zurück und machte sich frei. Nach ein paar Schritten zur Kante des Plateaus, zeigte sie auf eines der Häuser in der Ferne. „Was, wenn diese Menschen auch Opfer des Vit C3 werden?"

„Ihr Problem."

Die junge Frau verdrehte die Augen, doch statt wütend zu werden erkannte sie seinen Schmerz. Er wusste besser als jeder andere, was es bedeutete von dieser Droge abhängig zu sein. Von ihr beherrscht zu werden und trotzdem wollte er sie beschützen.

„Wenn du bei mir bist, dann kann mir auch kein verrückter Wissenschaftler etwas anhaben. Und wir würden den Menschen vielleicht wirklich helfen und die Welt ... zumindest zu einem besseren Ort machen."

„Viel schrecklicher kann sie auch nicht werden", er küsste ihre Stirn und legte den Kopf in den Nacken. Über ihnen zogen vereinzelt dünne Wolkenfelder hinweg, die nicht einmal in der Lage waren den Mond zu verdunkeln. „Das bedeutet jetzt also, nur um es zusammenzufassen, dass du an meiner Seite bleiben willst?", sie nickte und ihm fiel es sichtlich schwer, seine Freude zu verbergen. „Aber der Haken an der Sache ist, dass du dich unters Messer legen willst. Zum Wohle der Gesellschaft?"

„Richtig."

„Wow, ich werde wohl keinen Preis als Liebhaber gewinnen, wenn ich meine Freundin an den nächstbesten, halbwegs gescheiten Forscher verschachere."

Sie knuffte ihn in die Seite, woraufhin er sie aufhob und in seine Arme schloss. Für ihn wäre es ebenfalls das Beste, dachte sie, während er sie küsste. Sie würden dieses Leben schon auf die eine oder andere Weise auf die Reihe bekommen. Rückschläge hin, Rückschläge her.

„Und eines noch", das Mädchen musste sich von ihm wegdrücken, um frei reden zu können. „Sobald wir einen sicheren Unterschlupf haben, kontaktierst du Antonio."

Ein Brummen genügte als Antwort. Ihr war klar, dass ihm Antonio sehr viel bedeutete. Bereits in der Arena waren die beiden ein gutes Paar. Bei dem Gedanken musste sie ein weiteres Mal lachen und erntete einen verwirrten Blick Gians.

„Du bist ganz schön gebieterisch geworden", merkte er grummelnd an und schob die Unterlippe hervor. „Ich befürchte, ich werde dir wieder Manieren beibringen müssen."

„Versuchen kannst du es ja."

Verlegen neigte sie den Kopf zur Seite und wartete ab, bis er sich an sie schmiegte. Die Nacht wurde vom Tag abgelöst und sie beobachteten, wie sich der dunkelblaue Himmel in ein sattes Rot färbte.

„Hätte nie gedacht, dass ich mal so kitschig, romantisch einem Sonnenaufgang zuschaue."

„Du weißt, was ich hören will", erwiderte Felicita fuhr ihm mit den Fingern durch sein blondes Haar.

„Und du weißt, wen du dir mit mir angelacht hast. Außerdem", er bot ihr die Hand an und forderte sie eindeutig dazu auf, ihm zu folgen. Wo auch immer ihr Ziel liegen würde. „wirst du mich jetzt nicht mehr los."

Blank DreamWhere stories live. Discover now