~Zwei~

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    „Bitte, hören Sie mich doch an", Felicita wollte ihre Freiheit nicht so einfach aufgeben und drückte ihren Körper gegen die Tür. Doch diese gab nicht nach. „Mit den Schulden meiner Eltern habe ich nichts zu tun. Ich kenne diese Menschen ja nicht einmal."

    „Mädchen, für die Fehler deiner Eltern bist du stellvertretend verantwortlich. Ihr Blut fließt in dir und sowas kann sich niemand aussuchen. So sind die Gesetzte. Ich habe sie nicht gemacht, sondern führe sie aus. Männer!"

Kurz auf Giovannis Befehl stürmten zwei Anzugträger herein. Beide muskelbepackt und hinter Sonnenbrillen versteckt. Sie packten Felicita und schubsten sie die Treppe hinauf, wodurch Giovanni aus ihrem Blickfeld und hinter der nächsten Ecke verschwand. In einem kleinen Vorraum nahm man ihr alle persönlichen Gegenstände ab. Ihre Uhr, die ein Erbstück ihrer Großmutter war und jegliches Geld.

    „Das wirst du dort, wo du hingehst, sowieso nicht brauchen!", lachte einer der Männer. „Und jetzt beweg dich, Herr Costa wird dich einweisen und dir deine Marken geben."

Immer weiter und weiter drängten die Männer Felicita voran. Mit Händen, die Pranken glichen, hielten sie das wehrhafte Mädchen unter Kontrolle. Dann öffnete sich eine Tür. Frische Luft peitschte Felicita entgegen und die gold-gelben Lichter hoch über ihr beschienen die hohe Mauer. Sie bestand aus Stahlstäben, eingegossen in Beton. So glatt und glänzend als handelte es sich dabei um ein edles Metall. Der Rand knickte nach innen ab und um die Streben schlängelte sich der Stacheldraht. Nur bei dem bloßen Anblick der scharfen Kanten der Drähte lief Felicita ein Schauer über den Rücken. Ein eiskalter Schauer, der allen Zellen ihres Körpers vermittelte, dass sie weit weglaufen sollte. Alle 500 Meter gab es einen Wachturm, geschützt von Mettalbauten. Spätestens hier musste sie all ihre Fluchtpläne verwerfen. Aus dieser Stadt, genannt die Arena, würde sie nie wieder herauskommen.

    „Sag Costa Bescheid, dass wir eine Neue bringen!", rief einer der Männer dem Wachmann zu. „Er soll uns am West-Tor treffen."

Wie gesagt, brachten die beiden Untergebenen Giovannis Felicita in ein kleines Nebengebäude westlich der Mauer. Sie selbst positionierten sich vor der Tür, obwohl es an Wahnsinn grenzte, jetzt flüchten zu wollen. In dem Häuschen, das von außen einem Schuppen geähnelt hatte, nun jedoch wesentlich besser ausgestattet aussah, ja sogar luxuriös erschien, wartete das Mädchen. In einer unangenehmen Stille, die alles verheißen konnte. Unerwartet erklang ein lautes Rauschen aus der Ecke hinter ihr. In einem Regal ruhte ein Funkgerät, dessen Lämpchen in bunten Farben blinkten. Vorsichtig näherte sich Felicita dem technischen Gerät. Zwischen dem Rauschen und dem Piepen, fischte ihr Gehör einzelne Stimmenfragmente heraus. Doch sie konnte keine zusammenhängende Sätze verstehen.

    „Na, junges Fräulein", begrüßte sie eine kratzige Männerstimme. „Das sind die Funksprüche der Seventh. Sie haben wieder einen Mörder gefasst. Zwei Neulinge an einem Abend, mal sehen, wer von euch Beiden länger in der Arena überleben wird."

Schüchtern blickte Felicita von dem Funkgerät zur Wand und dann zu dem glatzköpfigen Mann. Abschätzend zog er seine Kreise um das Mädchen. Sie wurden immer kleiner, bis Felicita den Luftzug seiner Bewegungen auf ihrer Haut spüren konnte. Automatisch duckte sie sich.

    „Mein Name ist Falk Costa. Ich bin der Berater von Herrn Del Monte und somit einer der führenden Köpfe der Seventh", er rückte sich die helle Brille zurecht. „Man griff sie auf der Straße auf. Ihre Eltern haben hohe Schulden bei der Regierung. Dieses Verbrechen kann und darf nicht ungeachtet bleiben."

    „Das ist mir bewusst, doch ich kenne meine Eltern nicht. Seit ich drei Jahre alt bin, lebte ich im Waisenhaus. Bitte, Sie müssen mir glauben, dass ich mit den Schulden nichts zu tun habe."

Blank DreamWhere stories live. Discover now