~Fünfzehn~

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Gian knirschte aufgebracht mit den Zähnen, so stark, dass sein Unterkiefer einige Male knackte. Was erlaubte sich diese Isabella? Wollte sie ihn lediglich um den Verstand bringen, oder plante sie etwas Größeres? Seine Geduld neigte sich der Schmerzensgrenze zu, denn ihm war bewusst, dass Isabella etwas vorhatte. Fragte sich nur was genau und es musste wohl mit Fel zu tun haben, ansonsten hätte sie nicht förmlich drauf bestanden, mit ihr allein zu sein.

Er ballte seine Hände zu Fäusten und sein Körper spannte sich automatisch an. Das Klacken der Gewehre über ihm zwang ihn wiederum zur Ruhe. Hier gab es eine Menge Menschen, die seinen Tod nicht unbedingt als etwas Schlechtes empfinden würden. Diese Hilflosigkeit und die Unfähigkeit, etwas zu unternehmen, raubten ihm beinahe seinen Verstand. Er musste seine überschüssige Energie verbrauchen, ansonsten würde er jeden Augenblick explodieren.

Dieser Ort war die Hölle und Gian wusste selbst, dass er diese Bezeichnung nur zu gern benutzte. Dennoch passte es zu recht jedem Anblick, den man hinter den riesigen Mauern erhaschen konnte. Die Menschen, die unter Isabella lebten, gehörten allesamt der Drogenszene an. Dabei schien es egal, ob sie nun dieses Teufelszeug konsumierten oder vertrieben, sie saßen quasi alle im selben Boot und was noch weitaus schlimmer war, sie würden den Untergang der Arena vermutlich beginnen. Niemand wirkte, als wäre er dem Vit C3 bereits verfallen, aber es konnte in wenigen Tagen ganz anders aussehen.

Über seinem Kopf patrouillierte ein Kerl, dessen krumme Nase und der Schnauzbart darunter einen verzerrten Eindruck seines Gesichtes darstellten. Er schulterte lässig sein Gewehr und machte seine Runde, schubste einige der anderen auf dem Balkon zur Seite. Bei jedem Schritt gab das metallische Gestell ein dumpfes Geräusch von sich und danach folgte ein Knarzen.

Gian konzentrierte sich so sehr auf die bewaffneten Leute, deren Blicke auf ihm festgetackert schienen, dass ihm beinahe der Hilfeschrei aus der Ferne entgangen wäre. Beinahe. Doch die helle und verzweifelt klingende Stimme Fels würde er auch im tiefsten Schlaf nicht überhören können. Wie von einem brennenden Pfeil getroffen, stürmte er die wackeligen Treppen hinauf. Hinter ihm schrien die Wachleute und die Pistolen wurden abgefeuert. Neben ihm spürte er den Luftzug eines Geschosses und in der Wand kam dieses zum Stillstand. Er hatte die zwei Frauen genauestens beäugt, als sie in einem der Zimmer verschwanden und wusste circa, wohin er rannte. Zur Not folgte er einfach Felicitas Schreien, die ihn so sehr antrieben, dass er während seiner Überlegungen schon vor der Tür stand.

Weitere Schüsse fielen und er fühlte einen stechenden Schmerz in seiner Wade. Fluchend trat er mit dem verletzten Bein die Tür ein und erschrak. Sein Herz setzte einen Moment aus und er vergaß das Atmen, schluckte schwer und sank dann zu Boden. Isabellas Augen wanderten zu ihm, verharrten auf seinem goldblonden Haar und ein neckisches Lächeln zierte ihre Lippen. Ihre Hände umschlangen Felicitas Kehle, sahen nun aus wie Fleischerhaken.

    „Was zum", Gian brach ab, bemerkte die kalte Waffe in seinem Nacken und hörte das keuchende Atmen der Männer. „Lass sie in Ruhe."

    „Gian, mein kleiner süßer Freund", Isabella ließ von Fel ab und stolzierte auf Gian zu. Ihre blauen Augen hatten einen milchigen Schimmer angenommen. „Wir haben uns nur unterhalten. Nichts weiter. Deine Anwesenheit jedoch", sie legte ihren Finger unter sein Kinn und zwang ihn, sie statt Felicita anzuschauen. „ist ein bisschen störend."

Allmählich rappelte sich Felicita auf, musste sich aber an einem Schrank festkrallen, um sicher stehen zu können. Gian entkam ein wütendes Knurren, allerdings bewegte er sich nicht von der Stelle, beziehungsweise konnte er es auch nicht. Sein verletzter Arm war eine Sache, aber die Schusswunde in seiner Wade zeigte seine Schwäche nur noch deutlicher auf. Kniend funkelte er Isabella an und hoffte, dass er ihr Interesse lange genug aufrechterhalten konnte, damit Fel allein die Flucht ergriff. Dann fiel sein Blick auf Isabellas Armbeuge, welche einen violetten Fleck aufwies.

Blank DreamWhere stories live. Discover now