~Acht~

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Draußen im Flur steckte Luciano sich eine Zigarette an, die schon etwas mitgenommen aussah, da sie lose in seiner Hosentasche gesteckt hatte. Sein Blick streifte den von Felicita, die ängstlich an der Säule lehnte. Unruhig verlagerte sie ihr Gewicht und knabberte an ihrer Unterlippe.

„Und? Wer bist du, mia Farfalla?", seine Frage brachte Felicita dazu, sich zu ducken. „Keine Sorge, das, was dem Mann eben passiert ist, werde ich einer Frau nicht zumuten", er wandte sich seinen Leuten zu. „Wir bekommen noch eine Menge Probleme. Dieser Kerl sagte, er und seine Kumpanen würden für einen Unbekannten arbeiten, der ihnen Marken und Stoff für den Auftrag versicherte."

„Stoff?", hakte einer derer nach. „Du meist diese neue Droge?"

„Ja, nach all dem, was ich mit ihm gemacht habe, müsste er eigentlich bewusstlos sein. Die Schmerzen hat er gut vertragen, also hatte er mindestens eine Dosis intus, anders kann ich mir das nicht erklären."

„So ein Dreck! Und was machen wir nun mit ihr? Pino ist schon genervt, dass du sie überhaupt mitgenommen hast und nun sitzt sie auch noch in unserer Basis. Du müsstest doch am besten wissen, wie gefährlich das sein kann. Wir haben keine Ahnung, zu wem sie gehört."

„Ich gehöre zu niemandem", mischte sich Felicita ein.

„Das hat der Kerl auch gesagt und sieh an, er gehörte zu jemandem, der uns an den Kragen will", pöbelte der Mann.

„Und nicht nur das, unser Gast gehörte einst zu uns. Wer auch immer das Tattoo verstecken wollte, hat schlechte Arbeit geleistet. Unser Symbol war noch zu erkennen und es wurmt mich, dass meine Untergebenen sich für ein paar Marken und diese Droge gegen mich wenden. Überlass das Mädchen mir und lass sich alle versammeln. Wir werden die Ratten heute noch ausräuchern."

Allmählich wurde Felicita ungeduldig und doch gab es da etwas in ihr, das neugierig auf diese Welt war, egal wie grausam sie erschien. Unentschlossen blickte sie ihr Gegenüber mit ihren blauen Augen an, die noch so unerfahren und unschuldig waren. Ihre Gefühle zu ordnen, musste sie hinten anstellen, denn nun ging es um ihr Leben.

Luciano überschlug die Beine in seinem Sessel, nachdem Felicita sich endlich auf dem Sofa vor ihm niedergelassen hatte. Sie zitterte am ganzen Leibe, die Showeinlage machte ihr immer noch zu schaffen. Wieder ein Toter, stellte sie unnötiger Weise fest und rieb sich die trockenen Augen. Der Glaube daran, hier lebend rauszukommen, schwand von Minute zu Minute, aber er war das Einzige, was ihr noch blieb.

„Mia Farfalla", sagte er wieder.

„Was bedeutet das?", erkundigte sich Felicita und versuchte die Bebende Stimme zu kaschieren. „Du nennst mich so, seitdem wir uns gesehen haben."

„Farfalla bedeutet Schmetterling und ich nenne dich so, weil du genauso zerbrechlich wie einer bist. Wie lange bist du schon in dieser Stadt und warum?"

Seine grünen Augen leuchteten im fahlen Kerzenschein, welcher durch einen leichten Windzug zwischen den Ritzen der Fensterrahmen flackerte. Das Wachs tropfte von dem Regal, auf dem die Kerzen verteilt standen, herunter und verhärtete sich auf dem Boden. Felicita lockerte den Verband an ihrer Hand, weil diese langsam taub wurde.

„Ich heiße aber Felicita", gab sie von sich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ein schöner Name."

„Ich ... Ich bin erst einen Tag lang hier"

„Und schon so viel erlebt", stellte er fest. „Warum haben dich die Seventh in die Arena gesteckt? Du siehst nicht gerade wie ein Dieb oder gar wie eine Mörderin aus. Im Gegenteil, denn dein Gesicht ist noch immer kreidebleich."

Blank DreamWhere stories live. Discover now