~Elf~

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    „Also die Lage ist, wie ihr seht, sehr angespannt", begann Luciano und setzte sich auf eine Holzkiste, die einer seiner Männer ihm zurecht gestellt hatte. „Es sind nicht nur die Namenlosen, die sich in unsere Territorien begeben, obwohl mich das wirklich sehr anpisst. Unser größtes Problem sind die Vit C3 Drogen, die wieder in der Arena ihren Umlauf machen."

    „Ich dachte, die haben die Zufuhr vor zwei Jahren abgeschnitten, weil es einige unvorhergesehenen Nebenwirkungen gab", erwiderte Gian, der sich noch immer kaum auf den Beinen halten konnte. Dicht hinter ihm kauerte Felicita. „Warum sollten wir dir das abkaufen? Willst du uns nicht viel eher verunsichern?"

    „Gian, hör auf", ermahnte ihn Antonio. „Wie sicher ist diese Information?"

    „Ziemlich sicher. Leider mussten wir unter unseren Leuten eine kleine Reinigung durchführen. Aber ihr solltet mir nichts vormachen. Antonio, du wusstest bereits davon."

    „Nichts genaues, Luciano", Antonio war bedacht, die Stimmung nicht noch mehr auszureizen. „Wir wollen keinen Streit mit der Herde, denn mir persönlich reicht es völlig, dass die Namenlosen aufmüpfig werden. Wegen dem Vit C3 ..."

Stille kehrte ein, doch sie fühlte sich merkwürdig und fehl am Platze an. Felicita verstand noch nicht, was diese neue Droge für Folgen hatte. Ihre Augen wanderten immer nur von dem einen zum anderen Anführer. Auch die Männer derer schienen nervös, denn nur ein falsches Wort könnte diese trügerische Freundlichkeit zerstören.

    „Jeder, der mit dieser Droge in Berührung kommt, muss einem Entzug unterzogen werden. Nichts anderes kann diese Menschen retten. Ihr dürft nicht zögern. Falls sie schon länger unter dem Einfluss von Vit C3 stehen sollten, müssen sie eben sterben", erklärte Luciano kalt. „Sogar eure eigenen Männer."

Antonio reagierte kaum, sondern verstummte. Bis gerade eben hatte er noch an dem Lauf seiner Waffe gespielt, aber jetzt erfüllte auch ihn die Spannung. Seine Leute töten? Es war hier nicht wirklich verboten und selbst wenn, dann würde es die Seventh eher wenig stören. Dennoch verursachte dieses Gewissen einen bitteren Geschmack auf seiner Zunge.

    „Was ist mit Isabella?", erkundigte sich Chino und erschien an Antonios Seite. „Sie war schon vor Jahren eng in die Drogenszene eingebunden, ob nun freiwillig oder nicht. Sollte sie nicht etwas wissen?"

    „Das kann gut sein, allerdings wird sie wohl kaum mit mir oder einem meiner Männer reden", erwiderte Luciano.

    „Gian, du hast einen guten Draht zu ihr, oder?", Chino drehte sich zu dem blonden Mann und setzte ein freudiges Grinsen auf, das Felicita nicht nachvollziehen konnte.

    „Hör bloß auf", winkte Gian ab. „Nur weil sie was von mir wollte, bedeutet das noch lange nicht, dass wir uns verstehen."

Felicitas Blick verweilte auf Gian, der noch immer schützend vor ihr stand, obgleich seine Präsenz wenig beeindruckend war. Seine Verletzungen mussten ziemlich übel sein, so wie verkrampft und abrupt seine Bewegungen aussahen. Sie legte den Kopf schief und dachte über das nach, worüber die Männer sprachen. Eine Droge, die anscheinend selbst eine Bedrohung für diese Banden darstellte? Ein kalter Schauer lief ihre Wirbelsäule entlang. Sie wünschte sich, sie könnte den Mut dafür aufbringen, sie auszufragen, aber die momentane Situation war auch ohne ihre Kommentare erdrückend genug. Solange keiner dem anderen eine Knarre an den Kopf hielt, gestaltete sich alles noch recht human, doch Felicita war sich sicher, dass dies nicht von Dauer sein konnte. Einige unter ihnen mochten sich nicht, manche kamen ja nicht einmal mit denen aus ihrer Gang aus. Ein Zittern erfasste sie und ihre Hand griff nach einem alten Rohr, das aus der Wand ragte.

    „Alles okay, mia Farfalla?", hörte sie Luciano aus der Entfernung.

Er hatte sie also beobachtet. Mit einem Nicken ihrerseits gab es sich zufrieden und schickte einen seiner Männer fort.

Blank DreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt