~Neunzehn~

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Sein Kopf schmerzte. Nein, eigentlich tat ihm so ziemlich alles weh, was an seinem Körper befestigt war. Innerlich lachte er auf. Zumindest waren seine Gliedmaßen noch an seinem Torso und keiner hatte sie ihm abgetrennt.

Als Gian sich aufrappelte, dröhnte sein Schädel nur noch mehr und er musste sich auf seinen Ellbogen abstützen, sonst wäre er wie ein Sack Reis wieder umgekippt. Was zum Geier hatte man mit ihm gemacht und wo war er überhaupt? Seine Augen gewöhnten sich rasch an die Dunkelheit, die ihn umgab und sogleich einschüchterte. Nichts zu sehen und nicht zu wissen, wo man sich befand, machte ihn nervös. Dieses Gefühl schien ihm fremd und seine Gedanken ängstigten ihn nur noch mehr. Wer hatte ihn hierher gebracht? Das war so gar nicht Isabellas Art. Sogleich schoss ihm eine andere Frage durch den Kopf. Hatte Fel es sicher rausgeschafft?

Ein weiteres Mal richtete er sich auf, nur wesentlich langsamer und der Raum hörte sehr bald auf, sich wie verrückt zu drehen. Er schmeckte Blut und etwas Säuerliches auf seiner Zunge. Seine linke Wange war angeschwollen und pochte. Sofort fuhr er seine Zähne ab und atmete erleichtert aus, als er feststellte, dass keiner fehlte.

Plötzlich öffnete sich die Tür und ein Schwall aus künstlichem, weißem Licht erfüllte den Raum. Gian blinzelte den Eintretenden entgegen, machte erst nur die dunklen Silhouetten aus, dann erkannte er ihre Gesichter und schließlich stand Isabella vor der Bank, auf der er saß.

Sie sagte nichts und winkte die beiden Kerle heran, die ihr gefolgt waren. Zwei Paar strake Hände packten Gian und drückten ihn auf den sperrigen Untergrund. Sie banden ihn fest, sodass er hilflos auf dem Rücken lag und nur die Decke im Blick hatte. Er spürte, dass sie seinen Arm freilegten und ihm eine Nadel unter die Haut jagten.

Eine kühle Flüssigkeit traf auf sein warmes Blut. Das Bild vor seinen Augen färbte sich hellrot, wie ein Schleier aus Rosen, der über seinen Kopf gezogen wurde. Nahe des Einstichs breitete sich eine stechende Hitze aus, erfasste bald seinen gesamten Körper. So würde es also enden, dachte er bei sich und schloss die Augen. Er fühlte, dass sich die Chemikalien in seinem Blutkreislauf ausweiteten, seine Sinne benebelten und schon das Denken allein fiel ihm schwer. Immer wieder verlor er das Bewusstsein, wurde von der Ohnmacht in einen unruhigen Schlaf gezogen. Sobald er erwachte, wartete er nur darauf, dass alles dunkel wurde. Er hörte auf mitzuzählen, so oft erlangte und verlor er seine Besinnung.

Irgendjemand sprach zu ihm. Aus weiter Ferne, wie er glaubte. Die Stimme schien hell und dumpf, als würde man durch ein Daunenkissen reden. Eine Frau? Vielleicht auch ein Kind, er war sich nicht sicher, konnte sich nicht entscheiden. In seinem Inneren hoffte er, Felicita würde an seinem Bett darauf warten, dass er die Augen aufschlug und ihn anlächeln. Sein Magen verkrampfte sich und ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken. Eine weitere Injektion, erkannte er und spürte die starre Nadel in seiner Haut. Alles wiederholte sich, der Schwindel nahm ihm seine Gedanken und er sank auf die harte Unterlage.

    „Ist er endlich wach?", fragte Isabella in das Zimmer herein.

Gian regte sich nicht. Sollte sie doch denken, er sei nicht ansprechbar oder tot, es war ihm gleich. Seine Glieder konnte er kaum anheben und wenn, dann schmerzten sie so sehr, dass er sich wünschte, er hätte nicht einmal den Versuch gestartet.

Viel zu schnell erkannte er die Gesichtszüge Isabellas. Dunkle Ringe untergruben ihre Augen und ihre Wangen schienen eingefallen. In ihrer rechten Hand hielt sie ein Seziermesser, die Helferlein, die ihr folgten, grinsten über beide Ohren. Sie wirkten merkwürdig abwesend, vermutlich standen sie in diesem Moment unter Drogen.

    „Was ...", seine Stimme brach schon nach nur einem Wort ab und ging in ein Krächzen über. Energisch räusperte er sich und hämmerte auf seinen Brustkorb. „Was hast du mit dem Teil vor? Willst du mich jetzt etwa auseinander schnibbeln?"

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