Eine Shatak und eine Hexe

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Als Salbadell den dunklen Gang vorraus schritt, kam ihr Lydia mit Marco in den Armen entgegen. Salbadell verzog angewidert das Gesicht als diese an ihr vorbei ging. Es war nicht zu übersehen, dass sie Lydia keine wohlwollenden Gefühle entgegenbrachte.

An Deck angekommen, spürten sie erst das ganze Ausmaß des Sturmes. Die Kinder hatten sich unter Deck verzogen, während einige der Jugendlichen schon versuchten die Segel einzuholen, allerdings erfolglos. Mit einem lauten Ratschen hörte Michael das erste Segel zerreißen. Salbadell fluchte und begann Anweisungen zu brüllen. Stolpernd und auf den nassen Dielen rutschend, kamen sie ihnen nach.

"Warum ziehst du die Segel nicht mit Magie ein??" brüllte Michael durch den Regen.

Salbadell brüllte zurück "Weil das ein magischer Sturm ist du Hornochse oder glaubst du allen ernstes ich würde mir grundlos die Mühe machen??! Meine Magie würde den Sturm nur noch mehr verstärken und das würde das Schiff nicht aushalten und jetzt mach deine verdammte Arbeit!!"

Michael wollte sie gerade Fragen wie das denn ein magischer Sturm sein konnte, schloss den Mund aber wieder, als er ihren Blick sah. Später wäre immernoch genügend Zeit um Fragen zu stellen, sagte er sich und wandte sich von ihrem blassen, nassen Gesicht ab.

Der Sturm heulte so schrecklich, das er sich teilweise fragte ob es nicht Monster waren die da heulten, bereit sie jeden Moment zu verschlingen. Er wusste nicht woher sie die Energie nahmen die Masten empor zu klettern oder dem eiskalten Wind zu trotzen der ihnen entgegen peitschte. Michael vermutete das Salbadell ihnen irgendwie Energie zukommen lies, denn er spürte etwas tief in sich, dass ihm Kraft und Wärme gab. Wie sie das allerdings machte wusste er nicht

Als sie später alle völlig erschöpft unter Deck saßen, konnte keiner mehr sprechen. Sie hatten sich im Mannschaftsraum versammelt wo ein Ofen für wohlige Wärme sorgte. Sie trieften alle nur so und die klammen Klamotten ließen sich mit ihren kalten Händen kaum noch von ihrem Körper pellen. Wer konnte half . Wer keine Kraft mehr hatte, war an Ort und Stelle vor Erschöpfung eingeschlafen. Selbst der Tee denen ihnen Salbadell gebracht hatte wurde kaum angerührt. Einen Becher zu halten war ein Kraftaufwand, den kaum noch einer bewältigen konnte.

Bald war es still im Raum. Fast alle schliefen, mitten im Raum, nur mit Decken eingehüllt und dicht aneinandergedrängt. Auch Michael hatte sich zu ihnen gelegt. Alexis war nun in Sicherheit und im Moment konnte er nicht mehr für sie tun, als sie ruhen zu lassen.

Alejandro und Maya hatten sich neben ihm zum schlafen gelegt. Michael blickte kurz über seine Leute und bemerkte das sich Evelynn etwas abseits hingelegt hatte. Die Lichtelfen saßen mittlerweile auf ihren Haaren und ihrer Schulter und trockneten ihre Flügel. Mit träumerischen Blick schraubte Evelynn ein Honigglas auf und begann die Elfen zu füttern.

Ob sie noch ihre Seele hatte? Fragte sich Michael noch , bevor ihm die Auge zu fielen und er in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel.

"Schlafen sie alle?" fragte Christoph leise, als er zu Lydia trat, die als Einzigstes noch neben dem Ofen saß. Lydia schreckte hoch. Sie war ganz in Gedanken versunken gewesen und hatte ihn  nicht kommen hören.

"Ja, mehr oder weniger." antwortete sie und blickte zu Evelynn, die immernoch vor sich hin starrte.

"Kennst du Salbadell?" fragte Christoph weiter

"Nicht das es mir bekannt ist, aber ausschließen kann ich es nicht." murmelte sie und rieb sich erschöpft die Stirn.

"Sie scheint dir nicht wohlwollend gegenüber zu stehen. Es scheint fast als hätte sie etwas gegen dich."

" Shataks und Hexen stehen sich im allgemeinen nicht sonderlich gut gegenüber. Es ist schon erstaunlich, dass sie mich überhaupt auf ihr Schiff gelassen hat."

Christoph schaute sie an. "Ich wusste nicht, das sich Hexen und Shataks nicht verstehen. Wie gedachtest du zu Überleben als wir beschloss Salbadell aufzusuchen?"

"Überhaupt nicht. Es war die einzige Möglichkeit zu überleben und wir mussten sie nutzen" Lydia schaute über die jungen Wolfsmenschen die vor ihr lagen. "und wir haben überlebt" beendete sie ihren Satz.

"Ja, dank mir " ertönte es aus dem dunklen Gang, der in den Mannschaftsraum führte "und das solltet ihr euch merken"  Salbadell schritt in das Licht und man konnte erkennen das auch sie erschöpft war. Ihr Gesicht wirkte unnatürlich blass, die Wangen etwas hohl und ihre dunklen Augen schienen größer als sonst zu sein. Das feuchte Haar hing ihr in Strähnen ins Gesicht und lediglich ihre Kleidung war eine andere. Ebenfalls dunkel, aber trocken.

Anscheinend war sie doch nicht so mächtig wie sie tat, dachte sich Christoph

Mit einem Lächelnd wandte sich Salbadell ihm zu. "Oh darüber brauchst du dir keine Gedanken machen. Ich bin sehr mächtig und kann dich ohne Probleme von den bösen Bubis da draußen beschützen" meinte sie suffisant

Überrascht blickte Christoph sie an.

Mit einem müden Lächeln wandte Salbadell sich von ihm ab und blickte Lydia an.

"Du bist also die Shatak dieser Leute" abfällig musterte sie Lydia von oben bis unten. "Ziemlich jung für eine Shatak und ziemlich unerfahren, findest du nicht auch?"  flüsterte sie mit starren Blick. Irritiert sahen sich Lydia und Christoph an. Redete sie mit ihnen?

Salbadells Blick veränderte sich wieder und sie sah Lydia direkt in die Augen. "Komm mit, ich muss mit dir reden." sie drehte sich um und ging wieder Richtung Gang. Christoph machte anstalten ihnen zu folgen, aber Salbadell warf ihm einen Blick über die Schulter zu und meinte
"Du nicht. Nachdem was du mir aufs Schiff geschleppt hast kannst du froh sein, dass ich dich nicht höchstpersönlich den Vergessenen übergeben habe. Eine Shatak mitzubringen ist eine Sache, eine alte Seele ist eine ganz andere Geschichte." Salbadell wandte sich wieder ab "Ihr solltet sie sterben lassen. Das wäre vermutlich das Beste was wir tun könnten. Einiges an Problemen würde sich in Luft auflösen." Damit verschwand sie lautlos im dunklen Gang. Lydia warf Christoph noch einen kurzen irritierten Blick zu und folgte dann Salbadell.

Der MondgottWhere stories live. Discover now