Überleben?

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POV ~ Alexis

Sie sprang. Bis zu diesem Moment war noch alles in Ordnung. Dann ging es abwärts. Die Luft rauschte an ihr vorbei und ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus, während sie das Gefühl hatte sich in die Hose zu pinkeln. Der Grund kam immer näher, das Donnern des Wassers wurde immer lauter. Sie wollte schreien. Es ging nicht. Der Druck auf ihrer Brust hielt sie davon ab.

Ich werde sterben - dachte sie sich.

Und dann wurde ihr Geist ruhig. Da waren keine Gedanken mehr. Euphorie strömte durch ihren ganzen Körper, angetrieben vom Adrenalin, während sie dabei zu sah wie die Felsen die aus dem Fluß ragten immer näher kamen. Sie sah es nur verschwommen, da sie ihre Augen nicht offen halten konnte. Aber sie waren genau unter ihr, soviel konnte sie erkennen.

Das wars - ein Gefühl des Bedauerns erfasste sie, dann spürte sie einen heftigen Aufprall von der Seite.  Ein mächtiger Windstoß der durch den Abgrund preschte erfasste sie, schob sie in die andere Richtung und veränderte so ihren Aufprallpunkt.

" Du musst dich drehen." sagte eine Stimme in ihrem Kopf. " Die Füße voran, wie eine Kerze " Die Ahnen sprachen zu ihr und versuchten ihr zu helfen. "JETZT" brüllte es in ihrem Kopf. Sie drehte sich, Füße voran und streckte ihren Körper durch.

Sie prallte einen knappen Meter neben die Felsen ins Wasser. Im ersten Moment war ihr das gar nicht klar, so weh tat der Aufprall. Die Haut an ihren Armen, die sie zum Schutz vors Gesicht gehoben hatte, brannte. Und obwohl sie versucht hatte ihren Kopf instinktiv zu schützen, wurde sie durch den heftigen Schlag benommen.

Sie wusst nicht wie lange sie ohnmächtig gewesen war oder ob sie es überhaupt gewesen war. Alles war schwarz, jede Bewegung war schwer und Luft. Sie bekam keine Luft, merkte sie mit entsetzen. Sie schluckte Wasser. Panik. Luft. Nach oben. Sie ruderte mit den Armen. Wo war oben?

Nein. Nein. Nein,nein,nein. war alles was ihr durch den Kopf ging, während sie durch die Dunkelheit gewirbelt wurde. Ihre Augen brannten, egal. Da. Licht. Rettung. Sie schwamm auf das Licht zu. Ihre Lungen drohten zu explodieren. Gleich, noch ein bißchen. Sie legte ihre ganze Kraft in ihre Arme und ruderte. Sie kam dem Licht näher. Aber so langsam. Schuhe.

" Zieh die Schuhe aus!".

Sie hätt geweint, hätte sie gekonnt. Alle Muskeln schmerzen, alles wurde schwerer.

"Noch ein bißchen. Weiter. Weiter. Weiter. Weiter" hallte es in ihrem Kopf.

Dann durchbrach sie das Licht.

Sie atmete ein. Erleichterung. Glück. Unbeschreibliches Glück. Sie atmete. Dann spürte sie einen Sog und wurde wieder nach unten gerissen. Hinunter in die Dunkelheit. Kälte. Es wurde immer Kälter. Sie wurde herum gewirbelt. Keine Orientierung. Luft. Sie brauchte Luft.  Wo war das Licht? Sie wurde gegen etwas hartes geschleudert. Sie biß sich die Lippe blutig. Hätte sie nicht soviel Adrenalin im Körper gehabt, wäre sie vermutlich ohnmächtig geworden. Jeder Mensch wäre schon längst Tod gewesen.

"Und du auch, wenn du nicht weiter kämpfst" flüsterten die Ahnen.

Das Licht? Wo war es? Dort! Schwimm darauf  zu! Luft. Wieder atmen. Atme so viel du kannst! Kämpfe. Sie versuchte sich oben zu halten. Ohne Erfolg. Wieder wurde sie nach unten gezogen. Wieder orientierungslos durch die Gegend gewirbelt.
Wieder suchte sie das Licht. Sie spürte wie ihre Kräfte schwanden.

Hilfe - flüsterte sie in Gedanken.

Aber da war niemand. Sie war ganz alleine. Erneut schwamm sie an der Oberfläche. Vor sich meinte sie etwas in den Wogen zu erkennen. Ein Felsen. Ein flacher Felsen. Ihre Chance. Sie versuchte mit der Strömung zu schwimmen und gleichzeitig  auf den Felsen zuzusteuern.

Die Wucht des Aufpralls brach ihre einige Rippen. Hätte sie die Kraft noch gehabt, hätte sie geschrien. Statt dessen nutze sie den Schmerz, klammerte sich mit ihren Krallen in den Felsen und versuchte sich hochzuziehen. Sie durfte dabei weder zu weit nach links noch nach rechts kommen, sonst riss die Strömung sie wieder mit sich fort. Sie verwandelte ihre Füße halb, damit sie ihre Krallen in den Felsen bohren konnte. Langsam konnte sie sich ein Stück an den glitschen Felsen hochziehen. Das Wasser riss an ihr. Sie merkte wie die Kralle an ihrem Mittelfinger brach. Sie kämpfte weiter. Stück für Stück zog sie sich aus dem Wasser. Es schien an ihr zu saugen, sie festzuhalten und zurück in die Dunkelheit ziehen zu wollen. Aber sie krallte sich im warsten Sinne des Wortes am Leben fest. Kraft. Sie brauchte noch ein bißchen Kraft.

" Denk an etwas das dich wütend macht" Ja genau. Das war es. Sie dachte an die Leute die das Dorf überfallen hatten. An die Schreie. An Anton der ihnen zugerufen hatte wegzulaufen, während er einige der Männer aufhielt. Sie dachte an diese Bastarde die  ohne Grund jeden der ihnen über den Weg lief niedermetzelten. Sie dachte an Clara, die schwangere Clara, die mit aufgeschlitztem Bauch und trüben Augen ihr aus einer Gasse entgegengeblickt hatte. Sie dachte an den kleinen Josh über dessen Einzelteile sie gestolpert war. Und Blut, überall war Blut gewesen.

Wut strömte aus ihrem Innersten in ihre Glieder. Rasende, schreiende alles verzehrende Wut. Sie dachte daran wie sie es diesem Abschaum heim zahlen würde, sie dachte daran wie sie vor ihnen stand und immer und immer wieder ihre Faust in ihre widerlichen Visagen hämmerte, bis nur noch Brei davon übrig wäre. Mit jedem Faustschlag den sie in ihren Gedanken ausführte, holte sie mit ihrem Arm erneut aus und krallte sich ein Stück weiter in den Felsen. Mit jedem Faustschlag hiefte sie sich weiter aus dem Wasser und dem Leben entgegen. Ein Knurren entwich ihren Lippen. Sie steigerte sich immer weiter in ihre Gedanken hinein und merkte wie sie kräftiger wurde. Die Wut und der Hass verliehen ihr ungeahnte Kräfte und sie spürte es in sich. Spürte diese Kraft an der sie festhalten würde. Ihre Sicht wurde klarer und mit einem schmatzenden Geräusch entlies der Fluß seinen Fang.

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Der MondgottWhere stories live. Discover now