Der Sumpf

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POV ~ Christoph:

Obwohl die Bäume dicht an dicht standen, wusste Christoph genau wie sie am besten liefen und er und Alejandro waren zügig voran gekommen. Ein Trampelpfad war nicht erkennbar, da nur er und Michaels Vater in der Regel diesen Weg gegangen waren. Zielstrebig führte er Aljandro weiter bis der Wald etwas lichter wurde.

Der weiche Moosboden schluckte auch hier jedes Geräusch, nur die kleinen vertrockneten Ästchen und Blätter gaben knisternd und knackend Bescheid über ihr voran kommen.

Sie liefen eine Weile unter den Laubbäumen entlang, lauschten und schnüffelten nach anderen Wesen. Die Stunden vergingen.

Ein Reh begegnete ihnen, ebenso ein paar Hasen und sogar ein Wildschwein.

Alejandro hatte die Schleuder von seinem Gurt genommen und zielte auf das Reh, doch Christoph legte ihm seine Hand auf die Schleuder und schüttelte den Kopf. " Wir dürfen keine Spuren hinterlassen. Ein guter Jäger erkennt, wenn in einem Gebiet gewildert wurde, ganz zu Schweigen vom Blutgeruch, der uns verraten wird. Die nächsten Tage werden wir fasten müssen."

Christoph blickte hinauf durch das Blätterdach. Die Sonne stand hoch oben am Himmel.

" Wir sollten weiter gehen. Nachts möchte ich nicht in diesen Teil des Waldgebietes sein." meinte Christoph mehr zu sich selbst als zu Alejandro. Christophs Blick war in die Ferne gerichtet, sein Blick war starr und sein Gesicht nichtssagend, doch Alejandro hatte den Eindruck das er gerade nicht den Wald vor sich sah, sondern etwas aus seiner Vergangenheit. Unter Christophs Auge begann ein Nerv zu zucken, dann schüttelte er den Kopf als versuche er die Vergangenheit abzuschütteln und wandte sich wieder an Aljejandro.

"Komm." sagte er und lief dann tiefer in den Wald hinein.

Die Sonne neigte sich schon Richtung Westen als der Wald zu einzelnen Bäumen überging und sie vor den Sümpfen ankamen. Christoph zeigte ihm die Stelle wo ein kleiner Trampelpfad zwischen Moosbewachsenen Gesteinsbrocken entlang lief und dann direkt vor den Sümpfen endete.

"Hier ist der Übergang. Beeil dich und sei mit den anderen vor Sonnenuntergang wieder hier. Erledige die andere Sache über die wir gesprochen haben so diskret wie möglich. In der Zwischenzeit bereite ich alles für unsere Überquerung der Sümpfe vor, aber achte auf die Zeit. Wenn ihr zu spät kommt, werdet ihr die Nacht nicht überleben"

Alejandro nickte. Gedankenverloren starrte er einige Sekunden vor sich hin, dann machte er abrupt kehrt und verschwand wieder im Wald. Christoph stand dagegen immernoch zwischen den Gesteinsbrocken am Stumpf. Er mochte den Sumpf nicht. Zwei Brüder hatte er durch ihn und seine tückische Schönheit verloren.

Die Sonne neigte sich langsam dem Abend zu und schien durch die Baumwipfel. Ein paar Bäume ragten bis in den Sumpf hinein und durch die dicke Mossdecke war der Übergang von festem Land zu Sumpf kaum zu erkennen.

Nur die Wasserpfützen die man hier und da erkennen konnte ließen erahnen, dass der Grund doch nicht so fest war, wie man glaubte.

Zwischen den einzelnen Pfützen wuchsen viele wilde blaue und lilane Blumen deren Duft den Sumpf einlullte. Insekten summten und schwirrten von Blume zu Blume, während Vögel mit dicken Bäuchen ihre Liedchen trällerten und fröhlich sich ein dicken Käfer nach dem anderen von den Blumen pickten.

So schön die einzelnen Pfützen auch im Sonnenlicht glitzerten und funkelten, so tödlich war doch die Gefahr die unter dem scheinbar festen Grund lauerte.

Es war nicht nur der Sumpf der einen dann in seinen tödlichen Klauen hielt, wenn man durch die Moosdecke brach. Squarks hatten sich in diesem Gebiet eingenistet. Squarks waren kleine gefrässige blau-graue Wasser-Elfen, gerade Mal Fingergroß, die in Schwärmen auftauchten und begannen an einem zu nagen noch ehe man ertrunken war.

Früher hatten er mal mit seinen Brüdern hier gespielt, nichts ahnend waren sie über die dicke Moosdecke gehüpft und hatten versucht sich bei der Jagd nach dem dicksten Käfer gegenseitig zu übertrumpfen.

Dann waren seine beiden Brüder eingebrochen. Er nicht. Er war noch sehr jung und schmächtig gewesen und die Moosdecke hatte ihn gehalten. Es war damals so schnell gegangen. Noch eher er Hilfe holen oder überhaupt irgendetwas tun konnte hatten seine Brüder das Schreien angefangen und die Pfützen hatten sich rot gefärbt. Ihre Stimmen waren so hell und schrill gewesen wie er sie noch nie gehört hatte. Noch heute schüttelte es ihn wenn er daran zurück dachte.

Ächzend wandte sich Christoph wieder vom Sumpf und seiner Vergangenheit ab und ging auf die Gesteinsbrocken am Rand des Sumpfes zu. Zielsicher begann er an einer Stelle in die Risse des Gesteins zu fassen und kletterte an der Stelle empor.

Als er oben angekommen war, wischte er sich den kalten Schweiß von der Stirn und wandte sich wieder dem Sumpf zu. Hier oben hatte er einen guten Ausblick. Das war aber nicht das weswegen er hier oben war. Er lief bis ganz nach vorne, wo das Gestein weit in den Sumpf hineinragte und wischte den Stein dort sauber. Eingehauene Runden wurden unter dem Dreck sichtbar. Christoph ließ sich auf seine Kniee herab und begann die Worte dzu sprechen die Michaels Vater ihm beigebracht hatte.

"Mondgöttin die du meine Ahnen geweiht hast

lehre mich dein Wissen

und gewähre mir Zugang zu deinen Hallen

dein Wissen, deine Namen und deine Körper sind mannigfaltig

deine vielen Gestalten seien verehrt

in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft

akzeptiere mich und die Meinen als deine Wächter."

Dabei nahm er sein Jagdmesser, schnitt sich in die Hand und vergoss sein Blut über die Runen.

Erst geschah nichts. Dann wurde sein Blut von den Runen im Stein aufgesaugt. Sie glühten kurz heiß auf und erloschen dann wieder.

Christoph seufzte. Nun konnte er nichts anderes mehr tun außer abwarten.


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Der MondgottWhere stories live. Discover now