Himmelwärts

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POV Michael :

Während er nach oben kletterte konnte er Umrisse von einem Gebilde erkennen. Mit jeder Leitersprosse die er weiter erklomm kam er dem was da auch immer in der Dunkelheit schwebte näher.

Das rauhe Tau, aus dem die Leiter gemacht war, fühlte sich mittlerweile unangenehm unter seinen schwieligen Händen an. Der Wind blies kalt und unerbittlich durch seine Kleidung. Seine Gefolgsleute konnte er nur als dunkle Schatten erkennen, die vor ihm kletterten. Das ein oder andere Mal sah er wie sie ihre Köpfe einzogen, wenn eine besonders starke Windböe aufkam.

Mit jedem Schritt den er sich weiter vom Boden entfernte stieg auch das flaue Gefühl in seinem Magen. Große Höhen waren noch nie seine Sache gewesen, aber das konnte er als Sohn des Clanoberhauptes niemanden sagen. Er musste als gutes Beispiel voran gehen und durfte niemals Angst zeigen.

Aber egal mit welcher Logik er seine Angst bekämpfte, sein Körper machte was er wollte. Seine Bewegungen wurden unsicherer, grob und ruckartig und er hatte das Gefühl die Kraft in seinen Gliedmaßen zu verlieren. Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und seine Hände wurden schwitzig. Seine zerschnittene Handfläche brannte wie Feuer. Ein Schmerz den er Willkommen hieß. Es lenkte ihn ab. Aber nicht genug, das Schwanken der Leiter machte ihm die schwindelerregende Höhe in der er sich befand nur all zu sehr bewusst. Er versuchte seine Gedanken abzulenken, sich mit etwas anderem zu beschäftigen.

Alexis.

Ihr warmer Körper schmiegte sich an an seine Schulter und seine Wange. Immer wieder rutschte ihr Körper etwas und er rückte sie mit zittrigen Fingern zurecht.

Er dachte über sie beide nach. Sie war nun schließlich alles was ihm geblieben war. Nur mit Alexis hatte er über seine Ängste geredet und sie hatte dicht gehalten. Immer. Auch als andere aus dem Clan sie zusammenschlugen um mehr über seine Schwächen zu erfahren, weil sie sie beide oft zusammen gesehen hatten.

Sie hatte gekämpft und sich bis zur Ohnmacht gewehrt, aber keinen Ton über seine Schwächen verloren obwohl sie diese besser als jeder andere kannte. Sie trug zu Recht den Namen Drakisi. Der Kriegsherr Drakisi entschied vor ewigen Zeiten eine allesentscheidene Schlacht. Worum es da genau ging, ging leider im Laufe der Zeit verloren. Aber was man noch wusste war, dass ihr Volk untergegangen wäre, hätte er verloren.

Es war sein Glück das sie nach ihrem Vorfahren kam. Loyal, stark, kämpferisch.

Seine Schwächen preiszugeben hätte ihn später einmal stark in seiner Position geschwächt und andere Clanmitlgieder hätten ihn erpressen können. Selbst der Tod war dem Leben als Marionette vorzuziehen.

Er hatte mal von einem reisenden Händler gehört ihr Clan wäre grausam und brutal. Aber ihr Clan war nicht besser oder schlechtere als andere Clans. Schwäche bedeutete der Untergang eines Clans. Innerhalb eines Clans bedeutete Schwäche ebenso Untergang entweder für einen Selbst, die Familie oder Personen die einem wichtig waren. Es gab Machtkämpfe und die Gier nach Besserem. Einem besserem Einkommen, einem besseren Ruf und einer besseren Position. So war es schon immer gewesen. Sein Vater war zwar Clanoberhaupt gewesen und das Recht dafür wurde weiter vererbt, aber wenn es keinen Erben gab, musste jemand anderes mit seiner Familie die Position des Clanoberhauptes einnehmen. Für seine Familie gallt es also zu herrschen oder zu sterben. Vielleicht war ihr Clan untergegangen, weil sein Vater zu weich geworden war?

An dem Tag an dem Alexis zusammengeschlagen worden war, war für ihn klar geworden das es egal war das sie kein Mann war. Sie würde seine Vertraute werden, wenn er einst den Clan übernehmen würde. Eine bessere Frau an seiner Seite konnte er sich nicht vorstellen. Sie würden ihm den Rücken frei halten und ihn unterstützen. Die Position eines Vertrauten kam sehr nahe an die Position einer Gefährtin heran. Eine Gefährtin durfte aber nicht herrschen, nur ihre Kinder. Dieses Gesetz diente dazu, das bei Positionsstärkenden Heiraten der Gefährte auch nach der Bundschließung noch lebte und nicht im Bett von seiner Frau ermordet wurde.

Bis die Kinder das Alter erreicht hatten, dass sie Herrschen konnte, übernahm der oder die Vetraute die Führung des Clans, sollte dem Clanoberhaupt etwas zugestoßen oder er in Gefangenschaft geraten sein.

Eine Frau als Vertraute zu haben die als seine Stellvertretung den Clan lenkte war zwar nicht üblich und selten, aber nicht ausgeschlossen. In wenigen Ausnahmefällen durfte die Gefährtin als Vertraute berufen, werden. Aber dies hatte der Hohe Rat zu bewilligen, da hier das Gesetz ausgehebelt wurde, das eine Gefährtin nicht herrschen durfte.

Michael kletterte weiter nach oben und lauschte Gedankenversunken dem Herzschlag von Alexis. Er dachte zurück an dem Tag an dem sie zusammengeschlagen worden war.
Diejenigen die sie zusammengeschlagen hatten, hatte er nicht offiziell im Volksgericht angeklagt. Das hatte keinen Sinn. Es war das Recht der Clanmitglieder die möglichen Vertrauten des zukünftigen Oberhauptes zu testen, ihre Loyalität und ihre Stärke. Seiner Meinung nach ein überholtes Gesetz.

Er hatte die Zähne zusammen beißen und den Vorfall ignorieren müssen, obwohl jede Muskelfaser seines Seins sie hatte rächen wollen. Wochenlang war nicht klar gewesen ob Alexis es schaffen würde. Aber er hatte geschworen es nicht zu vergessen. Er hatte auf einen geeigneten Zeitpunkt warten wollen, um sich zu rächen, der nun nie kommen würde.

Während er weiter kletterte, dachte er daran was er den Kerlen gerne angetan hätte und erklomm weiter die Leiter.
Wie er so in seinen Rachegedanken schwelgte hatte er gar nicht bemerkt wie er das Ende der Strickleiter erreicht und das schattige Gebilde Form angenommen hatte. Plötzlich war vor seinen Augen etwas Festes aufgetaucht und hatte den dunklen Nachthimmel verdeckt. Erleichtert schaute er nach oben.
Er konnte nun klar und deutlich das grüne Gestein erkennen und die Masten an denen eingezogene Segel hingen. Ein großer Bug aus Holz und eine fast 30 Schritte lange Reling, ragten vor ihm auf. Mehr konnte er von hier unten nicht erkennen.
Aber mehr brauchte er auch nicht zu sehen.
Es war eindeutig ein schwebender Felsen auf dem ein Schiff gebaut war.
Aus Erzählungen hatte er schon von schwebenden Steinen, oder fliegenden Felsen wie sie auch genannt wurden, gehört, hatte aber noch nie einen zu Gesicht bekommen.
Bis zum Krieg zur Zeit Drakisis hatte es viele gegeben. Da sie aber für den Kampf nützlich waren um Luftschiffe zu bauen, waren viele zerstört worden damit sie nicht in die Hände des Feindes fielen.
Schnaubend zog sich Michael an dem kalten Gestein vorbei.
Dann hatte er es geschafft. Er umfasste das spröde Holz der Reling und stieg mit weichen Knien darüber. Alexis dabei nicht fallen zu lassen war gar nicht so einfach.

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Falls euch die Geschichte gefällt: Voted bitte für mich und/oder hinterlasst mir ein Feedback :) ! Auf diesem Weg vielen lieben Dank schon mal im vorraus! <3

Der MondgottTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon