Verrat

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POV ~ Alejandro:

Alejandro befand sich währenddessen auf dem Rückweg zu den anderen.

Zurück zu laufen war um einiges einfacher, da er den Weg schon kannte. Auch sparte er sich Zeit indem er nur noch nachlässig nach Feinden Ausschau hielt. Denn Zeit war etwas, dass sie nicht mehr hatten.

Ein Frösteln glitt ihm über den Rücken als er sah wie sich die Sonne weiter dem Horizont näherte. Nach einer halben Stunde ausdauerndem Rennen witterte er seine Leute.

Schwer atmend hielt er inne und beobachtete sie aus sicherer Entfernung. Sie hatten Rast auf einer Lichtung eingelegt. Feinde waren keine in Sicht. Seiner Schwester schien es gut zu gehen.

Er versuchte seinen Atem unter Kontrolle zu bringen, damit seine Schwester ihn nicht hörte.

Bis zu dieser Lichtung kannte Lydia den Weg, hatte Christopher ihm gesagt, nur wo der Sumpf lag wusste sie nicht.

Lydia saß auf einem umgestürzten Baum und hielt in alle Richtungen Ausschau. Sie sah ihn, sagte aber nichts und tat so als wäre er unsichtbar.

Sie weiß es also auch, dachte Alejandro.

Die meisten Kinder hatten sich vor Lydias Baumstumpf versammelt, als wäre sie der einzige sichere Hort den es noch gab. Keines gab einen Laut von sich. Manche hielten sich gegenseitig, andere starrten mit leerem Blick vor sich hin.

Die anderen Jugendlichen aus ihrem Clan die noch übrig waren saßen in einem Kreis auf den Boden. Er ging sie alle im Kopf durch. Es waren Amanda, Benedikt, Evelyn, Oliver, Isabell und Niklas die dort saßen und sich flüsternd unterhielten.

Michael saß mitten unter ihnen und hielt Alexis immernoch in seinen Armen. Er hatte sie in seinen Mantel eingewickelt, hatte sie fest an sich gedrückt und rieb mit seinen Händen über ihren Körper. Gut so, sie brauchte die Wärme. In Gedanken lobte Alejandro Michael dafür, dass er hauptsächlich ihren Torsus rieb, damit das aufgewärmte Blut durch ihren ganzen Körper strömen konnte.

Ärgerlich wandte Alejandro sich ab. Das waren kostbare Sekunden die er nicht hatte. Er musste sich konzentrieren und das tun was Christoph ihm gesagt hat und alle noch vor der Abenddämmerung zum Sumpf bringen.

Sein Blick wanderte weiter zu den anderen. Seine Schwester Maya saß Abseits der der Jugendlichen bei den Kindern. Cassandra und Tommy, zwei der Kinder, lehnten an Maya und weinten stumm vor sich hin.

Einer der Jugendlichen namens Oliver schien es schließlich nicht mehr ertragen zu können Cassandra weinen zu sehen und ging zu ihr. Er kniete sich neben Maya und nahm Cassandra auf den Arm. Diese schmiegte ihr Gesicht in seine Halsbeuge und umschlang ihn mit ihren dürren Ärmchen. Behutsam streichelte er über ihren schmalen Rücken. Oliver war der beste Freund und Waffengefährte von Cassandras großem Bruder gewesen. Die beiden hatten schon als Babys Freundschaft geschlossen und waren wie Zwillinge zusammen aufgewachsen, unzertrennlich, bis gestern.

Alejandro beobachte das ganze Geschehen weiter und wartete ab. Schließlich setzte Oliver Cassandra auf den Boden und ging mit ihr Richtung Dickicht auf der anderen Seite der Lichtung. Auf den Weg dorthin sagte er etwas zu Lydia. Diese nickte nur kurz und beachtete ihn nicht weiter.

Das war seltsam, wieso taten sie das? Alejandro stand auf, schlich sich im Dickicht an der Lichtung entlang und folgte den Beiden auf die andere Seite.

Er schlich sich gerade an ein paar dicken Bäumstämmen vorbei und ging auf einige verstreute Felsbrocken zu, als er Stimmen vernahm.

Vorsichtig lugte er hinter einem Felsen hervor und sah noch wie Oliver zu Boden ging. Er konnte den metallischen Duft von Blut klar und deutlich riechen.

Der MondgottWhere stories live. Discover now