Krönung

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Bereits wenige Tage später geht die Sonne über einem ganz besonderen Tag für Gondor auf. Zum ersten Mal seit langer Zeit gilt es, einen König zu krönen. Die versiegt geglaubte Linie der Herrscher über Gondor und Anor hat doch noch einen Erben hervorgebracht. Isildurs Erben, der aus dem Exil zurückgekehrt und aus den Schatten seiner Väter getreten ist. Seit dem Sieg über Sauron und der letzten Schlacht am Schwarzen Tor laufen überall in Minas Tirith die Vorbereitungen für die Zeremonie und das große Fest. Schon jetzt scharen sich Fürsten und Lehensherren um ihren zukünftigen König und es treffen von überallher Gäste ein. Unter anderem sind weitere Elben aus Imladris eingetroffen. Elrond, Arwen, Elladan und Elrohir. Mit ihnen kam der König des Waldlandreiches, Thranduil. Legolas und Laladriel waren überrascht, ihren Vater außerhalb seines Reiches anzutreffen. Umso größer war jedoch die Freude über ihr Wiedersehen. Auf beiden Seiten. Auch aus Lothlórien erhielten wir Besuch. Haldir mit einem kleinen Gefolge. Lord und Lady o Lórien werden nicht erscheinen. Sie bereiten ihren Aufbruch nach Valinor vor.

Nun mache ich mit Arwen einen Spaziergang durch die Gärten. Ich muss ihr unser Abenteuer ganz genau erzählen. Das dauert natürlich, aber bis die Krönungszeremonie beginnt, ist noch etwas Zeit. Meine Ziehmutter hat auch ihrerseits etwas zu erzählen. Nach dem traditionellen Jahr der Verlobungszeit, gingen Haldir und sie den Seelenbund ein wie es ihn nur unter den Elben gibt.

» Ich bin froh, dass du diese Reise unbeschadet überstanden hast «, sagt Arwen gerade,

» Doch ich sehe, du hältst deine wahre Herkunft noch immer geheim, ist es nicht so? «. Unwillkürlich greife ich an meinen Hals, wo das Medaillon unter meinem Kleid verborgen liegt.

» Ja «, erwidere ich schlicht,

» Ich musste mir erst selbst klar darüber werden, was das für mich bedeutet «. Meine Ziehmutter nicht verstehend und legt mir eine Hand auf die Schulter.

» Hier in Minas Tirith habe ich eine Frau kennengelernt, die meine Eltern kannte. Sie sagte mir, dass ich dort im Norden noch Familie habe «, erzähle ich.

» Und nun möchtest du dorthin? «, fragt sie.

» Ich weiß es nicht. Ihr seid meine Familie. Du, Elrond, Elladan, Elrohir und mittlerweile auch die Gefährten «, antworte ich ehrlich. Die schöne Elbin wiegt den Kopf hin und her.

» Das ist wahr und das werden wir auch immer bleiben «, meint sie mit sanfter Stimme,

» Doch...die Zeit der Elben hier geht vorüber. Viele machen sich auf den Weg zu den Grauen Anfurten, um von dort in die unsterblichen Lande zu segeln «. Bei ihren Worten bleibt mir einen Moment der Atem weg. Ich verstehe, was sie mir damit sagen möchte, und bevor ich sie zurückhalten kann, treten mir Tränen in die Augen. Arwen zieht mich schnell in eine Umarmung und streicht mir beruhigend über den Rücken.

» Weine nicht, meine Liebe, bis dahin ist doch noch eine Weile hin «, flüstert sie,

» Aber eines Tages werde auch ich nach Valinor aufbrechen, denn dort liegt die Bestimmung der Elben. Die Valar rufen uns zu sich «. Ich atme einmal tief ein und aus und versuche, den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken.

» Du wirst sehen, wenn die Zeit gekommen ist, wird der Abschied nicht mehr so schwer sein «, sagt Arwen und lächelt mir aufmunternd zu,

» Aber wenden wir uns erfreulicheren Dingen zu. Die Zeremonie beginnt bald. Wir sollten uns vorbereiten, meinst du nicht? «. Damit nimmt sie meine Hand und delegiert mich in mein Gemach, wo auf dem Bett ein Kleid ausgebreitet wurde.

» Wunderbar, es ist schon da «, flötet Arwen und klatscht begeistert in die Hände. Vorsichtig streiche ich über den mattgrünen Stoff, der mit großen, aber unauffälligen Verzierungen versehen ist. Der Ausschnitt und die Enden der langen Ärmel sind mit schwarzem Samt gesäumt. Auch um die Hüfte schlingt sich ein Band aus eben diesem Stoff.

» Ich habe mir gedacht, ich bringe dir ein paar Kleider mit «, meint meine Ziehmutter verschmitzt und hält mir das gute Stück hin,

» Na los, probiere es an «. Bevor ich es entgegennehme, bedanke ich mich mit einer Umarmung. Dann tue ich, wie mir geheißen. Das Kleid passt wie angegossen. Nachdem Arwen auch meine Haare gebürstet hat, machen wir uns auf den Weg in den Hof de Springbrunnes, wo sich bereits das Volk sammelt.

Schließlich ist es soweit. Aragorn kniet in edlen Gewändern mit dem Wappen Gondors auf der Brust vor dem weißen Baum, der über und über mit schneeweißen Blüten bedeckt ist. Unter dem langen samtenen Mantel befindet sich sein Schwert Andúril. Gandalf ist bei dem angehenden König, mit der Krone in der Hand. Das silberne Metall wird von vier Flügeln geziert. Jeder ist mit goldenen Schnörkeln überzogen, doch in der Mitte des größten prangt ein Abbild des weißen Baumes und für jeden der sieben Sterne wurde je ein kleiner, weißer Edelstein eingelassen.

» Nun brechen die Tage des Königs an. Mögen sie voll Licht sein und den Schatten niemals wieder aufstehen lassen «, verkündet der Zauberer feierlich und senkt die Krone langsam auf Aragorns Haupt,

» Viele Namen sind dir bereits gegeben. Am heutigen Tage an sollst du einen weiteren erhalten. Elessar Telecontar, König über Gondor «. Dieser erhebt sich mit dem Rücken zu uns. Ich bemerke die angespannte Haltung, die er eingenommen hat. Mögen die Valar ihm die Kraft geben, die er jetzt und von nun an braucht. Denn das Haupt, auf dem die Krone ruht, ist schwer. Da strafft er die Schultern, atmet tief ein und wendet sich seinem Volk zu. Dieses jubelt und applaudiert und so manche Dame wirft dem neuen König eine Blume zu Füßen. Wir, die Gefährten, stimmen mit ein. Gimli neben mir klatscht begeistert in die Hände und auch die Elben lassen es sich nicht nehmen, Aragorn den Respekt zu zollen, der ihm zusteht.

» Dieser Tag ist ein fröhlicher. Freuen wir uns über unseren Sieg und lassen wir jedwede Feindschaft ruhen, auf das auch in Zukunft kein Schatten mehr über diese Lande fällt. Doch gedenken wir auch jener, die ihr Leben ließen, um diesen Sieg zu erringen, und es möglich machten, dass wir alle heute hier stehen. «, spricht der neue König mit lauter Stimme. Für einen Augenblick ist es still, dann wird Aragorn erneut mit Jubelrufen überschüttet. Daraufhin schreitet er über den Hof zu dem hohen Tor, dessen Flügel weit offen sind. Jeder, an dem der neue König auf seinem Weg vorüberkommt, verbeugt sich tief. Langsam folgen ihm zunächst die Adeligen und nach und nach auch das einfache Volk. In einem langen Zug strömen sie ins Schloss, wo nun ein großes Fest stattfinden wird. Auch ich möchte mich gerade dem Zug anschließen, da tippt mir jemand auf die Schulter. Es ist Legolas, der mir galant seinen Arm anbietet. Lächelnd nehme ich dieses Angebot an und wir folgen Laladriel und Glorfindel in die geschmückte Halle.



Elessar - Elbenstein

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