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~Laladriel~

Edoras ist eine große Siedlung, die auf und um einen Hügel erbaut worden ist. Auf der Kuppe des Hügels thront das Königshaus. Es ist eine große Anlage mit vielen Türmen und Treppen. Rund um die Stadt wurde zum Schutz ein hoher Zaun errichtet. Wir passieren das Tor und lassen die Pferde auf das Herrenhaus zutraben. Die Menschen sehen uns misstrauisch hinterher und leises Gemurmel folgt uns auf dem ganzen Weg. Zusammen erklimmen wir die Stufen zu den Goldenen Hallen von Meduseld. Vor der Pforte empfangen uns einige Wachen.

» Der Eintritt in die Goldene Halle darf nur ohne Waffen geschehen «, erklärt der Hauptmann. Gandalf nickt uns zu. Ich greife nach meinem Dolch, doch Legolas hält mich zurück.

» Dar-si, Laladriel «, sagt er sanft und drückt mir seinen Bogen in die Hand. Zunächst will ich widersprechen, füge mich doch schließlich seinem Wunsch. Nach einigem Hin und Her wegen Gandalfs Stab übergeben mir Aragorn, Legolas, Gimli und Gandalf ihre Waffen und betreten hinter dem Hauptmann den Thronsaal. Ich erhasche einen Blick in die düstere Halle, an deren Ende eine verkümmerte Gestalt auf dem Thron sitzt. Dann schließen sich auch schon die Türen und die Wachposten treten mir in den Weg. Ich setze mich auf die Treppen und stütze das Kinn auf meine Arme. Von drinnen höre ich Stimmen und andere Geräusche. Dumpfe Klänge, als würde jemand zu Boden fallen. Eine junge Frau mit langen, blonden Haaren hastet die Stufen herauf. Die Wachen machen ihr auf der Stelle Platz und lassen sie durch.

Kurz darauf werden die Flügel des Tors aufgestoßen und zwei Männer tragen einen dritten heraus. Mit etwas Schwung stoßen sie den kleinen, schwarzhaarigen Mann einfach die Treppe hinunter. Keuchend schlägt er auf dem Boden auf. Blut rinnt aus seinem Mundwinkel.

» Herr... «, wimmert er und kriecht rückwärts,

» Bitte verschont mich. Ich habe stets nur zu Eurem Besten gehandelt! «. Erst jetzt bemerke ich den Mann, der vermutlich König Théoden ist. Mit dem Schwert in der Hand bewegt er sich langsam auf den Schwarzhaarigen zu. Ich wende mich zu meinem Bruder und den anderen um, die hinter dem König aus der Halle strömen.

» Wer ist das? «, frage ich leise.

» Das ist Grima Schlangenzunge, der vermeintliche Berater des Königs «, murmelt Aragorn, ohne den Blick von den beiden Personen auf der Treppe zu wenden. Diesen Namen habe ich bereits einmal gehört. Nicht in gutem Zusammenhang, so viel weiß ich noch. Grima bahnt sich einen Weg durch die Menge und macht sich aus dem Staub. Das ist wohl auch besser für ihn, sonst würde er nicht mehr lange am Leben gelassen.

Am nächsten Morgen erwache ich spät. Gestern Abend habe ich mich nach der Beerdigung von Théodens Sohn Théodred bald in mein Zimmer zurückgezogen. Das Bad und die ruhige Nacht haben mir gut getan, ich fühle mich wie neu. Schnell schlüpfe ich in meine Kleider und nehme meine Waffen an mich. Draußen auf dem Gang treffe ich auf Gandalf und Aragorn.

» Quel amrun «, sage ich. Aragorn neigt den Kopf. Auch er sieht viel besser aus. Die lange Verfolgungsjagd hat an uns allen gezehrt.

» Laladriel! Gut, mit dir muss ich sprechen «, meint der Zauberer ohne Umschweife,

» Komm, ich erkläre es dir auf dem Weg zu den Ställen «.

» Zu den Ställen? «, wiederhole ich,

» Brechen wir wieder auf? «.

» Wir begeben uns auf die Suche nach jemandem. Théoden hat gerade Befehl geben, die Stadt zu räumen und nach Helms Klamm zu flüchten «, erklärt Gandalf und lächelt leicht. Mit einem Seitenblick auf Aragorn wird mir klar, dass der Zauberer mit "Wir" nur sich selbst und mich meint. Es war eine gute Idee, alle meine Sachen aus dem Zimmer mitzunehmen.

In den Ställen herrscht bereits reges Treiben. Schattenfell ist einer der hinteren Boxen untergebracht. Gandalf führt den Fürst der Mearas nach draußen. Ich folge ihm mit Arod, dem grauen Hengst, den Éomer uns anvertraute. Es ist ein schnelles und leichtes Tier. Ich lege Aragorn zum Abschied die Hand auf die Schulter und schwinge mich in den Sattel.

» Erwartet uns bei den ersten Sonnenstrahlen des fünften Tages «, sagt Gandalf und gibt seinem Pferd die Sporen. Ich tue es ihm gleich und galoppiere hinter ihm her. Auf dem Weg zum Stadttor entdecke ich Legolas und Gimli, die uns verwirrt hinterher schauen. Ich habe nur Zeit, ihnen kurz zuzuwinken, dann befinden wir uns schon draußen auf freiem Feld. Mitten in der Hügellandschaft Rohans. Ich lasse Arod zu Schattenfell aufschließen.

» Wen suchen wir eigentlich, Mithrandir? «, frage ich den Zauberer.

» Éomer «, antwortet Gandalf.

» Ich habe ihn und seine Schar nordwärts reiten sehen «, sage ich und denke an die vielen Reiter zurück, die Aragorn, Legolas, Gimli und mich einkreisten. Mein Begleiter erwidert darauf nichts mehr, sondern nickt nur wortlos.



Dar-si – Bleib hier

Quel amrun – Guten Morgen

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