Huorns

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~Laladriel~

Wir reiten nun schon drei Tage ununterbrochen über die Hügellandschaft Rohans. Schattenfell scheint nicht müde zu werden, doch Arod fällt in seinem langsamer werdenden Trab immer weiter zurück. Gandalf ist sehr schweigsam. Wenn er spricht, murmelt er nur irgendetwas mehr oder weniger Unverständliches in seinen nun schneeweißen Bart. Auf dem mattgrünen Gras entdecke ich oft die Hufabdrücke mehrerer Pferde. Im Fährtenlesen bin ich zwar nicht so hervorragend wie Aragorn, aber dennoch erkenne ich, dass die Spuren noch nicht sehr alt sein können. Mittlerweile neigt sich die Sonne wieder den Bergspitzen am Horizont zu. Gerade möchte ich den Zauberer bitten, Arod eine Pause zu gönnen, da bemerke ich die Rauchsäulen in der Ferne. Sie müssen von einigen Lagerfeuern stammen und wo Lagerfeuer sind, sind auch Menschen. Gandalf scheint denselben Gedanken zu haben, denn er treibt den Fürst der Mearas zur Eile. Ich tätschle Arod den grauen Hals.

» Ha-ea lá lil ûr! Noro-lim, Arod! «, verspreche ich dem Tier und tatsächlich erhöht sich seine Geschwindigkeit wieder. So tauchen bald Zelte vor uns auf. In einer Senke zwischen den Hügeln, geschützt vor dem unerbittlichen Wind, der großteils ungehindert über die Ebene fegt. Eine gesamte Éored lagert auf diesem Platz, wenn nicht sogar mehr. Eine Éored ist eine Art berittene Truppe und umfasst etwa 120 Mann und einen Hauptmann. Gandalf reitet langsam an der Flanke des Hügels entlang und steigt schließlich vom Rücken seines Trägers. Ich tue es ihm gleich und lege vorsichtshalber eine Hand an den Griff meines Dolches. Neugierige und misstrauische Blicke folgen uns bei jedem Schritt. Es dauert auch nicht lange, da stellen sich uns drei Soldaten in den Weg. Ihre Speere pflanzen sie neben sich auf, ihre Schilde halten sie schützend vor ihre Körper.

» Wer seid Ihr und was wollt Ihr? «, fragt einer von ihnen.

» Wir müssen mit Marshall Éomer sprechen, bringt uns zu ihm! «, erklärt Gandalf rasch und in einem Tonfall, der keine Wiederworte duldet. Die Wachen werfen sich einen fragenden Blick zu, nicken dann aber. Einer von ihnen führt uns an einigen Zelten und Feuern vorbei, während uns die anderen beiden flankieren.

Nach kurzer Zeit erreichen wir ein Zelt, das etwas größer ist als die anderen. Vor dem Eingang stehen zwei weitere Wachposten mit hoch erhobenen Häuptern. Die Rohirrim sind ein stattliches und stolzes Volk, das zeigen sie der ganzen Welt. Unser Führer und die beiden Wachen wechseln kurz ein paar Worte und einer der beiden verschwindet für eine Weile im Zelt. Als er wieder herauskommt, hält er den schweren Stoff beiseite und winkt uns durch.

» Der Herr erwartet Euch «, sagt er und schon befinden wir uns im Inneren des Zelts. Es ist sechseckig. Auf dem Boden liegen einige Felle von Tieren, am Rand steht ein Feldbett. Mitten in dem Raum befindet sich ein kleiner Tisch, auf dem Karten und Papier aufgestapelt liegen. Dazwischen tummeln sich Federn und Tintenfässchen. Auf dem Stuhl dahinter thront der dritte Marshall der Mark, Éomer, Éomunds Sohn. Als wir nähertreten, blickt er auf. Seine Augen fixieren Gandalf und er neigt den Kopf zum Gruße.

» Gandalf Graurock, was führt Euch hier her? «, fragt er misstrauisch.

» Wir sind hierhergekommen, um Euch um Hilfe zu bitten «, erklärt der Zauberer diplomatisch. Bei dem Wort "Wir", wandert Éomers Blick zu mir. Ich halte mich im Hintergrund, um Gandalf das Sprechen zu überlassen.

» Ich kenne Euch «, murmelt der Marshall freundlich,

» Ihr wart bei Aragorn und seinen Gefährten vor wenigen Tagen, nicht wahr? «.

» Euer Gedächtnis ist gut «, erwidere ich und ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Damit wendet sich Éomer wieder Gandalf zu.

» Wie könnte ich Euch helfen? «, fragt er.

» Oh, ich erbitte keine Hilfe für mich «, stellt der Zauberer klar,

» Vielmehr für Euren Onkel, König Théoden, und für Euer Volk. Sie alle flohen nach Helms Klamm, doch dies wird ihnen zum Verhängnis werden «. Éomer zieht eine Augenbraue in die Höhe

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