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«Zuerst das Mädchen, um das sich diese Geschichte dreht - Annie Scott.
Sie war ein aufgewecktes junges Ding gewesen.», begann Finn sachlich.

«Annie Scott?», murmelte ich leise.

«Das ist meine Geschichte, also sei still und hör zu. Okay?», sagte Finn leicht gereizt. Als ich nicht prompt antwortete, verengten sich seine Augen. Also nickte ich einfach.

Als er mein Nicken wahrnahm, fuhr er fort, «Annie hatte etwas an sich, dass jeden faszinierte. Sie war gut herzig, liebevoll, charismatisch, klug und dennoch gerissen, hinterlistig und wusste wie man das bekam, dass man wollte. So wie ich.

Devan und ich sind in Chester aufgewachsen, groß geworden bis sich unsere Mutter von unserem gewalttätigen Vater getrennt hat. Dann zogen wir nach New York, um neu anzufangen. Doch, wie es aussah, fühlte sich unsere Mutter immer zu der gleichen Sorte Mann - gewalttätige Mistkerle - angezogen. Irgendwann entdeckten Devan und ich die Schattenseite von New York. Und genau dort lernten wir Annie kennen, die sich schon länger in dieser Szene bewegte als Taschendiebin. Die kleine Gaunerin raubte Devan das Herz.

Annie fiel auf. Und es dauerte nicht lange, da verfiel Devan ihr vollkommen. Ihr Herz gehörte Devan, voll und ganz.

Ich hatte mir Feinde gemacht, die mich bis auf das Blut hassten. Und meine Feinde waren ebenso die Feinde von Devan.

Vor zwei Jahren, nachdem Devan und Annie einen schönen Abend in einem Restaurant hatten, kam ein Mann und stach Annie nieder. Eigentlich sollte er Devan verletzen.. - es war dunkel in der Seitengasse und der Typ auch nicht sonderlich helle. Da verwechselt man schon mal was.

Kurz gesagt, Annie verblutete jämmerlich bevor Hilfe eintraf.» Finn zuckte mit den Schultern, als wäre es nicht so dramatisch.

«Tragisch, Annie war wirklich gut im Bett.», sagte Finn eher zu sich selbst.

Ich biss mir auf die Lippe, bevor ich etwas sagte, was ich später bereuen könnte. Es war nicht nur schockierend das Finn so über ein totes Mädchen sprach, sondern fragte ich mich auch was Annie dazu veranlasst hatte mit Finn zu schlafen. Zwar kannte ich Annie nicht persönlich und ich konnte mir sicherlich kein Urteil über sie erlauben, .. doch mit Finn zu schlafen?

Finn bemerkte wohl meinen Gesichtsausdruck, «Annie und ich hatten viele Gemeinsamkeiten. Zum einen spielte sie gerne und ich ließ es mir gefallen. Hin und wieder war da wohl auch etwas Alkohol und anderes Zeug im Spiel.»

Ich zog nur meine Augenbrauen zusammen.

«Dann habt ihr aus Rache den Typen kaltblütig ermordet und nun, zwei Jahre später, soll Devan allein dafür büßen.», beendete ich die Geschichte von Finn. Zumindest wusste ich das durch den Artikel über Annie Scott, dass der Mörder von Annie ermordet wurde. Und für mich ergab das Sinn.

«Nun, so was in der Art.» Finn zuckte mit seinen Schultern. «Doch der eigentliche, spannende Punkt in der Geschichte bezieht sich auf dich - Kristen McVeigh. Du bist das Mädchen, das Annie so sehr ähnelt, dass Devan und sowohl ich dachten, dass du Annie wärst.»
Nach einer Weile schob er, «Zumindest für einen Moment. Sie war klüger.», hinterher.

Ich sah Finn einfach nur schweigend an.

Dann zog Finn ein Bild aus seiner Hosentasche, das schon leicht zerknittert und gerissen war, und reichte es mir.

Darauf ein scheinbar jüngerer Devan und ein Mädchen, das in seinen Armen lag. Die Ähnlichkeit zwischen dem Mädchen und mir war verblüffend. Zwar waren ihre Haare etwas länger und nicht eine Mischung aus rot und braun. Doch unsere Gesichtszüge, unsere Augenfarbe und unsere Figur schienen sich ziemlich ähnlich zu sein. Fast, wie eine verloren gegangene Zwillingsschwester.

Loving BadWhere stories live. Discover now