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FRÜHER

Erschrocken zuckte ich zusammen, als mich während dem Unterricht etwas am Kopf traf. Einige Schüler glotzen mich an und andere verkniffen sich mühsam ein lautes Lachen.

«McVeigh, könnten Sie uns mit Ihrer geistigen Anwesenheit beehren?»

Mr Buttler wartete nur auf einen geeigneten Moment, um einen in die Pfanne zu hauen. Doch leider erwischte es jedes Mal mich, weil ich einfach zu unkonzentriert war.

Ich klappte meinen schwarzen Block zu.

«Wo waren wir gleich nochmal?», fragte ich zögerlich.

Während der Standpauke von Mr Buttler, dass ich mich mehr auf den Unterricht konzentrieren sollte, sackte ich auf meinem Stuhl immer weiter in mich zusammen. Als könnte ich mich dadurch, diesen verfluchten Blicken entziehen. Irgendwann ließ er von mir ab und die unangenehme Aufmerksamkeit legte sich. Danach quatschte er mir ein Ohr ab über die Evolution des Menschen.

Würde man vor Langeweile Tod umfallen, dann hätte sein Unterricht schon mehrere Opfer gefordert.

«Kristen, wa-» Die Klingel war mein Freund und Retter.

Er kniff seine Augen zusammen und verfluchte innerlich wahrscheinlich die Klingel. Ich betete sie an, nein ich vergötterte sie.

Ich schnappte meinen Block, steckte meinen Bleistift in meinen Zopf und wollte aus dem Raum stürzen als jemand hinter mir meinen Namen rief. Ich seufzte und drehte mich um.

Ohne eine Chance auf entkommen, wurde mir ein Stapel Bücher in die Arme gedrückt. Auf wackeligen Beinen versuchte ich verzweifelt mein Gleichgewicht zu halten.

Ey, protestierte ich.

Henry zuckte mit den Schultern. Eigentlich kannte ich ihn nur vom sehen her. Er spielte im Footballteam, war relativ klein und ein typischer Mitläufer. Und Mitläufer zählten nicht unbedingt zu meinem angestrebten Freundeskreis.

«Das ist dein Job, die Bücher nach dem Unterricht weg zu bringen. Nicht meiner.»

«Ich muss ganz dringend wohin. Also-» Er lief an mir vorbei. «Also ist es jetzt doch dein Job.»

Na, großartig!

«Och schön, dass du dich heute um die Bücher kümmerst.», meinte Mr Buttler.

«Yeah, ich liebe es auch alte, versiffte Bücher in einen muffigen Raum voll mit Spinnweben und Spinnen, aller Arten, zu bringen. Ernsthaft, ich glaube da wächst eine Kolonie zusammen.»

Verdutzt sah er mich an. Peinlich berührt, von meinem Gefasel, ging ich aus dem Raum.

Ich suchte den schnellsten Weg, um endlich diese Bücher los zu werden und-

Da war es auch geschehen. Ich krachte mit den Büchern zu Boden und mein Gegenüber, in den ich hinein gelaufen war, tat es mir gleich.

«Tut mir leid.», nuschelte ich undeutlich und sammelte die Bücher zusammen.

Als die Hände nach dem selben schwarzen Block griffen, zog ich meine Hand automatisch zurück und hob meinen Kopf. Ich sah in zwei strahlende blaue Augen, die mich förmlich durch bohrten. Ich erstarrte.

Callum.

«Alles in Ordnung?»

«Ja, mir geht's total paletti. Super duper.», stammelte ich vor mich hin.

In Gedanken klatschte ich meinen Kopf gegen die Wand.

«Normalerweise rede ich eigentlich nicht so ein merkwürdiges Zeug. Ich bin sogar relativ cool. So richtig cool.»

Loving BadWhere stories live. Discover now