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«Gut, was hat dir der Schwachkopf für wahnwitzige Dinge über mich in den Kopf gesetzt?», fragte Devan belustigt und stützte sich mit der Schulter an der Wand ab.

Ich war mit Devan nahe dem Eingang der Schule, weit weg von der Turnhalle, der lauten Musik und unseren Mitschülern.

Unsicher biss ich auf meiner Lippe herum und holte tief Luft, «Verheimlichst du mir etwas?»

Devan sah irritiert aus, fast als hätte er mit so einer Frage nicht gerechnet.

«Callum sprach von dunklen Geheimnissen und.. -» Ich brach ab und rückte dichter an Devan heran.

Mit meinen Händen stützte ich mich an seiner Brust an und sah ihm tief in die Augen, um zu erkennen, was er gerade dachte. Doch seine Miene war undurchschaubar, ähnlich wie unser erstes Zusammentreffen. Ich konnte nichts in seinem Blick sehen.

Statt einer Antwort sah er mich nur an.

Als er langsam seinen Lippen öffnete, um mir eine Antwort zu geben, da hatte ich Hoffnung. Hoffnung darauf, dass Devan mir plausibel erklärte, dass Callum einfach nur eifersüchtig war und deswegen alles nur erfand. Vielleicht war Callum auch einfach nur verrückt, das hätte er mir sagen sollen. Doch das tat er nicht.

Er schloss seine Augen und schüttelte leicht seinen Kopf.

«Vertrau mir.» Meine Stimme war gestochen scharf, klar und deutlich.

Regungslos stand er da.

«Vertrauen, vertrauen ist so schwierig, nicht wahr Devan? Ich habe dir auch vertraut, ..-» Finn lachte. «-.. zumindest fast.»

In dem feinen Anzug und mit dem gespielten Lächeln hätte man fast glauben können, dass er normal war.

«Du hast mich im Stich gelassen, Bruder. Und du weißt, wie schlecht ich so etwas verkrafte.» Er presste seine Lippen aufeinander und sah fast mitfühlend aus.
Seine Stimme bebte vor unterdrückter Wut. «Ich meine, ich verkrafte es so was von schlecht. Mein Blut übergeht mich, zieht jemand anderen vor.»
Seine Stimme wurde ruhiger, «Schon wieder.»

«Finn.. -», begann Devan leicht drohend und schob mich leicht hinter sich.

Finn hob eine Hand, «Nein, nein, nein, Devan. Heute ist Abrechnungstag. Kein Diskussionstag.»

«Devan.. -»

Finn fuhr mir dazwischen, bevor ich überhaupt etwas sagen konnte.

«Kristen, bitte, geduldig sein. Gleich wird sich alles aufklären.» Finn grinste.

Eine Weile stand wir alle im Dunklen. Doch ich war die Einzige, die vollkommen im Dunkeln gelassen wurde.

Eine grelle Taschenlampe blendete mich. Dann richtete sie sich auf Devan. Devan hob seinen Arm, damit das Licht in nicht mehr so blendete. Es war kalt geworden.

«Devan Flenning, Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie sagen, kann vor Gericht.. -»

Irritiert sah ich von dem Licht der Taschenlampe zu Devan. Er sah mich an. Deutlich konnte ich seine Verwunderung sehen, als sich die Beamten Devan näherten. Einer, der Beamten, schob mich beiseite, um Devan hinter seinen Rücken Handschellen anzulegen. Dabei war sein Blick ununterbrochen auf mich gerichtet.
Die Beamten nahmen ihn in Gewahrsam. Meine Beine trugen mich hinter ihnen her. Wie benebelt folgte ich ihnen zu dem Parkplatz der Schule, auf dem zwei Polizeiwagen stand.

Überall waren Polizisten. Es war so surreal, als der Polizist die Tür öffnete und Devan sich in den Wagen setzte.

Ich wollte näher zu den Polizisten treten, die einige meiner Mitschüler befragten, um zu verstehen was hier passierte. Doch zwei Arme hielten mich grob fest und zogen mich in eine Umarmung, die ich nicht wollte. So nahe, dass ich sein Atem an meinem Gesicht und seinen Körper dicht an mir spürte, war ich Finn noch nie gekommen.

«Das muss ein Schock sein für dich. Aber ich denke, dass du es verkraften wirst. Nach ein paar Jahren, die Devan zur gleichen Zeit im Gefängnis verbringt, wirst du ihn vergessen.»

Ich stieß gegen seinen Bauch, mit voller Kraft. Doch Finn verdrehte nur seine Augen und drehte mich von dem ganzen Schauspiel.

Sand, kleine Steine wurden aufgewirbelt, als der erste Wagen, in dem Devan saß, den Parkplatz verließ. Vor der Schule wurden meine Mitschüler befragt.

Ich fühlte mich schlecht. Mir war übel. Übel, von der Situation. Übel, von der Nähe zu Finn.

«Aber nun, wo Devan kein Problem mehr darstellt, kannst du dich deiner wahren Liebe widmen.» Finn deutete auf einen Rücken von einem Jungen, der gerade befragt wurde, und genau in diesem Moment drehte er sich um.

Ein heimtückisches Lächeln auf seinen Lippen.

«Ich liebe Callum nicht.», fauchte ich wütend. «Und dieses kranke Spiel, .. was wollt ihr Devan anhängen?» Ich befreite mich mit einem heftigen Stoß von Finn und taumelte einen Schritt zur Seite.
«Du verrätst deinen Bruder, wofür?»

«Hier geht es um mehr, als meinen Bruder und dich. Aber du bist ein Anfang.»

«Wovon sprichst du?»

«Du verstehst nicht. Das ist okay, das musst du auch nicht. Das wäre alles viel zu kompliziert.»

«Du bist völlig verrückt, durchgeknallt.»

Finn zuckte zusammen, fast als hätten ihm meine Worte physischen Schmerz zugefügt.

«Heute ist ein mieser Tag, um mich zu beleidigen. Ich musste schließlich mein eigen Blut verraten.»

«Dich sollte man weg sperren, nicht Devan.», sagte ich voller Wut und völliger Verzweiflung in mir.

Ich drehte mich um und entfernte mich von Finn. Unter den Polizisten machte ich meinen Vater aus. Mit meinen hohen Schuhen ging ich auf ihn zu. Mein Vater hatte mich bereits entdeckt. Er beendete die Befragung und machte sich auf den Weg in meine Richtung.

Als ich etwas an meinem Rücken spürte, dass sich leicht durch mein Kleid bohrte, und eine Hand mich eisern an der Schulter packte, hielt ich inne.

Wenn ich gesagt hätte, dass meinen Körper keinen einzigen Moment ein Hauch von Angst durch fuhr, dann hätte ich gelogen. Doch ich war mir ziemlich sicher, dass er das Messer nicht in meinem Rücken stechen würde.

Finn war gefährlich, aber eins war er nicht und zwar dumm.

«Du wirst mich nicht verletzen.»

«Ach nein?», fragte er und drückte das Messer dichter an mich, sodass ich ein leichtes brennen wahrnahm.

«Wirst du nicht. Oder hast du schon Sehnsucht nach deinem Bruder? Vielleicht könnt ihr euch ja eine Zelle teilen?» Ich provozierte ihn mit voller Absicht.
«Deine Freiheit ist dir doch wichtig, oder nicht?»

Mein Vater war nur noch wenige Schritte von uns entfernt.

Das stechen in meinem Rücken verschwand.

«Du hast ja sogar Mut, gefällt mir.» Er klopfte mir leicht gegen die Schulter und ließ mich los.

Finn hatte mir jemanden weggenommen, genauso wie Callum. Nun war keine Zeit mehr für Angst.

«Ehrlich.. -» Meine Vater blieb vor mir stehen. «- .. ich weiß du magst ihn. Tut mir leid, dass gerade ich ihn verhaften musste.»

Seine Worte spendeten keinen Trost. Sollten seine Worte sicherlich auch nicht, denn mein Vater dachte er würde einen Schuldigen festnehmen. Doch dabei irrte er sich. Musste er.

Bald würde alles wieder gut sein.

Loving BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt