Kapitel 41

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Nach einiger Zeit in der Stille herrschte, blieb plötzlich das Auto stehen. "Wir sind da." sagte Louis. "Wenn irgendetwas ist, um die Ecke ist ein kleines Café, wo nur alte Leute sind, also dort kennt mich keiner und ich warte einfach dort auf dich, falls du mich brauchst."  "Danke Lou. Bis später."  Ich gurtete mich ab und stieg aus. "Du schaffst das schon." sagte Louis noch bevor ich die Tür zuschlug und mich zu dem Haus umdrehte. Los gehts.

Meine Füße trugen mich zu dem 5-stöckigen, weiß bestrichenem Gebäude, bis ich vor der, aus Glas bestehenden Eingangstür stehen blieb und Anas Nachnamen suchte. Gefunden, drückte ich zweimal kurz auf die Klingel. Erst nach längerer Zeit hörte ich das bekannte Summen und öffnete die Tür. Langsam stieg ich die Treppen des Hauses rauf, denn Ana wohnte im 4 Stockwerk. Mein Herz schlug bei jedem Schritt kräftiger, und das kam ganz sicher nicht von der leichten Anstrengung, die das Stiegen steigen so mit sich brachte. Von Sekunde zu Sekunde wurde ich nervöser. Sehr viel aufgeregter, als ich es bei unserem letzten Treffen war. Wahrscheinlich weil ich überrascht wurde und keine Zeit zum seelisch vorbereiten und nervös werden hatte. Ich atmete noch einmal durch bevor ich mit geballter Faust klopfte. Sekunden später wurde die Tür auch schon von Ana geöffnet.

"Harry. Was machst du denn schon hier?" fragte Ana überrascht und nur in ein Handtuch gekleidet. Ich sah kurz auf die Uhr und mir fiel auf, dass ich tatsächlich eine Stunde zu früh war. Verlegen kratzte ich mich am Nacken. "Uhmm sorry. Ich hab mich wohl bei Uhrzeit verschaut. Tut mir leid. Soll ich noch einmal gehen?" fragte ich verlegen und versuchte ihr möglichst nur in die Augen zu schauen, doch leider wanderte mein Blick zeitweilig weiter runter und huschte über ihren nach wie vor perfekten Körper. Er war noch genauso perfekt geformt wie früher und das sogar nach einer Schwangerschaft. Wow. "Ach Quatsch. Du wirst jetzt wohl nicht wieder gehen. Komm rein." Sie öffnete die Tür komplett damit ich eintreten konnte.  Ich trat in den Flur und streifte mir rasch meine Schuhe ab.

"Ähm...also ich geh mich schnell umziehen. Hope ist ihm Wohnzimmer. Das ist gleich die erste Tür links."  Ich nickte um zu signalisieren, dass ich sie verstanden hatte, und dann sah ich ihr noch zu, wie sie hinter einer weiteren Tür verschwand. Mein Blick wanderte kurz durch den engen Flur. Es war zwar aufgeräumt aber klein, sehr klein. Rechts vom engen Flur befanden sich zwei Türen und links davon ebenfalls noch zwei Türen. Und so wie es aussah, waren diese Räume auch nicht viel größer wie der Flur. Wow. Ich hätte nicht gedacht, dass Ana in so einer kleinen Wohnung lebte.

Geräusche die aus der ersten Tür links kamen, rissen mich aus meinem Staunen. Zielstrebig betrat ich das kleine Wohnzimmer, in dem Hope auf dem Boden saß und mit ihrer Puppe, die sie schon bei mir zu Hause hatte, spielte. Ihre braunen Haare waren zu einem französichen Zopf geflochten und sie selbst saß in einem süßen rosa Kleid da.  Außer der ausziehbaren Couch auf der Hope saß, einem kleinen Cafetisch und dem altmodischen Fernseher stand in dem Raum nichts. Es hangen noch ein paar Bilder herinnen, aber mehr auch nicht. Dafür war das Zimmer zu klein. "Daddy." hörte ich die engelsgleiche Stimme meiner Tochter und sah sie an. Augenblicklich bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Mit ihrer kleinen Hand klopfte sie auf die Couch neben sich um mir zu signalisieren, dass ich mich zu ihr setzen sollte, was ich auch tat.

Etwas unsicher setzte ich mich neben den bezaubernden Engel und sah ihr zu wie sie der Puppe die Kleidung wechselte und ihr versuchte die Haare zu flechten. "Daddy. Kannst du Bibi die Haare flechten so wie Mommy es bei mir gemacht hat?" fragte sie zuckersüß und hielt mir ihre Puppe hin. "Ich kann ja versuchen deiner Puppe -"   "Sie heißt Bibi!" unterbrach mich das kleine Mädchen neben mir und sah mich mit schmollenden Lippen an. "Ich kann ja versuchen 'Bibi' die Haare zu flechten, aber ob ich es so gut wie deine Mommy zusammen bringe weiß ich nicht." Sie nickte nur und sah mir genau zu, als ich die ersten Haarsträhnen der Puppe, ähm ich meine von Bibi, in die Hand nahm und versuchte einen halbwegs plausablen Zopf zu flechten.

Verlassen, verraten und verkauftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt