Kapitel 5

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Der Wecker klingelte pünktlich um 7 Uhr. Ich schaltete ihn sofort aus und legte mich wieder auf den Rücken und starrte an die Decke. Dies tat ich schon seitdem ich wieder zu Hause war.

Flashback

 Ich saß keine Ahnung wie viele Stunden, auf dem kalten Fußboden im Regen. Am Anfang weinte ich noch, doch dies hörte auch bald wieder auf, da ich einfach nicht mehr konnte. Eigentlich wollte ich ja überhaupt nicht weinen. Warum sollte ich auch wegen jemandem weinen, der mich sowieso nicht mag. Aber ich mochte sie. Sie war meine beste Freundin. Der letzte Mensch der noch für mich da war. Und jetzt ist sie auch noch weg. Wegen ihrer Karriere. Da sieht man, wie viel ich ihr bedeutet habe. Gar nichts.

Ich hatte keine Kraft mehr fürs Weinen. Die Menschen, die an mir vorbeigingen ignorierten mich gekonnt. Sie interessierte es nicht was ich tat. Niemanden interessierte es. Ich war ein Niemand. Man brauchte mich nicht und ich war nur nervig. Ein Schandfleck, ein Nichtsnutz, ein Miststück, wie mich mein Dad so gerne nannte. Inzwischen war ich komplett durchnässt und zitterte am ganzen Körper. Die Nacht war schon längst heran gebrochen und die Straße wurde nur vom schwachen Licht der Laternen beleuchtet. Am Ende der Straße sah ich helle Lichter und hörte Lärm. Dort musst der Piccadilly Circus und somit die nächste U-Bahn Station sein. Mühevoll rappelte ich mich von Straßenboden auf und machte mich auf den Weg Richtung U-Bahn Station. Bei jedem Schritt schmerzte mein Knie und ich musste aufpassen nicht wieder auf dem Boden zusammen zu sacken. Ich näherte mich immer mehr der hell erleuchteten Straße. Dort angekommen, suchte ich schnell die U-Bahn Station und stieg in die nächste U-Bahn die zu mir nach Hause fuhr. Zu meinem Glück war mein Wagon ziemlich leer, sodass ich einen Platz fand. Meine Gedanken schweiften wieder ab. Ich dachte an den heutigen Tag. Zuerst das mit Harry und meinem Dad und dann noch Lilly. Ich verstand es immer noch nicht? Wie konnte sie mir das nur antun? Ich werde es wahrscheinlich nie verstehen.

Immer noch in Gedanken versunken öffnete ich unsere Wohnungstür. Erst als mein Dad mich anschrie wo ich so lang war, kam ich wieder zu mir. Hä? Wie war ich bitte nach Hause gekommen? Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern aus der U-Bahn ausgestiegen zu sein. Komisch. "Amy,hör mir gefälligst zu wenn ich mit dir rede." schrie mich mein, bereits betrunkener Dad an. Woher ich wusste dass er betrunken war? Ersten weil er stark nach Alkohol roch und zweitens weil ich auf dem Wohnzimmertisch eine schon fast leere Weinflasche sah. "Ich bin müde. Ich geh ins Bett." sagte ich nur und ging rauf in mein Zimmer. Mein Dad schrie mir noch einiges hinterher und versuchte mir zu folgen, was aber durch den starken Alkoholeinfluss nicht ganz klappte und er es deswegen bleiben lies.Ich ging schnell ins Bad duschen. Das warme Wasser sollte mich eigentlich wärmen, aber trotzdem fühlte ich mich kalt. Es war keine Kälte die von außen kam, sondern sie kam von Innen. Es war mehr eine Leere, die sich als Kälte äußerte. Anschließend verarztete ich mein Knie. Zumindest so gut es ging. Danach hatte ich mich ins Bett gelegt und ernsthaft versucht zu schlafen, doch mehr als ein paar Minuten schlaf bekam ich nicht. Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit um die heutigen Ereignisse.

Flashback ende

So kam es, dass ich als der Wecker klingelte immer noch nicht geschlafen hatte und dementsprechend müde war. Ich schlug die Decke weg und stand auf. Mein Knie schmerzte immer noch, aber wesentlich weniger als gestern. Trotzdem humpelte ich noch. Schnell machte ich mich fertig und ging in die Küche, um wie jeden Tag das Frühstück zu machte. Diesmal brauchte ich aber, dank meines schmerzenden Knies, länger und schaffte es nicht, bevor mein Dad aufstand, das Frühstück fertig zu richten. Ungewohnt gut gelaunt kam mein Dad in die Küche. Ich stellte ihm den Kaffee vor die Nase und wollte bereits gehen, als er mich aufhielt. "Wohin willst du?"  "Schuhe anziehen und dann einkaufen gehen." "Du gehst heute nirgends hin. Verstanden?!"  "Warum nicht? Ich muss doch immer Dienstags einkaufen gehen." "Heute nicht du triffst dich mit Harry. Und ich bekomm endlich wieder Geld." sagte er strahlend. War klar, dass er nur an Geld dachte. "Wa-as? Warum heute schon?"  "Weil Simon das so wollte. Er holt dich um 12 Uhr ab. Du sollst dir was Passendes für einen Stadt-spaziergang (ich hoffe ihr versteht was ich damit mein)  anziehen.

Die nächsten paar Stunden verbrachte ich damit, das Haus zu putzen. Ich putzte die Küche von oben bis unten und machte dann mit den Fenstern im ganzen Haus weiter.
"Amy, warum bist du nicht im Zimmer und machst dich fertig." schrie mich mein Dad an. Er konnte nicht einmal normal mit mir reden, nein er musste immer sofort herum schreien. "Ich hab noch Zeit." antwortete ich gelassen. Schließlich hatte ich überhaupt keine Lust auf Harry und deswegen musste ich mich ja nicht total schick machen oder? "Du gehst jetzt sofort nach oben und machst dich fertig. Du hast nur mehr eine Stunde Zeit und in der putzt du dich heraus. Sei nicht immer so ein Nichtsnutz. Jetzt hab ich mir extra die Mühe gemacht dir einen super Job zu besorgen, damit ich wieder Geld von dir bekomme, und du jammerst herum. Sei doch froh du kleines Miststück."
"Du tust das alles nur für dich. Dass du dein geliebtes Geld bekommst. Ich bin dir egal. Dir ist es egal, dass das für mich ein horror Job ist. Dir ist es egal, dass ich Angst vor diesem Harry habe. Hauptsache du bekommst dein verficktes Geld." schrie ich ihn an. Woher ich diese Kraft hatte, ihn anzuschreien wusste ich nicht. Ich war für einen kurzen Moment Stolz auf mich. Dieser Stolz verwandelte sich aber sofort in Schmerz, der von meiner Wange kam. Mein Dad hatte mir wieder einmal eine Ohrfeige gegeben. "Und jetzt rauf mit dir. Wenn du um 12 Uhr nicht fertig und hübsch bist, dann kannst du dir gleich noch eine Ohrfeige abholen."

Schnell ging ich rauf in mein Zimmer. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, rutschte ich an der Wand hinunter. Ich war so dumm. Warum musste ich mich auch so aufregen. Ich wusste genau, dass ich gegen ihn keine Chance hatte. Ich wusste, dass er mich wieder schlagen würde. Wie er es immer tat wenn ich frech war. Manchmal tat er das auch einfach Grundlos. Ich war sozusagen sein persönlicher Boxsack. Es hatte aber gut getan, in einmal so Richtig an zuschreiben. Das war ein befreiendes Gefühl. Auch wenn es nur kurz anhielt, es war da.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich nur noch eine halbe Stunde Zeit hatte. Im Eiltempo sprang ich auf und rannte ins Bad. Für Duschen blieb keine Zeit mehr. Ich bürstete mir meine langen braunen Haare und band sie mir zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. Ich schminkte mich dezent, betonte allerdings meine Augen, indem ich sie schwarz umrandete. Dadurch kam das blau meiner Augen besonders zur Geltung. Mein nächster Weg führte mich zum Kleiderschrank. Ich zog mir eine dunkelgraue Jeans und ein weiß-graues ärmelloses T-Shirt an. Es war locker, sodass es wenn der Wind wehen würde, herum flattern würde. Dazu noch silberne Herze-Ohrringe, eine silberne Kette mit einem schwarzen Herz und noch eine silberne Armkette. Da es schon fünf vor zwölf war ging ich runter und zog mir meine ebenfalls grauen Ballerinas an. "Gut siehst du aus." sagte mein Dad hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um. "Danke" flüsterte ich leise. Das war glaub ich das erste Mal, seitdem meine Mum weg war, dass mir Dad ein Kompliment gemacht hatte. Es war ziemlich ungewohnt.

Es hupte draußen. Er war da. Der Horror kann beginnen. "Sei brav Amy." sagte er zu mir, bevor ich die Haustür schloss. "Da bist du ja Beauty."  Ich drehte mich um. Harry stand lässig, an sein Auto gelehnt da, und grinste mich frech an. Er dachte wohl er wäre der coolste, so wie er da stand. Eben ein Player, ein Macho. "Nenn mich nicht so." fuhr ich ihn an. "Wie du willst, Beauty." Ich sah ihn kurz böse an und stieg dann wortlos in sein Auto an. Er tat es mir gleich. Kaum saß er fuhr er auch schon los. Ich sah starr aus dem Fenster. "Wohin fahren wir?"  "Das wirst du schon sehen, Beauty."

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Omg Leute ihr seid der Wahnsinn *______*   10 votes und 4 Kommentare *~*

Omg ich bin so happy. Seid Stunden hab ich ein Dauergrinsen drauf. Danke danke danke. Ich liebe euch. Ihr seid die Besten.

Hoffentlich gefällt euch dieses Kapitel auch. Voted und Kommentiert bitte wieder ♥ :-*

Kiss Nina ♥ :-* ♥

Verlassen, verraten und verkauftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt