Erinnerungen

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Ich sehe Christian an, dass er am liebsten auf dem Absatz kehrt machen möchte. So wütend habe ich ihn noch nie erlebt, nicht mal, als Hyde mich im Büro angegriffen hatte.

Flynn deutet auf einen einzelnen Sessel und bittet ihn, sich zu setzen, während ich neben Elena Platz nehme, was mein Mann mit einem bösen, fast feindseligen Blick quittiert. Möglich, dass ich zu weit gehe, aber wenn er Antworten will, ist das die einzige Lösung, die mir einfällt. Ich kann und will darüber nicht reden, und das Erlebnis heute Morgen bei Dr. Greene hat mir das nur noch verdeutlicht.

Elena nimmt meine Hand und drückt sie und ich werfe ihr einen dankbaren Blick zu. Als ich sie vorhin angerufen habe, hielt sie die Idee für verrückt, aber hat trotzdem zugesagt, zu kommen. Es ist nicht meine erste verrückte Idee, die sie mitträgt.

„Kommt Isaac auch noch?", fragt Christian in einem ätzenden Tonfall und ich zucke leicht zusammen, aber Elena antwortet ihm ruhig, während Flynn nur resignierend den Kopf schüttelt. Er hielt das hier für ein, wie er es nannte, explosives Experiment.

„Nein, aber wenn du Wert darauf legst, rufe ich ihn an."

Ihre Stimme ist sanft und Christian starrt sie fassungslos an.
„Elena, ich warne dich", presst er dann heraus und starrt aus dem Fenster.

„Gut, legen wir los", sagt Flynn ungewohnt munter, wahrscheinlich will er es, wie wohl alle im Raum, nur noch hinter sich bringen.

„Ana, warum haben Sie Elena dazu gebeten?", fragt er mich direkt und ich seufze leise.

„Weil sie alles besser und vor allem emotional unbeteiligter schildern kann, was Christian wissen will. Ich fürchte, ich will gar nicht darüber reden. Warum auch? Es ist vorbei."

„Für dich vielleicht, aber ich verstehe trotzdem nicht, warum du so einen hirnverbrannten Schwachsinn mit dir hast anstellen lassen", knurrt Christian, starrt aber immer noch aus dem Fenster.

„Mal abgesehen davon, dass es unser Baby hätte gefährden können."

Sein Zusatz sorgt dafür, dass Flynn und Elena mich anstarren. Unsensibler hätte er diese spezielle Katze nicht aus dem Sack lassen können und in mir regt sich Zorn.

„Wenn ich es nicht getan hätte, gäbe es gar kein Baby, Christian", bemerke ich trocken, obwohl meine Stimme leicht zittert.

Ist es bei dem ersten Mal unter der Dusche entstanden, nachdem ich fluchtartig davongerannt bin? Oder in einer der vielen verstörenden Sitzungen in unserem Spielzimmer oder meiner persönlichen Folterkammer, als mein Mann sich mir unterworfen hatte?

„Oh, Ana", murmelt Elena und sieht mich besorgt an. „Ich freu mich so, dass du wieder schwanger bist. Ihr habt es verdient. Wie geht es dir?"

Christians Kopf fliegt herum, als hätte Elena verkündet, sie wäre der Höllenfürst und hier, um meine Seele zu holen.

„Das geht dich nichts mehr an, Elena. Ich kümmere mich wieder um Ana!"

„Christian, warum bist du so wütend?", mischt sich Flynn ruhig ein, während ich versuche, überall hinzusehen, nur nicht zu meinem Mann. Er kocht noch immer.

„Weil die beiden Ladys so tun, als hätte ich Ana verprügelt. Meinetwegen hätte sie mich einweisen lassen können, ich habe nie von ihr verlangt, sich von meiner Ex-Domina züchtigen zu lassen."

Ich zucke zusammen, nur ein wenig und fühle mich prompt schuldig.

Er konnte wirklich nichts für seinen Zustand, aber gebe ich ihm wirklich die Schuld? Ja, zum Teil schon.

50 Shades of PainWhere stories live. Discover now