Praktische Übungen

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Irgendwann bleibe ich keuchend stehen. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin, es regnet, ich bin klatschnass und meine Rippen protestieren stechend, während mein Herz versucht, aus meiner Brust zu hüpfen. Erschöpft lehne ich mich auf meine Oberschenkel und versuche, ruhig aus und einzuatmen. Es gelingt mir nicht gut, ich keuche und bin komplett erschöpft.

„Mrs. Grey, kommen sie, setzen Sie sich", höre ich Taylors Stimme hinter mir und fahre erstaunt herum.

Auch er ist verschwitzt, aber nicht wirklich außer Atem. Er ist mir hinterher gelaufen.

„Sawyer kommt mit dem Wagen, ich bringe Sie zurück."

Ich schüttele den Kopf. Ich bin klatschnass, verheult und wütend. Und ich weiß, was ich tun muss.

„Nein, er soll mich zu Mrs. Lincoln fahren."

Taylor sieht mich entsetzt an.

„Sie brauchen Ruhe!", herrscht er mich fast an.

„Ich brauche meinen Mann, Taylor. Und wenn ich noch weiter gehen muss, um ihn wieder zu bekommen, dann sei es so. Sie fahren ins Escala zurück, ich fahre zu Mrs. Lincoln. Ich rufe Sie an, wenn sie mich abholen können."

Er nickt, grimmig und wütend. Wahrscheinlich wünscht er sich Christian gerade genauso herbei, wie ich, allerdings aus anderen Gründen. Momentan kann er mich nicht wirklich beschützen, wie auch? Ich habe das Sagen und ich höre nicht auf ihn. Wir stehen im Regen und Schweigen uns an, bis Sawyer mit dem SUV vorfährt. Ich steige hinten ein und Taylor setzt sich nach vorne.

„Sawyer, fahren Sie mich zu Mrs. Lincoln und dann zurück ins Escala. Ich rufe an, wenn ich Sie wieder brauche."

Sawyer nickt und Taylor schweigt, aber die Missbilligung beider Männer ist deutlich zu spüren.

Meine Handtasche liegt im Wagen, offensichtlich hat Sawyer sie mitgebracht. Soll ich Elena anrufen? Ich überlege, mich bei ihr anzumelden, entscheide mich aber dagegen. Entweder sie ist da oder nicht. Ich kann sowieso jetzt noch nicht nach Hause. Und es ist mir im Moment auch egal, wie es Christian geht. Ich frage nicht einmal nach.

Als ich vor Elenas Haus stehe, zittere ich, vor Kälte und vor Angst. Ich muss Entscheidungen treffen, um diesen Weg zu bestreiten, und bisher habe ich mich davor gedrückt. Elena hat es mir durch die Blume mitgeteilt, und ich wollte es nicht verstehen. Komischerweise sehe ich jetzt klarer, welchen Weg ich gehen kann.

Elena öffnet kurz nachdem ich geklingelt habe und sieht mich entsetzt an.

„Komm rein", sagt sie und ich halte den Blick gesenkt, auf einmal schäme ich mich.

Ich kann doch nicht die Frau darum bitten, die Christian missbraucht hat! Aber ich habe keinerlei Wahl.

Wortlos geht sie ins Bad, holt ein paar Handtücher und reicht mir einen Bademantel.

„Geh oben erst Mal duschen und dich aufwärmen. Ich mache uns derweil einen Grog, du siehst aus, als hättest du es nötig."

Ich nicke und die Dusche tut tatsächlich gut. Als ich in die Küche komme, sieht mich Elena ruhig an. Sie trägt eine Sweathose und ein kurzes Top und wirkt so, als wollte sie gleich ein Workout machen, doch jedes Haar liegt akkurat an seinem Platz und alleine für diese perfekte Frisur müsste ich sie hassen. Allerdings hat sie einen sanften Blick in den Augen, als sie mir bedeutet, Platz zu nehmen. Ich setze mich an die Frühstückstheke, sie sich mir mir gegenüber und schiebt mir ein Glas mit einer dampfenden Flüssigkeit hin. Es ist heiß, schmeckt nach Zitrone und nach Alkohol, und brennt sich meine Kehle hinab.

50 Shades of PainWhere stories live. Discover now