Alles auf Anfang?

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Ich bin seit drei Tagen hier, und meine Idee, durch Europa zu ziehen, erscheint mir nicht durchführbar. Ich habe fast die ganze Zeit geschlafen und wenn ich wach war, nur an die Decke gestarrt und an Christian gedacht.

Wie mag es ihm gehen? Bestimmt macht er sich Sorgen um mich. Jetzt, wo ich ein wenig Abstand habe, kann ich besser mit seiner Überreaktion umgehen, obwohl sie immer noch schmerzt. Und ich habe auch Angst, mich ihm zu stellen. Wie sollen wir das hinbekommen? Ich fühle mich weder für seine berechtigten Vorwürfe bereit, noch für eine Diskussion oder seinen Zwang, alles unter Kontrolle zu halten. Ich bin schlicht und ergreifend durcheinander.

Ich traue mich fast nicht aus dem Hotel, wenn ich wach bin und habe eine irrationale Angst, vor Christian, vor Hyde und vor allem, was da draußen lauern könnte. Ich kann es nicht erklären, aber wenn ich versuche, meine Zuflucht zu verlassen, bekomme ich kaum Luft und mir wird schwindlig. Obwohl ich weiß, das Hyde in Seattle im Gefängnis sitzt, sehe ich überall sein Gesicht und bekomme Atemnot, wenn ich alleine unterwegs bin. Auch ein Grund, das Zimmer, welches gemütlich und sicher wirkt, nicht zu verlassen.

Seufzend greife ich zum Telefon und rufe Elena an, ich habe ein Versprechen gegeben, das ich halten muss, obwohl ich momentan mit niemanden reden möchte. Mein Körper und mein Geist wollen Ruhe und im Bett bleiben. So einfach ist das. Aber sie hat mir zu verstehen gegeben, dass sie Christian informiert, wenn ich mich nicht regelmäßig melde, und sie kennt meinen Aufenthaltsort.

„Ana!", höre ich sie rufen, als sie an den Apparat geht und irgendwie freut es mich, ihre Stimme zu hören.

Wer hätte das vor noch einigen Wochen gedacht? Aber sie ist kein schlechter Mensch und hat alles getan, um mir zu helfen.

„Wie geht es dir? Bist du noch in London?", fragt sie und hört sich aufgeregt an.

„Ja, ich bin noch hier. Und mir geht es nicht so richtig gut."

Sie erkundigt sich und ich schildere ihr, dass ich mit leichten Panikattacken und Angst kämpfe.

Sie seufzt und ich will mich schon verabschieden, als sie sich räuspert und stockend anfängt zu sprechen.
„Ich ..., Ana, ich muss dir etwas sagen. Bitte, sei mir nicht böse, aber ich habe gestern mit Christian telefoniert."

Noch vor einigen Wochen wäre ich darüber wohl furchtbar wütend geworden und hätte mir die schlimmsten Szenarien ausgemalt.

„Wie geht es ihm?", höre ich mich ruhig fragen und sie atmet erleichtert auf.

Sie ist kein Hard Limit mehr für mich, ich vertraue ihr und das überrascht wohl keinen mehr, als mich selbst.

„Besser, Liebes, er ist schon ein wenig ruhiger. Na ja, er wird wohl laut Flynn noch eine Weile brauchen, um einiges zu verarbeiten, aber er sorgt sich um dich."

Es tut gut, das zu hören und traurig sehe ich auf meinen nackten Ringfinger. Ich hatte Angst, meine eigene Überreaktion würde ihm noch mehr schaden.

„Es ist so, er weiß, wo du bist", höre ich Elena sagen und ich spüre förmlich, wie mir die Luft wegbleibt.

Panisch sehe ich mich um, als würde er sich sofort im Zimmer materialisieren. Ich bin noch nicht bereit für ein Gespräch mit ihm.

„Er bittet dich nur um eines", fährt sie leise fort und ich versuche, Luft zu bekommen.

„Ruf Flynn an, Liebes. Mehr will er nicht. Er bleibt derzeit noch in Seattle, Flynn lässt ihn nicht aus den Augen.Bitte, Ana, rede mit Flynn", höre ich Elena sagen und versuche, das zu verdauen.

50 Shades of PainWhere stories live. Discover now