Überstürzt

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Ich starre meine kreidebleiche Frau an, die offensichtlich keine Ahnung hat, wann ihre letzte Periode war. Himmel noch mal!

Ist sie schwanger? Warum weiß sie nicht, was mit ihr los ist? Sie sollte auf sich achten.

Ich kann nicht anders, Wut kocht in mir hoch. Ich bin mit Schuld an ihrem Zustand, weil ich mich nicht kümmern konnte. Und durch die Fehlgeburt sollte sie doch bei Dr. Greene gewesen sein. Mein Verdacht beruhigt mich in keinster Weise.

„Wann warst du bei Dr. Greene?", fauche ich fast und Ana zuckt zusammen und senkt den Kopf.

Verfluchte Scheiße!

„Du warst doch bei ihr, nach der Fehlgeburt?", frage ich und kann selbst hören, wie gepresst meine Stimme klingt. Himmel, sie hat überhaupt keinen Selbsterhaltungstrieb!

Sie schüttelt den Kopf und ich bin fassungslos. Sie könnte schwanger sein und es ist viel zu früh! Nicht weil ich kein Kind möchte, sondern weil ich nicht weiß, ob ihr Körper schon alles verkraftet hat!

„Ana, zieh dich an", sage ich und höre selbst, wie kalt und böse meine Stimme klingt.

Sie zuckt erneut zusammen und sieht auf, offensichtlich nun auch aufgebracht.
„Toll, es hat sich nichts geändert! Du reagierst immer noch wie ein Arschloch!"

Ich seufze und fahre mir durch die Haare. Noch mehr Komplikationen, die ihr Schaden könnten und ihre Gesundheit und ihre Psyche bedrohen. Versteht sie denn nicht, was mich beschäftigt?

„Ana, wenn du schwanger bist, fein. Damit kann ich umgehen. Ich bin sauer, weil du nicht zur Nachuntersuchung warst. Das war verantwortungslos!"

Sie sieht mich an und scheint nicht zu wissen, wie sie darauf reagieren soll.
„Ich musste meinen Mann verprügeln, da muss es mir wohl entfallen sein", faucht sie leise und will an mir vorbei aus dem Bad.

Mist, sie hat Recht und doch nicht Recht. Ich würde sie am liebsten gleichzeitig schütteln und in Watte packen.

Ich greife nach ihr und ziehe sie an mich, ihr Kopf fällt gegen meine nackte Brust und meine Arme legen sich wie Schraubzwingen um sie.

„Es tut mir leid, Ana. Aber wir müssen nach Hause und du musst zum Arzt. Es ist wichtig, dass du untersucht wirst. Vielleicht ist es ja nur eine Magenverstimmung, aber trotzdem bestehe ich auf die Nachuntersuchung bei Dr. Greene. So schnell wie möglich."

Mir ist klar, dass sie sich dem Babythema und der Verhütung wegen der Fehlgeburt bewusst verschlossen hat. Sie wollte nicht zu Dr. Greene, weil sie sich sonst damit hätte beschäftigen müssen. Meine Frau ist in einigen Punkten so berechenbar, dass ich es hätte wissen müssen.

Aber ihr Körper hatte einiges zu verkraften, und sie hat sich von irgendjemand auch noch quälen lassen. Die Striemen von Stöcken und Gürteln, habe ich nicht vergessen. Und wehe, ich bekomme heraus, wer das war! Gut, sie will nicht über die Zeit reden, aber die Fehlgeburt war davor und sie hätte auf sich achten müssen. Wir haben keine Dom-Sub Beziehung, aber als meine Frau weiß sie, dass ich auf so ein Versäumnis nicht gut reagiere. So gut sollte sie mich kennen.

Trotzdem halte ich sie fest und küsse ihren Scheitel, obwohl es mir schwer fällt, gerade jetzt die Ruhe zu bewahren.

„So, ein Arschloch? Weil ich mich um dich sorge und mir deine Gesundheit am Herzen liegt?", brumme ich und versuche, meine Gedanken und meine Wut zurückzudrängen.

Ihr geht es nicht gut und wenn ich wieder total falsch reagiere, wird sie ausrasten.

Sie sagt nichts, wehrt sich aber auch nicht gegen die Umarmung. Ich warte, bis ihr Atem sich beruhigt hat und lasse sie dann vorsichtig los.

50 Shades of PainWhere stories live. Discover now