Unerwartet

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Als ich wach werde, liegt Ana in meinen Armen und schläft.

Ich sollte froh sein, dass sie und ich wieder vereint sind, aber es fühlt sich noch nicht real an. War es zu früh? Habe ich sie zu sehr gedrängt? Und warum will sie nicht mit mir über alles reden? Ich weiß selbst, dass ich dazu neige, Dinge nicht zu erzählen, aber jetzt würde ich gerne mit meiner Frau sprechen, und sie sperrt sich. Soll ich das einfach akzeptieren und tatsächlich einfach zur Tagesordnung übergehen?

Ich habe keine Ahnung, wie ich mich richtig verhalten soll. Und meinen Instinkten, in so vielen Facetten abgefuckt und mit Sicherheit nicht normal, kann ich nicht vertrauen. Nicht, wenn es darum geht, meine Frau emotional zu stützen.

Sie regt sich ein wenig und ich ziehe sie näher an mich heran, umschlinge sie förmlich. Ich habe diese greifbare Verbindung mehr gebraucht, als sie jemals ahnen wird. Ohne sie bin ich nur eine leere Hülle, ohne wirkliche Existenz. Noch immer kann ich mir selbst nicht verzeihen, was ich ihr angetan habe.

Ich ziehe sie noch näher an mich und im Schlaf kuschelt sie sich an mich, eine Tatsache, die mir Hoffnung gibt. War ich sanft genug? Oder zu sanft? Wie soll ich mit ihr umgehen? War es das, was sie wollte oder hat sie versucht, auf mich einzugehen? Die Fragen in mir werden wohl nie eine befriedigende Antwort erhalten, wenn Ana mir diese nicht gibt.

Als ich erneut wach werde, liege ich allein im Bett und höre aus dem Badezimmer beängstigende Geräusche. Oh nein! Sie bereut es! Schnell stehe ich auf und klopfe an der Badezimmertür.

„Geh weg", höre ich sie murmeln und bin zwiegespalten, was ich tun soll.

„Ana, was ist los?", frage ich und ärgere mich.

Normalerweise würde ich mich von einem „Geh-Weg" nicht abhalten lassen, aber was, wenn ich sie verängstige oder überfordere.

„Nichts", höre ich sie und wiederum ein würgendes Geräusch.

Es reicht. So einfach ist das, ihr geht es nicht gut und auch wenn ich der Grund dafür sein sollte, will ich bei ihr sein und mich genau versichern, wie es ihr wirklich geht.

Ohne ein weiteres Wort öffne ich die Tür und trete ein. Ana sitzt leichenblass auf dem Badezimmervorleger neben der Toilette, den Kopf an die Dusche gelehnt.

„Was ist los?", frage ich leise und knie mich neben sie.

„Zu viele Süßigkeiten", sagt sie kläglich und ich muss mir tatsächlich ein Grinsen verkneifen.

Ich hatte schon die wildesten Befürchtungen, aber mit dieser Erklärung habe ich nicht gerechnet.

„Dir ist schlecht?", frage ich trotzdem nach und sie schüttelt vorsichtig den Kopf.

„Jetzt nicht mehr. Aber ich habe mir die Macarons nochmal durch den Kopf gehen lassen. Ich werde meinen Konsum einschränken."

Vorsichtig hebe ich sie hoch und verfrachte meine Frau wieder ins Bett.

„Ich dachte ...", spreche ich meinen ersten Gedanken an und sie sieht mich erstaunt an.
„Das ich wegen uns ...?"

Ihr Blick ist fast fassungslos und ich zwinge mich, ehrlich zu bleiben.
„Ja, Ana. Genau das."

Kurz ist da Furcht und ein wenig Panik in ihrem Blick, dann seufzt sie.

„Ich bereue es nicht, falls du das dachtest. Ich bin froh, dass wir diesen Schritt gewagt haben. Aber ich habe immer noch Angst. Was, wenn irgendwann wieder etwas passiert, mit dem du nicht umgehen kannst?"

50 Shades of PainWhere stories live. Discover now