50 Shades of Pain

Einsame Entscheidung

Zwei Wochen sind seit meinem Abend mit Elena vergangen. Eine Shoppingtour mit einigen für mich sehr peinlichen Errungenschaften habe ich ebenso hinter mich gebracht, wie ein ziemlich unproduktives Gespräch mit Flynn, das am Ende mit einem Patt endete.

Flynn will über mich reden, ich über Christian. Beides geht nicht. Er kann mir keine vertraulichen Informationen geben, ohne das Arzt-Patienten-Verhältnis zu belasten. Ich kann nicht versprechen, keine Dummheiten zu machen. Wie auch? Immer mehr wird klar, dass wir Christian brauchen. Vor allem in der Firma, denn viele Entscheidungen kann ich eben doch nicht alleine treffen, und ich will es auch gar nicht. Christian ist in einem gewissen Maß durchaus bereit, sich auch an Entscheidungen zu beteiligen, ich muss ihn nur hart dafür bestrafen. Jede noch so kleine Normalität muss ich mir im Spielzimmer erkaufen. Nur Nachts liegt er bei mir und hält mich fest. Die einzige Sache, die er freiwillig macht, wo er lieber mein Mann ist. Ich weiß nicht mehr, wo das noch hinführen soll. Der Sex mag gut sein, aber ich kann ihn nicht genießen, sondern fürchte mich vor jedem nächsten Mal, wenn ich, verkleidet wie eine Nutte, meinen Mann schlagen muss.

Seufzend denke ich an Flynns Warnung.

„Natürlich könnten Sie ihn so sehr reizen bis er explodiert. Aber genauso gut könnte man eine Nuklearwaffe zünden und hoffen, dass nichts Schlimmes passiert. Ana, Christian hat sich aus gutem Grund in diesen submissiven Zustand geflüchtet. Ihn mit Gewalt heraus zu holen, könnte Folgen haben, die keiner von uns absehen kann. Er macht Fortschritte, auch wenn diese noch gering sind. Sie müssen Geduld haben!"

Er macht nur Fortschritte, weil ich ihn bestrafe und ich kann das nicht mehr. Müde lege ich den Kopf auf die Schreibtischplatte, ich bin den ganzen Vormittag im Grey House gewesen und erst seit einer halben Stunde in meinem eigenen Büro. Ich bin jeden Morgen bei Andrea und Ros, höre ihnen zu und versuche, vernünftige Entscheidungen zu treffen. Mittags hetze ich zu SIP, um hier nach dem Rechten zu sehen und ohne Hannah wäre ich aufgeschmissen. Sie ist mittlerweile mehr als eine Assistentin, sie macht einen Großteil meiner Aufgaben mit.

Elena und ich telefonieren täglich und sie achtet darauf, dass ich regelmäßig raus komme, um nicht, wie sie es nennt, komplett unter die Räder zu kommen. Es fällt mir immer leichter, mit ihr zu reden. Bestimmte Dinge werde ich ihr nie vergeben, aber das ist auch nicht nötig. Sie will gar keine Vergebung. Ihre Tipps sind hilfreich und die Abende, die wir in Cocktailbars oder Restaurants verbringen, sind meist entspannend für mich. Kleine Oasen der Normalität, auch wenn unsere Gespräche alles andere als normal sind. Wahrscheinlich, weil ich mich nicht verstellen muss, sondern mit ihr offen reden kann.

Christian, der nicht weiß, mit wem ich weggehe, ist jedes Mal wütend, wenn ich gestylt das Haus verlasse, lässt es aber nicht heraus. Trotzdem fällt es mir von Mal zu Mal schwerer, zurückzukehren. Manchmal stehe ich vor dem Escala und traue mich nicht hinein. Ich will nicht hinein.

Ros hat es heute auf den Punkt gebracht.
„Ana, wir brauchen Christian. Jeder von uns. Er muss Entscheidungen treffen und wir können nicht alles ohne ihn bewältigen. Wenn er zu krank ist, müssen wir einen Stellvertreter finden. Lange können wir nicht mehr so weiter machen. Und wir müssen es offiziell machen. Einige Leute lassen sich nicht mehr hinhalten."

Sie spricht es nicht aus, aber die Presse ist hartnäckig und vermutet etwas. Christian war ein Arbeitstier und seine Abwesenheit ist schnell bemerkt worden. Gerüchte schaden der Firma ebenso wie die derzeitige unklare Lage. Und ich kann ihn nicht ersetzen. Ich schaffe es kaum noch, morgens aus dem Bett zu kommen, und wie ich die hektischen Tage überstehe, ist mir ein Rätsel.

Und abends wartet mein Sub auf mich, der sich den ganzen Tag nur mit Flynn und Bastille beschäftigen kann und von mir noch mehr fordert, als ich ertragen kann. Flynn hat Recht, ich zerstöre mich, bei dem Versuch, ihm zu helfen.