Geduldsspiel

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Ich sehe mich nervös um, Ana hat zugestimmt, sich mit mir in meinem Hotel zu treffen und das ist ein Vertrauensbeweis, den ich nicht unterschätze.

Ich habe Dates. Seit zwei Wochen. Dates mit meiner Frau, die immer besser laufen. Da ich so etwas noch nie getan habe, bin ich selbst erstaunt, wie viel Spaß ich dabei habe. Früher habe ich nie Dates, nicht im klassischen Sinn, und irgendwie gefällt es mir, mit Ana Dates nachzuholen. Ich hätte sie ihr schon am Anfang unserer Beziehung geschuldet.

Ich hätte ihr so viel mehr bieten müssen, wie mir mittlerweile immer klarer wird. Viele wirklich positive Erinnerungen konnten wir noch nicht aufbauen, aber hier, in dieser Situation, gelingt es, welche zu schaffen. Verdammt seltsam.

Auch Ana macht Fortschritte. Sie lächelt mehr, wir sprechen viel über unsere Erlebnisse in der Kindheit und auch sie scheint es langsam zu genießen, Zeit mit mir zu verbringen. Ich bin dabei, mir meine Frau zurück zu erobern, aber meine Geduld ist am Ende. Ich vermisse sie. In meinem Bett, an meiner Seite, jede Minute, die ich von ihr getrennt bin. Noch immer kann ich nicht genug von ihr bekommen und bin ohne sie unruhig und verloren.

Deshalb habe ich auch heute einen Vorschlag für sie, von dem ich einfach hoffe, dass sie ihn annimmt.

Wie so oft spüre ich ihre Gegenwart, bevor ich sie sehe. Sie hat heute eine Jeans und eine Bluse an, die hohen Wildlederstiefel betonen ihre langen Beine und ihre Haare trägt sie offen. Sie sieht besser aus als vor zwei Wochen, vielleicht auch, weil ich jede Gelegenheit nutze, sie mit Leckereien vollzustopfen. Wir haben zufällig bei einer Bäckerei festgestellt, dass sie Macarons liebt und seitdem bekommt sie jeden Tag welche in ihr Hotel geschickt. Sie isst auch wieder mehr und regelmäßiger, und sieht generell gesünder aus.

Natürlich entgeht mir nicht, wie dienstbefliessen der Kellner sie zu mir führt, und sie lächelt mich scheu an, als sie den Tisch erreicht. Es passt mir nicht, dass andere Männer sie so wahrnehmen wie ich. Aber Eifersucht sollte ich im Moment wirklich vermeiden, ich glaube nicht, dass Ana für Territorialverhalten von mir bereit ist.

„Hi, Christian", sagt sie leise und nimmt Platz.

Mein Vorschlag mit einem gemeinsamen Frühstück schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie muss essen und das Frühstücksbuffet hier ist reichhaltig, und sie wird den ganzen Tag mit mir verbringen, wenn ich Glück habe. Langsam gehen mir aber für London die Ideen aus. Sie nimmt ihre Serviette und faltet sie bedächtig auseinander, und ich bestelle einen Tee, bevor der Kellner gehen kann. Dann greife ich über den Tisch und nehme ihre Hand. Vorsichtig führe ich sie zu mir und küsse ihre Fingerknöchel.

„Du hast mir gefehlt", murmele ich und sie sieht mich erstaunt an.

Es ist mehr als Händchenhalten, aber meine Geduld ist ziemlich am Limit. Immerhin lässt sie es zu. Sie nicht berühren zu können, ist mehr, als ich länger ertrage und die Ironie ist mir durchaus bewusst.

„Wir haben uns doch erst gestern gesehen", murmelt sie und zieht sanft ihre Hand zurück.

Ich werde darauf nicht eingehen, bin aber gekränkt. Ich will sie wieder in meinem Leben, in meinem Bett und in meiner Nähe haben. Und sie will mich nicht mal ihre Hand halten lassen!

Sie will nicht über das reden, was in Seattle nach der Sache mit Hyde passiert ist, und das kann ich akzeptieren. Auch ein weiteres Gespräch über ihre Fehlgeburt hat sie bisher nicht zugelassen, und ich weiß warum. Ana macht ihre Probleme wie üblich mit sich selbst aus, und das ist nicht richtig. Sie grübelt zu viel.

Ihre Vorsicht mir gegenüber macht mich jedoch langsam wahnsinnig. Ich habe ihr nie bewusst weh tun wollen, und damit, dass ich sie gezwungen habe, mich zu bestrafen, habe ich ihr mehr Schaden zugefügt, als ich als Dom mit all meinen Hilfsmitteln je vermocht hätte. Daher versuche ich wirklich, mich zurückzuhalten.

50 Shades of PainWhere stories live. Discover now