Paris

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Ich warte nervös auf Christian, der jeden Moment kommen wird, um mich abzuholen. Paris war eine gute Idee, ich hoffe, dort endgültig den Mut für den nächsten Schritt zu finden. Er fehlt mir und seine Liebeserklärung und der Kuss waren etwas, was ich gebraucht habe. Ich möchte nicht, dass Angst weiterhin mein Leben bestimmt. Aber trotz allem bin ich nervös. Wie wird es laufen?

Wenn mein Mann wüsste, dass ich gestern schon meiner Therapeutin abgesagt habe, und ihr mitgeteilt habe, dass ich wieder nach Hause will, würde er bestimmt über seine Nervosität von heute Morgen lachen. Ich wollte ihm allerdings vorschlagen, nach Hause zu fliegen. Ich möchte nicht mehr untätig herumsitzen und sinnloses Sightseeing betreiben, sondern arbeiten und wieder in einen normalen Alltag finden. Mir fehlt es, eine Aufgabe zu haben. So habe ich nur noch mehr Zeit für unsinnige Grübeleien.

Sein Vorschlag mit Paris und der gemeinsamen Suite ist aber etwas gewesen, das mir noch einen kleinen Aufschub und eine weitere Annäherung in kleinen Schritten möglich macht. Trotzdem habe ich auch noch ein wenig Angst, aber ich versuche, es zu ignorieren. Wenn wir uns näher kommen, wird er so vorgehen, wie immer? Und will ich das? Aber ich sehne mich nach ihm und auch nach körperlicher Nähe.

Es klopft und Sawyer steht vor der Tür. Ich habe wenig mit ihm geredet, aber seine Überwachung akzeptiert.

„Ihr Mann wartet unten", sagt er mit einem Lächeln, das ich scheu erwidere.

„Fliegen Sie auch mit?", frage ich nach und er schüttelt nur den Kopf.
„Ich werde nach Seattle fliegen, um den Umzug in das Haus mit Gail zu koordinieren."

Wir ziehen in unser Haus? Warum hat mir Christian das nicht erzählt? Hat er Angst davor, mich mit alltäglichen Dingen zu konfrontieren? Oder ist er so unsicher, dass er sich nicht traut, das Thema anzusprechen?

Sawyer nimmt meinen Koffer und mein Handgepäck und ich gehe nervös nach unten, wo Christian schon in der Lobby steht. Er sieht wahnsinnig gut aus, trägt einen hellgrauen Anzug und unterhält sich offensichtlich mit Taylor. Als er mich erblickt, lächelt er strahlend und meine Nervosität legt sich ein wenig. Er sieht gelöst aus und zum ersten Mal seit langer Zeit macht sich ein vertrautes Ziehen in meinem Unterleib bemerkbar. Nicht drüber nachdenken, sage ich mir, als ich bei ihm ankomme und er mir einen sanften Kuss gibt. Verflixt, nicht drüber nachdenken ist eine Sache, aber die Hitze, die in mir aufsteigt, eine andere.

Also ziehe ich seinen Kopf zu mir herunter und küsse ihn auch, allerdings hat dieser Kuss nichts Sanftes mehr. Er ist hungrig, rastlos und ich spüre, wie auch Christian mitgezogen wird. Mühsam löst er sich von mir und sieht mich mit einem so intensiven Blick an, dass ich schaudere.

„Mrs. Grey, Sie stecken voller Überraschungen", sagt er rau und nimmt meine Hand.

Sofort bin ich unsicher. Begehrt er mich noch? Oder habe ich mit den Dingen, die ich tun musste, unsere Beziehung verändert? Hat er den Kuss beendet, weil ich zu dominant war?

Christian sieht mich eindringlich an.

„Ana, wir stehen in einer Hotellobby und der Flieger wartet. Das ist der einzige Grund, hör auf, dir Sorgen zu machen."

Er liest noch immer in mir, wie in einem offenen Buch. Ich nicke und schlucke den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hat, mühsam hinunter.

Christian schüttelt den Kopf, ein wenig ungläubig, und grinst auf einmal.

„Darüber musst du dir keine Sorgen machen, Mrs. Grey. Und ja, auch ich habe Angst."

Dann nimmt er meine Hand und zieht mich zum Auto, während mir die Sprache komplett abhanden gekommen ist. Hat mein Mann zugegeben, Angst vor Sex zu haben?

50 Shades of PainWhere stories live. Discover now