Thirty-seven

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IAN

Nachdem ich die Wohnungstür aufgesperrt und einen Fuß in den Flur gesetzt hatte stand meine Mutter vor mir. Ob wütend oder genervt konnte ich echt nicht einschätzen, doch letztendlich packte sie mich mit einem festen, jedoch nicht schmerzhaften, Griff am Handgelenk und zog mich die paar wenigen Schritte ins Wohnzimmer. Ehe sie mich losließ und auf das kleine Sofa drückte. Während sie sich in den Sessel der neben dem Sofa stand fallen ließ, dabei hingen ihre Beine über die Lehne.

Ich verdrehte die Augen und versuchte irgendwie meinen Rucksack den ich noch immer trug von meinen Schultern zu bekommen, da er mir unangenehm in den Rücken drückte. Kein normaler Mensch würde mit angezogenem Rucksack auf einem Sofa hocken. Aber normal war ich schon lange nicht mehr. Nachdem ich meinen Schulranzen ausgezogen und über den Boden gekickt hatte lehnte ich mich mit meinem Rücken gegen die weichen Polster des Sofas ehe ich meinen Blick auf meine Mutter richtete.

"Leg los. Was ist so wichtig das du mich auf die Couch zwingst?" Meine Mom schaute mich nur stumm an und fuhr sich durch ihre blonden Haare, sie waren trotz ihres jungen Alters schon etwas grau. Das war der Stress. Der Stress mit mir, traurig lehnte ich mich vor und stützte meine Elbogen auf meinen Knien ab, ich krümmte mich zusammen... .

Diese Gefühle der Schuld nahmen mir mein Selbstbewusstsein, sie rissen es mir aus den Händen, sie drückten mich runter... sie machten mich runter.

Meine Kehle war trocken das verursachte eine verzogenen Mimik und qualvolle Schmerzen beim Spucke herunterschlucken. Während ich versuchte mich wieder zu fangen schaute ich kurz zu meiner Mutter die mich besorgt betrachtete. Na super, weitere zehn Haare hast du gerade grau gemacht IAN WEBSTER.

Ich verdrängte den Gedanken, doch behielt meine Einstellung zu der Sache im Kopf. Vielleicht wurde ich ja krank... vorwurfsvolle Stimmen kontrollierten mich in dem letzten Monat. Stimmen die mich krank machten, ich wurde verrückt. Meine Mutter öffnete ihren Mund um etwas zu sagen, doch ich unterbrach sie mit meinen Worten. "Mama, ich glaube ich bin krank."

Sofort änderte sich ihre Mimik und sie setzte sich normal in den Sessel, wobei sie sich leicht vorbeugte und mich betrachtete. "Was ist passiert, was denkst du hast du? Hast du Probleme mit bestimmten Leuten?"

Natürlich dachte sie so, sie erwartete das ich Drogen nehmen würde und ich vielleicht deshalb so dachte... doch so war es nicht. Nicht ganz.

"Es ist so viel passiert... so viel... Mama. So viel." Raunte ich leise, bedacht meine Lippen einen Spalt zu öffnen um meine Worte nicht komplett wieder zu verschlucken, bevor ich sie ausgesprochen hatte.

Sie schwieg, sie wusste ich bräuchte Zeit. Sie kannte mich. Sie kannte fast alles von mir und jedoch hatte sie eines der wichtigsten Sachen nie mitbekommen. Ich öffnete meinen Mund doch es kamen keine Worte heraus nur ein kleiner Atemstoß, ehe ich meine Lippen wieder angespannt aufeinander drückte. Ich legte meinen Kopf in meine Hände und saß nun noch zusammengekauerter da, als zuvor. Noch kaputter, zerstörter und verwirrter. Alles war so verdammt scheiße schwer. Ich fuhr mit meinen Händen durch meine Haare, bevor ich mich etwas gerader hinsetzte und sie starr anblickte. "I..ch.. i..c..h... ich bin.. sc..h... sch... ich bin schw.. ich bin schon abhängig von Zigaretten."

Nachdem ich die Worte ausgesprochen hatte wollte ich mich töten. Buchstäblich aus dem Fenster werfen und hoffen das ich dabei sterbe. Meine Mutter hatte wohl etwas anderes erwartet, denn sie hauchte nur ein kleines "Oh" in den Raum, bevor sie sich aus dem Sessel drückte um sich neben mich fallen zu lassen. Sie schlang ihre Arme um mich und legte ihren Kopf auf meine Schulter. Ihre Wärme beruhigte mich... . Doch wenn sie mich beruhigte wieso konnte ich ihr nicht sagen das ich auf Männer stand. Wieso ging das nicht? "Wieso?" Raunte ich leise und merkte erst das ich gesprochen hatte, nachdem die Worte im Raum schwebten.

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