Kapitel 20

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Wie angewurzelt blieb ich stehen und starrte auf den Mercedes, der neben mir hielt. Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag. Im nächsten Moment fuhr die Scheibe der Beifahrertür nach unten und ich blickte in Logans eisblaue Augen.

                »Steig ein.« Rief er mir über den prasselnden Regen und den Lärm der mittäglichen Verkehrsgeräusche zu. Für ein paar Sekunden blieb ich noch wie benommen im Regen stehen und starrte in das Innere von Logans Wagen. In meinen Ohren dröhnte das Prasseln der Regentropfen, die auf meine Jacke perlten. Sofort hallten Logans Worte von heuten Morgen in meinem Kopf wider.

Was am Wochenende zwischen uns passiert ist, war ein großer Fehler und wird nie wieder vorkommen.

Für einen kurzen Augenblick zog ich es tatsächlich in Betracht, den Weg nach Hause lieber zu Fuß zu gehen. Logans Nähe brachte mich schier um den Verstand, beeinflusste mein Denkvermögen und meine Konzentration. Doch dann sah ich an mir herab. Mein Rock war bereits vollends durchnässt, genauso wie meine Strümpfe und Schuhe. Meine Hände und meine Füße waren schon jetzt eiskalt und völlig durchgefroren von der Nässe und der Kälte, die für Seattle so typisch war.

Schließlich siegten meine menschlichen Bedürfnisse über meinen Verstand und ich setzte mich in Bewegung. Während ich auf den Wagen zuhielt,  beugte Logan sich rüber und stieß die Beifahrertür von innen auf. Ich murmelte ein leises »Dankeschön« und ließ mich in den Ledersitz sinken, der mir mittlerweile schon ziemlich vertraut war. Wie immer umfing mich Logans herber Duft nach Vanille und seinem Aftershave. Mein Puls raste und ich spürte seine Präsenz nur allzu deutlich. Nachdem ich mich angeschnallt hatte, startete er den Wagen und reihte sich in den Verkehr ein. Ich zwang mich dazu, mich nicht von ihm ablenken zu lassen. Stattdessen richtete ich meine Augen starr zum Fenster und beobachtete die Regentropfen, die langsam an der Scheibe herab rannen, bis sie sich schließlich vollständig auflösten. Leise lief die Musik des Radios im Hintergrund und sorgte dafür, dass ich mich zumindest ein klein wenig entspannen konnte.

»Du solltest bei so einem Wetter nicht draußen herumlaufen.« Ertönte es plötzlich von Logan. Der bestimmende Klang seiner Stimme ließ mich überrascht aufschauen. Er erwiderte meinen Blick.

»Ich weiß, aber ich habe noch keinen neuen Wagen gefunden«, ich überlegte, ob ich den nächsten Satz aussprechen sollte. »Deshalb musste Danny mich heute Morgen mit zur Schule nehmen.«

                Ich spürte wie sich Logans Körper bei meinen Worten unmerklich anspannte. Seine Finger um das Lenkrad verkrampften, sodass die Knöchel weiß hervortraten. War er etwa doch eifersüchtig auf Danny?

                »Wie bereits gesagt, das geht mich nichts an.« Seine Haltung und der harsche Unterton seiner Stimme straften seiner Aussage Lügen. Noch ehe ich mich daran hindern konnte, waren die nächsten Worte bereits über meine Lippen.

»Ich habe einen anderen Eindruck.« Sofort schämte ich mich für meine ungenierte Aussage und fühlte, wie meine Wangen zu glühen begannen. So würde eine Schülerin sicherlich nicht mit ihrem Lehrer sprechen. Logan neben mir seufzte und ließ seinen Blick zum Außenspiegel wandern.

                »Drea, ich habe dir doch bereits gesagt, dass wir etwas Abstand zueinander halten sollten, ich versuche nur das Richtige zu tun.«

                Wenn er Abstand zu mir wollte, weshalb hatte er dann am Straßenrand gehalten, um mich mitzunehmen? Auf mich machte das nicht besonders den Eindruck, als versuchte er Distanz zu mir zu wahren.

                »Wieso bin ich dann hier, in deinem Auto?« Vorsichtig sah ich zu Logan auf, um seine Reaktion abschätzen zu können. Für einen kurzen Moment wirkte er ratlos, als hätte er selbst keine richtige Antwort darauf. Frustriert fuhr er sich mit der einen Hand durchs goldene Haar, während die andere das Lenkrad unter Kontrolle hielt.

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