Kapitel 6

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Also erst einmal ein großes Dankschön! :) 300 Reads, ich kann es gar nicht fassen, das ist unglaublich! Ich freue mich über jeden Einzelnen. Auch ein Danke, an diejenigen, die immer für mich voten und fleißig kommentieren, das hat wirklich eine motivierende Wirkung auf mich.

Ich wünsche euch viel Spaß beim kommenden Kapitel! :)


Nachdem ich Mia ins Bett gebracht hatte, nahm ich endlich die heißersehnte Dusche, die schon den ganzen Tag über ausstand. Das warme Wasser prasselte auf meinen Kopf und bahnte sich einen Weg über meinen Körper. Meine Muskeln entspannten sich und ich genoss die Wärme des Wassers. Ich hielt das Gesicht direkt unter die Brause und versuchte mein Denken einzustellen, was mir jedoch nicht so leicht gelang. Immer wieder schlichen sich eisblaue Augen in meinen Kopf. Es schien als hätte sich sein tiefblauer Blick in mein Gedächtnis gebrannt. Und das störte mich, sehr sogar, es brachte meine innere Welt komplett aus dem Gleichgewicht. Bisher war ich der festen Überzeugung gewesen, noch an Danny zu hängen, aber warum beherrschte dann jemand anderes meine Gedanken? Es war wirklich zum Haare rausreißen. Ich verstand es einfach nicht, wieso dachte ich ununterbrochen an meinen Lehrer? Eines stand jedenfalls fest, irgendetwas an Logan Black, und ich wusste nicht was, zog mich wie magisch an. Es beflügelte und verstörte mich zur gleichen Zeit. War ich denn psychisch durch all die Verluste die ich erlitten hatte, zu einem solchen Wrack mutiert, dass ich mich zu dem nächstbesten Menschen hingezogen fühlte, der auch nur in irgendeiner Weise Interesse an mir zeigte? Lehrer mussten sich für ihre Schüler interessieren, andernfalls hatten sie den falschen Beruf gewählt. Die Frage, die mir daher nun im Kopf herumschwirrte; wie viel Interesse durfte ein Lehrer an seinem Schüler zeigen? Beinhaltete dieses gesunde Maß an Interesse, dem Schüler ein Buch zu leihen, zusammen mit ihm einen Club zu besuchen und ihn anschließend bei sich übernachten zu lassen? Wohl eher nicht. Logan war also ein großes Risiko für mich eingegangen, doch warum tat er das? Es war zwar nichts Verbotenes zwischen uns geschehen, allerdings hatte ich das Gefühl, dass dieser bizarre Umstand von heute Nacht an einer Barriere rüttelte, die zwischen einem Schüler und seinem Lehrer vorherging. Mein gesunder Menschenverstand dagegen versicherte mir, dass diese Vermutung völlig unbegründet und irrelevant war. In Logans Augen war ich nur eine Schülerin, noch ein Kind. Er konnte in mir unmöglich eine erwachsene Frau sehen, denn allein das Wissen, dass ich seine Schülerin war, erschuf eine gewisse Distanz. Das Buch hatte er mir womöglich nur aus reiner Höflichkeit gegeben und da er wusste, dass Lukas mein Bruder war, hatte er sich wohl dazu verpflichtet gefühlt, mich mit nach Hause zu nehmen und sich um mich zu kümmern. Das Ganze war ihm mit Sicherheit genauso unangenehm wie mir. Wären da nur nicht dieses Kribbeln und das Herzklopfen, das ich in seiner Nähe verspürte.

Resigniert stellte ich das Wasser der Dusche ab und stellte mich vor den Spiegel. Noch immer lagen meine dunklen Augen in tiefen Höhlen und mein Gewicht war nach wie vor mehr als besorgniserregend, allerdings hatte sich etwas in meinem Blick geändert. Er war nicht mehr ganz so abgestumpft wie noch eine Woche zuvor. Ich entdeckte eine gewisse Stärke in meinen Augen. Stärke, die ich für meinen Dad, Lukas und vor allem für Mia aufbringen musste. Wenn ich mich hängen ließ, würde ich ihnen nur noch mehr Sorgen bereiten, als sie ohnehin schon ertragen mussten. Auch wenn sie es nicht so offen zur Schau stellten oder selten darüber sprachen, kämpften Dad und Lukas täglich mit dem Verlust meiner Mum, ich konnte es in ihren Augen sehen. Wo würde es hinführen, wenn sie sich nun auch noch um mich Gedanken machen müssten? Ich wagte es nicht so weit zu denken.

Ich musste nun stark sein, für meinen Bruder Lukas, der Mum genauso sehr geliebt hatte wie ich, der ihr ständig und jeden Tag irgendwelche perversen Witze erzählt hatte, nur um sie zu ärgern, weil er wusste, wie wenig sie diese Scherze mochte. Ich musste stark sein für meinen Dad, der nach achtundzwanzig Jahren Ehe seine beste Freundin und die Liebe seines Lebens verloren hatte. Doch vor allem musste ich stark sein für meine kleine Schwester Mia, die gerade mal vier Jahre mit ihrer Mutter erleben durfte und nun eine der wichtigsten Bezugspersonen ihres Lebens verloren hatte. Ich musste irgendwie aus diesem Tief herausfinden und zurück ins Leben kehren. Es gab so viele Menschen die mich liebten und brauchten, ich konnte sie nicht im Stich lassen. Das Schwierige daran war nur, wenn man einmal in dieses schwarze Loch geblickt hatte, fand man nicht mehr so einfach heraus. Ich schloss die Augen und rief Mums warmes Lächeln in Erinnerung, ihre sanften Gesichtszüge und ihre beruhigende Art. Augenblicklich ließ der Schmerz meinen Magen krampfen und die Übelkeit stieg in mir auf.

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