Kapitel 11

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Erst mal ein großes Dankeschön an diejenigen, die meine Geschichte so fleißig verfolgen, voten und kommentieren. Ihr motiviert mich jedes Mal aufs Neue!

Dann möchte ich mich noch dafür entschuldigen, dass die Updates so unregelmäßig kommen. Allerdings habe ich zurzeit ziemlich viel um die Ohren, ich hoffe ihr habt Verständnis dafür. Ich versuche natürlich so oft wie möglich ein Kapitel hochzuladen!

Viel Spaß beim Lesen des nächsten Kapitels ;)


»Drea, ist das nicht dein Cousin?« Flüsterte Poppy neben mir und starrte überrascht nach vorne zu unserem neuen Mitschüler. Ich konnte es nicht fassen. Was zum Teufel machte Adam hier?

                »Ja.« Sagte ich mit leiser Stimme. Zu mehr als einem Flüstern war ich nicht in der Lage. Ich war wie erstarrt, meine Glieder wie gelähmt. Warum war er hier? Er lebte doch in Florida, mit Tante Carolyn. Was zum Henker tat er also hier? Warum wurde er als unser neuer Mitschüler vorgestellt?

                Adams Argusaugen glitten durch die Reihen der Schüler. Ich wollte mich verstecken, unter den Tisch krabbeln, meine Haare vors Gesicht werfen, Hauptsache er sah mich nicht. Doch noch immer fühlte ich mich bewegungsunfähig, außerstande auch nur den kleinen Finger zu rühren. Seine Augen stoppten bei mir und das Giftgrün begann zu leuchten. Er verengte die Augen und sein Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln. Erinnerungen kamen in mir auf. Sein Mund, der sich hart und unnachgiebig auf meinen gepresst hatte. Sein keuchender Atem auf meiner Haut und sein Stöhnen in meinen Ohren. Ein eiskalter Schauder lief mir den Rücken hinab und ich presste die Nägel so fest in meine Handfläche, dass sie beinahe schon zu bluten begannen. Ich unterdrückte das Bedürfnis meine Arme schützend um den Körper zu schlingen und einfach drauf los zu schreien.

                Dort stand er nun, in hellen abgewetzten Jeans und weißem T-Shirt, die Hände lässig in den Taschen seiner Hose vergraben und starrte mich an. Mein größter Albtraum. Ein Albtraum, von dem ich gedacht hatte ihn nie wieder sehen zu müssen, ihm nie wieder näher wie dreitausend Meilen sein zu müssen.

                Immer und immer wieder blitzten mir Erinnerungen an das was er mir angetan hatte vor Augen auf. Sie fraßen mich auf, durchbohrten meine Brust und rissen die Wunde, die ich all die Zeit so sorgsam gepflegt hatte mit einem Mal wieder auf. Ich sah an seinem Gesichtsausdruck, dass er genau wusste was ich dachte. Und er genoss es, genoss jede einzelne Sekunde, in der mich die Erinnerungen innerlich bluten ließen.

                »Gut, Adam. Sie können sich einen freien Platz suchen. Die Unterlagen haben sie ja bereits.« Ergriff Mr. Sawyer nun wieder das Wort und ordnete die Papiere auf seinem Pult. Unterdessen schlenderte Adam betont lässig zu einem Platz zwei Reihen vor mir, wobei er den Blick nicht ein einziges Mal von mir nahm. Adam war mit seinen seinem dunklen Haar und den grünen Augen durchaus attraktiv und seine lockere Gangart zog die Augen der Mädchen wie magisch an. Doch all diese Mädchen wussten nicht, was sich hinter dieser Hülle versteckte. Ich ekelte mich vor ihm.  Ich ekelte mich vor jeder Faser seines Selbst.

                Den Rest des Unterrichts verbrachte ich schweigend, sah alle zehn Sekunden auf die Uhr und hoffte endlich aus dem Raum verschwinden zu können, weg von ihm. Poppy fragte mich einige Male verwundert, was los sei, ihr entging absolut gar nichts. Doch ich konnte ihr keine vernünftige Antwort liefern, zu sehr war ich von Adams Anwesenheit abgelenkt. Ich spürte ihn, selbst wenn ich ihn nicht sah. Alles in mir war wie erstarrt und alles woran ich denken konnte, war Angst. Angst, dass er mich wieder zu diesen Dingen zwang, Angst davor, ihn jeden Tag sehen zu müssen. Als es zur Pause klingelte, murmelte ich Poppy ein »Ich muss noch was erledigen« zu und flüchtete im Eiltempo aus dem Klassenzimmer. Ich rannte förmlich durch die Flure, bis ich irgendwann wieder das Klingeln zur nächsten Stunde vernahm und mich in einem leeren Gang auf eine Bank setzte. Ich ließ mein Gesicht in beide Hände sinken und zog die Beine dicht an meinen Körper. Das durfte doch alles nicht wahr sein, das konnte nicht wahr sein. Was machte er hier? Wieder kamen Erinnerungen in mir auf, wie er mich angefasst hatte, wie schmutzig ich mich gefühlt hatte, wie benutzt und weggeworfen. Ich konnte es nicht mehr verhindern und Tränen schossen mir in die Augen, liefen meine Wange herunter und tropften auf meine Hände. Das durfte doch nicht wahr sein, das konnte nur ein schlechter Scherz sein, ein Albtraum. Ich hatte gehofft ihn nie wieder sehen zu müssen, nie wieder diese Scham fühlen zu müssen, dieses beklemmende Gefühl in meiner Brust.

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