Kapitel 13

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Ich rechnete bereits damit, dass Lukas jeden Moment durch den Aufzug hereingestürmt kam. Als ich jedoch den Pizzalieferanten sah, fiel mir ein Stein vom Herzen. Logan drückte ihm ein paar Scheine in die Hand und nahm die Schachtel entgegen. Die Aufzugtüren schlossen sich wieder hinter dem Lieferjungen und Logan kam mit der Pizza zurück geschlendert. Er stellte den Karton vor mir ab und verschwand in der Küche, woraufhin er mit einer Flasche Mineralwasser zurückkehrte. Dann ließ er sich neben mir auf dem Sofa nieder und öffnete die Schachtel. Sofort stieg mir der deftige ölige Geruch der Pizza in die Nase und mein Magen begann zu knurren. Sie war genauso wie ich sie mochte, mit viel extra Käse.

»Lass es dir schmecken.« Sagte er und deutete auf die Pizza, um mir zu signalisieren, dass ich zugreifen sollte.

»Danke.« Erwiderte ich und griff nach einem Stück mit besonders viel Käse. Auch Logan bediente sich und so saßen wir nebeneinander und aßen. Es war auf gewisse Art und Weise merkwürdig. Ich saß an einem Freitagabend bei Logan, meinem Englischlehrer, und aß gemeinsam mit ihm eine Pizza. Hätte mir das heute Morgen nach meinem misslungenen Kussversuch jemand gesagt, hätte ich ihm womöglich den Vogel gezeigt. Ich wusste, dass es falsch war. Es war falsch hier zu sitzen, falsch, mit ihm Zeit außerhalb der Schule zu verbringen und ein Verhältnis zu ihm aufzubauen. Doch wieso fühlte es sich dann so schön an? Ich genoss seine Anwesenheit, genoss es einfach nur mit ihm hier zu sitzen und eine Pizza zu essen. Obwohl ich ihn kaum kannte, beruhigte mich seine Nähe gewissermaßen. Gleichzeitig allerdings machte sie mich auch nervös. Ich wollte mehr über ihn erfahren, wollte den Menschen kennen lernen, den er hinter dieser Maske war. Insbesondere wollte ich noch einmal dieses aufrichtige Lächeln mit den tiefen Grübchen sehen, welches mein Herz höher schlagen ließ.

»Hast du noch Kopfschmerzen wegen des Unfalls vorgestern?« Fragte Logan plötzlich und ich hielt zwischen zwei Bissen inne. Unfall? Ach ja, ich hatte ja einen Autounfall vor zwei Tagen. Den Unfall hatte ich vollkommen verdrängt. Bilder rauschten an meinem inneren Auge vorbei. Bilder der letzten Sekunden, bevor das andere Auto mich gerammt und ich die Kontrolle über meinen Wagen verloren hatte. Gänsehaut legte sich über meinen Körper und ich unterdrückte ein Frösteln. Ich hatte wirklich Glück gehabt, dass ich nur mit einer Gehirnerschütterung davon gekommen war.

»Nein«, ich schüttelte den Kopf »Mir geht es bestens. Ich habe mich ausreichend erholt. Ich bin nur froh, dass niemand schwer verletzt wurde. Der Unfallverursacher hat glücklicherweise auch nur ein kleines Schleudertrauma erlebt.« Ich lächelte ihn schwach über den Rand meines Pizzastückes hinweg an. Logan hob die Brauen und der Blick in seinen blauen Augen verdüsterte sich.

»Dieser Mann hätte mehr verdient als nur ein Schleudertrauma. So unachtsam zu fahren und fahrlässig das Leben anderer Menschen aufs Spiel zu setzen, dazu auch noch unter Alkoholeinfluss«, Logan schnaubte verächtlich und ich beobachtete, wie sich seine Gesichtszüge abwertend verzogen.

»Der Mann hat wohl eben einfach zu viel getrunken. So etwas kommt vor.« Ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste selbst nicht, weshalb ich den Mann, der die Schuld des Unfalls zu verantworten hatte, verteidigte. Jedoch tat er mir aus einem unerfindlichen Grund leid und ich fand es schrecklich, dass sich alle darüber aufregten, dass er nur mit einem Schleudertrauma davongekommen war. Bei Poppy überraschte es mich nicht sonderlich, sie war eine knallharte Nuss, die den Mund aufriss, bevor sie nachdachte. Doch dass mein Dad und nun sogar Logan so über diesem fremden Mann redeten fand ich nicht richtig. Schließlich sollte man niemandem so etwas wünschen.

»Nein«, beharrte Logan mit dunkler Stimme. »Man sollte seine Grenzen kennen.«Seine Augen waren starr und sein Gesicht wirkte streng, hatte jegliche Unbekümmertheit verloren. Fragend hob ich die Brauen. Irgendwie ließ mich das Gefühl nicht los, dass mehr dahinter steckte.

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