„Hm", machte Luciano. „Wie gehen wir unser gemeinsames Problem denn nun an? Keiner von uns traut dem anderen, aber der Feind meines Feindes ist mein Freund, nicht wahr?"

    „Mir ist es jedenfalls lieber, dich in meinem Blickfeld zu wissen, statt dein Messer im Rücken zu spüren", erwiderte Antonio mit einem Lachen. „Du wolltest dieses Treffen, somit musst du schon einen Plan haben. Kläre uns endlich auf, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit."

    „Natürlich", Luciano machte eine entschuldigende Handbewegung. „Wenn sich Gian dazu bereit erklären könnte, Isabella Palladino ausfindig zu machen und mit ihr über das Vit C3 redet, wäre ich ihm überaus dankbar."

    „Zur Hölle, sprich gefälligst nicht in der dritten Person von mir", brummte Gian. „Ich steh schließlich genau vor dir."

    „Entschuldige. Machst du es denn?"

    „Ja, ja schon gut", knurrte Gian und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Wenn ich jetzt nein sage, kann ich mir eine Standpauke von Antonio anhören."

     „Dann wäre zumindest eines vereinbart. Meine Männer sind den Namenlosen bereits auf der Spur und wir beeilen uns ebenfalls, weitere Informationen über unsere Abtrünnigen zu beschaffen. Recherche ist unsere Basis, danach können wir das Ausmaß ersehen und dem entsprechend handeln", erklärte Luciano und Antonio nickte bestätigend. „In einer Woche, gleicher Ort und Zeit."

    „Einverstanden. Jedoch habe ich noch eine Frage an dich, Luciano. Wieso willst du dich mit uns zusammentun? Gerade du solltest genügen andere Optionen besitzen."

    „Ah ... Ich bitte dich. Deine Leute sind zumindest erfahren und loyal, nicht so wie der andere Ramsch, der sich in der Arena herumtreibt. Für die Geschäfte reichen sie aus, aber ich befürchte, dass das hier größere Wellen schlagen wird."

    „So schlimm?"

    „Vielleicht. Das gilt es jetzt herauszufinden", Luciano senkte den Kopf. „Ich zähle auf dich, also solltest du mich besser nicht hintergehen."

    „Keine Sorge", Antonio überwand mit einem Schritt die Distanz zu Luciano. „Ein Packt zwischen den Familien."

Ein hallendes Lachen entrann Lucianos Kehle und auch er richtete sich auf, sodass sie sich nun von Angesicht zu Angesicht gegenüber standen. Sofort nahmen die Männer jeweils hinter ihrem Anführer Stellung. Eine eindrucksvolle Gegenüberstellung, die Felicita das Blut in den Andern gefrieren ließ und sie glaubte gar, dass die Zeit stehen blieb.

    „Dieses Wort aus deinem Munde, Antonio Romano!", ihre Hände streiften sich in der Luft mit einem lauten Klatschen. „Fein, dann halten wir uns alle an die Omertá. Mir soll's nur gelegen kommen."


Während Gian in einem Nebenzimmer von Marcello zusammengeflickt wurde, saß Felicita zusammengekauert auf einem Küchenstuhl und vor ihr stieg der Dampf des Tees, welchen ihr Antonio angeboten hatte, in die Höhe. Dieser Mann schien undurchdringlich in jeglicher Art. Sie konnte seine Gedanken weder erahnen, noch schaffte sie es, seine gesprochenen Worte richtig zu deuten. Er sagte das eine, meinte aber mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas anderes. Oder bildete sie sich das nur ein?

    „Ich hätte nicht erwartet, dass Gian wegen einer Frau meine Befehle ignorieren würde", brach Antonio das Schweigen und lehnte sich auf den Tisch, der sie trennte. „Er erzählte mir schon einmal von eurem kurzen Treffen und dass er dich hat leben lassen. Also, wer bist du junge Dame?"

Es war seltsam, dass er sie so nannte, da er sich in den frühen Zwanzigern befinden musste und somit nicht viel älter war als Felicita. Sie senkte den Kopf und bemerkte, dass ihre Hände zitterten. Diese Männer wirkten alle gleich einschüchternd auf sie, obwohl manche scheinbar nicht ihren sofortigen Tod oder etwas vergleichbar Schlimmes von ihr wollten.

Blank DreamWhere stories live. Discover now