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„Korrigan!", gurrte er. Seine spitzzulaufenden Fledermausohren zuckten, genau wie die kleine fleischlose Nase in seinem Gesicht. Er sog die Luft ein:" Süßlich...", gurrte er und bewegte sich willkürlich der Nase folgend aus sie zu:" Metallisch wie Blut. Tief dunkles Blut!"

 Sein Latein war gut. Die Aussprache leicht genuschelt, aber die Grammatik stimmte. Noch ein Stückchen, dachte Alainn und umfasste den Griff ihres Dolches fester. Das weiche Leder wärmte sich unter ihrem Griff auf.

 „Ich habe noch nie eine Korrigan gekostet!" Alainn leckte sich über die Lippen. Warte, ja nicht bewegen, sagte sie sich, verschreck ihn nicht! Hinter ihr in der Kuhle des Waldes hörte sie Kiran und die anderen Jungen wie sie mit den weiteren Ghulen kämpften. Alec brüllte. Aus seinem rotgeschuppten Drachenmaul kam eine Stichflamme. Einer der Leichenfresser kreischte auf. Dennoch sah es nicht gerade gut für das männliche Geschlecht aus. Der einzige Grund warum, sie sich eingeschaltet hatte, versuchte Alainn sich einzureden. Das Schwarz ihrer Augen ließ nicht eine Sekunde die giftigen Klauen des Viehs vor ihr aus den Augen. Dann griff er an. Schnell. Er war nicht größer als ein 8-jähriges Kind, aber stark. Die Klinge des Dolches blitze auf. Schnitt in seine kratzende Handinnenfläche. Blätter stoben nach oben, als Alainn sich von ihm weg drehte. Der Ghul schrie. Ein eindringliches, kindliches Kreischen. Zornentbrannt stürzte er sich auf sie. Ihr Stiefel traf ihn genau in die Brust. Er fiel auf den Rücken. Ruckte wie ein Käfer. Sie wartete bis er sich auf alle Vieren hochgearbeitet hatte. Breitbeinig stand sie neben ihn. Mit beiden Händen packte sie den Dolch. Hob ihn über ihren Kopf und lies ihn herunter krachen, traf auf Knochen. Wieder stieß das Monster diesen kindlichen Schrei aus. Er kratzte nach ihr. Für einen Moment blieb Alainn die Luft aus. 

„Du wiederwertiges Nichts!", zischte sie es an. Der nächste Tritt traf seine malträtierten Rippen. Der Ghul schrie auf. Stöhnte unter den Schmerzen, die unablässig durch seinen geschundenen Körper flossen. „Wolltest du mich gerade töten?" Ihre schwarzen Löcher starrten in die großen milchigen Augen, während sie ihre Hand in die wenigen Haare auf seinem Kopf vergrub und sein Gesicht in Richtung ihres zerrte. Der Ghul fletschte die Zähne.

 „Eure Zeit wird bald vorbei sein. Korrigan!", knurrte der Ghul. Blut lief in einem feinem Rinnsal aus seinem Mundwinkel.

 „Wenn du das sagst!", knurrte Alainn und in ihren Augen blitze es amüsiert:" wie blöd, dass du diese Traumwelt nicht erleben wirst!" Sie stieß sein Kopf hinunter. Ihre Stimme war auf einmal tief und dunkel. Wie wilder Honig. Er schien nicht zu dem jungen, kleinem Mädchen zu gehören. Ihre Fingernägel bohrten sich wieder in seine trübe Haut. Angst blitze in seinen Augen auf. Alainn schleuderte ihn zurück. Er traf platschend auf einen Laubhaufen. Erbarmungslos fixierte das Mädchen ihn mit ihren schwarzen Augen. Er hatte nicht oft Bekanntschaft mit einer Korrigan gemacht. Mal abgesehen von ihrer Seltenheit, wusste der Ghul von ihrer Grausamkeit. Er zitterte leicht, als er daran dachte, was sie mit ihm tun würde. Ihr rotes Haar erinnerte ihn an ihren Geruch. Die metallische Schwere, die sie überall mit hin begleitete. Der Geruch von Blut. Wie passend, dass ihre Haare wie dickflüssiges Blut schimmern, dachte er.

 Ein schmerzverzerrtes Stöhnen schreckte die Korrigan auf. Sie lief an den Rand der Böschung. Sah hinab in die Grube. Seine Chance. Seine starken Hände gruben sich in die Erde. Er spannte die Arme an. Bereit sich nach vorne zu stoßen. Auf sie. Ihr die giftbesudelten Krallen tief in ihren kleinen, schmächtigen Körper zu stoßen. So tief, dass er ihre Haarfarbe in warmen Strömen durch seine Finger laufen sehen würde. Und dann. Dann würde er sie essen. Seine Zähne in ihr Fleisch schlagen, ihre Knochen abnagen und das Knochenmark aus ihnen heraus lutschen, bis nichts mehr von ihr übrig war. Er beugte sich nach vorne. Die kleine Korrigan machte den größten Anfängerfehler und kniete noch immer mit dem Rücken ihm zu gewand an der Böschung und beobachtete das Treiben in der Kuhle. Was für eine Dilettantin, grinste er und leckte sich über die Lippen. Sie würde köstlich sein. Jetzt war der Zeitpunkt. 

Officium #Wattys2016Where stories live. Discover now