~Prolog~

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Der Mond schien hell auf den grossen, dunkeln See.
Das Wasser kräuselte sich leicht im Wind und das rauschen der kleinen Wellen, die an die Felswand prallten, hatten eine beruhigende Wirkung.
Zumindest auf das Neugeborene, welches in eine dicke Decke gehüllt, friedlich in den Armen seiner Mutter lag.
Sie stand am Ufer, den Blick glücklich auf den Wald hinter dem stillen Wasser gerichtet.
Ihre Augen leuchteten, unsägliche Liebe war darin zu erkennen, als sie ihrer kleiner Tochter über die schwarzen Härchen strich, und sie daraufhin hell auflachte.
Ein Lächeln umspielte die Lippen der Frau, als sie ein Geräusch hinter sich hörte.
In freudiger Erwartung drehte sie sich um, ihre braunen langen Haare umrahmten ihr weiches Gesicht, in welches sich der Erzengel gegen das Gesetz verliebt hatte.
Michael landete beinahe lautlos auf dem Boden, seine gleissenden Flügel, die einen hellen Schimmer in die Nacht warfen, legte er vorsichtig an den Rücken.
Er liebte diese Jägerin, er hatte sie durch seinen Bruder Luzifer kennen gelernt.
Sie war von Anfang an anders gewesen, hatte sich nicht von seiner Kälte, die er hatte wahren müssen, abstossen lassen, und hatte alles daran gesetzt ihn besser kennen zu lernen.
Er lief langsam über das nasse Gras, welches er jedoch beinahe nicht zu berühren schien.
Seine schwarzen Haare umrahmten seine kristallklaren Augen, die voller Zuneigung zu seiner Frau und seiner Tochter wanderten.
Sie hatte den Test der Götter auf sich genommen, und war stark genug gewesen, um bei ihm zu bleiben.
Dann war Arya gekommen.
Seine Tochter.
Er erinnerte sich an den unglaublichen Stolz, als er das kleine Wesen in den Armen hielt, welches die beiden Eltern für immer aneinander erinnern würde.
Cora hatte alles auf sich genommen, sie hatte gewusst dass es Gefahren geben würde.
Dass sie seine Schwachstelle darstellte, das was er am meisten liebte.
Als er erfahren hatte dass sie ein Kind bekommen würden, hatte er alles geta, um das Wissen am ausbreiten im Himmel zu hindern.
Das kleine Mädchen war in eine schwierige, gefährliche Zeit geboren worden, er hatte versucht sie zu schützen.
Aber als ihre waldgrünen Augen, die ihn so sehr an ihre Mutter erinnerten, in die der Götter gesehen hatten, war die Welt, in der er sie gewiegt hatte, komplett zuersprungen.
Die Götter hatten sie weg geschickt, sie von seinem Bruder Luzifer auf die Erde zurück bringen lassen.
Er hatte sofort gespürt wie das Band, welches sich um die kleine Familie gesponnen hatte, angerissen war, als sie sich weiter von ihm entfernt hatten.
Die Götter hatten ihm alles erzählt und es war ihm schwer gefallen, nicht Widerstand zu leisten.
Er diente nunmal dem Himmel, er gehörte zu ihnen und die Engel waren seine Familie.
Er hätte sich sofort von allem abgewendet, um bei den beiden zu sein, die ihm mehr bedeuteten als er selbst.
Aber oben, als Erzengel konnte er besser auf sie aufpassen, sie schützen.
Hier hatte er Möglichkeiten sie unter Beobachtung zu stellen, über sie zu wachen.
Doch es war lange gegangen, bis er sich durch gerungen hatte, diese Entscheidung zu treffen.
Sie hatten ihm von der einzigartigen Bestimmung seiner Tochter erzählt.
Dass sie nie wieder sicher sein würde, wenn sie und irgendjemand darüber bescheid wusste.
Für sie, sein Kind, hatte er schliesslich beschlossen auf seine Liebste, sein Leben zu verzichten.
Erzengel fühlten nicht oft, Dinge wie Hass und Liebe gab es nicht, bloss selten erreichte Jemand oder etwas das strahlende Herzen des Engels.
Doch Cora hatte ihn von Anfang an in ihren Bann gezogen, und seine Tochter, er verzog das Gesicht, als er daran dachte, wie sie alleine aufwachsen würde.
Dass er sie nicht berühren, nicht mit ihr reden konnte, wenn er nicht alle Bösen Kreaturen auf sie hetzen wollte, die versuchten die Bestimmung von ihr ab zu halten.
Er versuchte ein Lächeln, ihr zu liebe.
Wie sie da stand, mit wehenden Haaren und dem kleinen Mädchen in den Armen, das helle Kleid schlang sich um ihre Beine.
Sie lächelte ihn an, ihre dunkeln Augen strahlten Hell und er konnte darin Liebe und Zuneigung erkennen.
Für ihn.
Doch er konnte seine Trauer nicht mehr länger verstecken.
Sofort schien sie den Schmerz auf seinem Gesicht zu sehen, und ihr wunderschönes Lächeln schwand.
"Michael!
Sie lief auf ihn zu, das Neugeborene in ihren Armen hielt sie sanft und liebevoll in ihrem Arm.
Er breitete seine Arme aus und empfing sie, als er ihren schlanken Körper an seinem Spürte, ihren Atem an seinem Nacken.
Ein angenehmer Schauer durchfuhr ihn.
Keine Menschlichen Empfindungen.
Die Erzengel kannten das nicht, doch bei ihr war alles anders gewesen.
Man sagte dass jeder Engel ein Gegenstück hatte, doch die Chancen dass er sie jemals finden würde, waren gering.
Er hatte seine Engelsfrau gefunden, und nun musste er sie doch wieder gehen lassen.
Sie spürte es, sie spürten sich gegenseitig.
Die Gefühle rollten über ihn herein, und er musste sich lösen, um seinen Entschluss nicht gleich wieder zu widerrufen, den er erarbeitet hatte.
Er wollte sie lieben, mit ihr zusammen sein, doch jetzt schickte er sie weg.
Sie sah ihn an, in ihren Augen entdeckte er bereits die erste Vorahnung.
Er streckte die Arme nach dem Bündel aus und die Frau legte es ihm schluckend in den Arm.
Er schloss die Augen, fühlte das kleine Wesen so nahe an sich, als würde es unwiderruflich zu ihm gehören.
Er versuchte all die Liebe, die er für seine Tochter empfand, durch seine Häbde zu leiten, und sie in das kleine Baby zu schicken, welches ihn mit grünen Augen ansah.
"Cora, sie...ihre Bestimmung."
Begann er. Noch nie hatte er stocken müssen, geschweige denn dass sich sein Hals trocken angefühlt hatte.
Es waren die Menschlichen Seiten, auf die er sich, in der Verbindung zu ihr, eingelassen hatte.
Sie würden einen Abschied nocj schwerer machen, doch nun gab es kein Zurück mehr.
Sie würden sie suchen und er konnte bloss seine Familie schützen, indem er sie nicht mehr sah.
Die Frau zuckte zusammen, und ein stechender Schmerz breitete sich in seiner Brust aus, er hatte das unbekannte Gefühl von Schmerzen.
"Nein."
Hauchte sie und stolperte zurück, während ihr Gesicht sich verzog.
"Ich bringe euch in Gefahr.
Sie darf nicht mit mir in Verbindung gebracht werden."
Die Frau schüttelte den Kopf, ein erstes Schimmern war in ihren Augen aus zu machen.
"Nein Michael.
Das kannst du nicht tun, wir finden einen Weg wie wir sie schützen, es muss irgendetwas geben...wir können.."
Sie hatte sich ohne es zu merken an seinem Mantel fest gekrallt, sie wollte ihn nicht gehen lassen.
"Es geht nicht Cora, es ist die einzige Möglichkeit."
Sanft legte er den einen Arm um sie und zog sie näher zu sich, während eine helle Träne ihre Wange hinunter lief.
Es zerbrach sein Herz, aber sie beide wussten, dass ihre Tochter nicht in Sicherheit war.
Nicht jetzt, nicht in diesem Moment.
"Aber ich habe die Prüfung gemacht, für dich, für uns. Ich habe sie bestanden, ich brauche dich."
Ihre Stimme klang brüchig, während ihr Kopf an seine Brust gedrückt wurde.
Das kleine Mädchen spürte die Trauer ihrer Eltern und begann langsam lautlos zu weinen.
"Ich dich auch, so sehr wie ich noch niemanden gebraucht habe, aber ich muss es dich vergessen lassen."
Sie schluchzte, ihr Körper schüttelte sich und er biss die Zähne zusammen.
Doch dann sah sie hoch, in ihren Augen wieder diese Stärke, die er so bewundert hatte.
Sie würde es tun, aus Liebe zu ihm und ihrer Tochter.
Immer weiter rannen die Tränen über ihr Gesicht.
"Alles?"
Brachte sie hervor und er nickte.
"Ihr dürft euch nicht an mich erinnern, an nichts davon."
Wieder schloss sie die Augen, ein kleines Wimmern entfuhr ihr, bevor sie den Kopf schüttelte, als wolle sie ihr Schicksal annehmen.
"Dann tu es."
Sie schaffte nicht mehr als ihre knappe Zustimmung aus zu sprechen.
Er sah sie an, und wandte dann den Blick zu seinem Neugeborenen, prägte sich alles ein.
Die kleine Nase, die weichen Gesichtszüge und die Liebe zu ihren Eltern.
Dann legte er die Hand auf ihre Stirn.
Er zerriss das Band nicht, doch er versteckte es im hintersten Winkel ihres Verstands, wo niemals jemand suchen würde.
Als er das feine Licht in ihre Augen treten liess, hielt sich Cora die Hand vor den Mund und sank auf die Knie.
Er schluckte, und nahm die Hand weg.
Die Kleine schlief, sie würde ihren Vater vergessen haben.
Seine Liebe, seine starken Arme und seine Worte zu ihr.
Die Frau stand torkelnd wieder auf, und zitterte, als er ihr schweren Herzens das Baby in den Arm legte.
Sie stellte sich dicht vor ihn hin, sie fühlten ihre Nähe ein letztes mal als vereinte Seelen.
Ein letztes Mal küsste er sie, und fühlte die Liebe zwischen ihnen, die. Selbst die Prüfung der Götter überstanden hatte.
Als sie sich von ihm löste, sah sie zu ihm hoch.
"Vergiss mich niemals hörst du.
Ich liebe dich, und ich werde es immer tun."
Schluchzer unterbrachen die wenigen Worte, die er so gerne hören wollte.
Jedes Wort brannte sich in seine Erinnerungen, das Einzige was ihm bleiben würde.
"Niemals.
Ich liebe dich Cora.
Euch beide."
Sie sah ihn noch einmal an und schloss die Augen.
Noch nie war es ihm so schwer gefallen die Hand zu heben.
Er wollte sich abwenden, von alle dem, seiner Pflicht.
Doch er tat es für sie.
Sanft berührte er ihre Stirn, wieder fühlte er das sanfte Netz aus Licht.
Er spürte das Band zwischen ihnen, stark und ungebrochen.
Hell glühte es zwischen ihren Körpern, als er es langsam heraus hob.
Er hätte es einfach verstecken können, doch er starrte auf das leuchtende Band.
Sie würde nie wieder jemanden anderen lieben können, wenn er es dabei beliess.
Er wollte dass sie wieder glücklich wurde, den Schmerz vergessen würde.
Also durchtrennte er das Band, sofort spürte er die Kraft die sie verband schwinden, die Tränen auf dem Gesicht seiner grossen Liebe versiegten und sie stand reglos, mit geschlossenen Augen da.
Friedlich.
Und doch würde sie ihn nie wieder sehen, nie wieder erkennen.
Er trat einen Schritt zurück und küsste erst seine Tochter, dann die Frau auf die Stirn.
Ein Abschied, der vieles verändern konnte.
"Ich werde euch immer in meinem Herzen tragen."
Sagte er und noch einmal sah er zu ihr, bevor er sich abwandte, den Schmerz in seinen Augen versuchte er zu unterdrücken.
Mit einigen Flügelschlägen war er in der Luft, die Kälte des Windes zerrte an seinem Mantel, während er weiter flog, immer höher und höher.
Jeder Flügelschlag viel ihm schwerer, mit jedem Schlag entfernte er sich weiter von ihr.
Als er schliesslich in einem hellen Blitz verschwand, lag die Lichtung wieder leer da.
Bloss das Wasser rauschte leise, und eine Frau mit einem Baby im Arm, ohne Vorgeschichte stand da.
Eine Geschichte war begonnen.
Meine Geschichte.

Wenn es euch gefallen habt, dann einfach umblättern, ich hoffe ihr werdet weinen, lachen und euch aufregen, im Verlaufe der Geschichte.
Ich freue mich über treue Leser und dieses Buch zu schreiben, da ich alles was mit Engeln oder Luzifer zu tun hat, einfach extrem packend finde.
Geht es euch auch so?
Dann lest weiter^^
Lg
Tala

Teufelsengel *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt