„Tzzz und zweitens sollten auch Männer mal ihre ganzen Gefühle zeigen." Sie fuhr sich durch ihre wilde dunkelbraune Lockenmähne, die ihr biss über die Schulterblätter reichte und atmete tief durch. „Bitte sei ehrlich Phil, bist du traurig, dass es heute so raus kam oder nicht?"

„Ich weiß es nicht." Antwortete ich mit meiner tiefen Stimme, ganz ehrlich. „Ich weiß es einfach nicht, ob es die Richtige Entscheidung war, oder vielleicht doch total falsch. Ich bin ja sowieso im letzten Jahr, oder relativ am Anfang und dann wäre die Schulzeit vorbei." Seit Stunden hielt ich mir das vor Augen, dass war meine einzige Hoffnung. Falls alles schief gehen würde, würde es nur knapp ein dreiviertel Schuljahr dauern und ich hätte meinen Abschluss in der Tasche.

„Ich denke die werden alle damit klar kommen und die die das nicht schaffen, die werden schon nichts laut sagen." Sie versuchte mich mit ihren Worten zu beruhigen, doch das half nicht. Ich hatte einfach viel zu viel Angst vor allem und meine Klasse dachte ich wäre total tough, dabei war das Ganze heute so unbeabsichtigt gewesen.

Kim und ich wir waren das Team, es gab viele Vermutungen dass wir beide zusammen wären. Doch das ging nicht so einfach wenn man selber auf Kerle stand. Sie mit ihren platinblonden gefärbten Haaren war null mein Typ, vor allem wenn ihr extrem dunkler Haaransatz wieder hervor stach. Als beste Freundin, war sie auch nicht ideal, aber sich mit ihr zu unterhalten, befreite jedes mal die Seele. Und so kam es das ich ihr von Stephan meinem ersten Freund erzählte, ihn hatte ich gleich in der ersten Woche die ich wieder in Deutschland verbrach kennengelernt.

Wir waren ungefähr ein halbes Jahr zusammen und mit ihm hatte ich ein paar sexuelle Aktivitäten unternommen, wenn man das so nennen durfte. Wir hatten viel ausprobiert... er wollte mir zeigen wie schön es sein kann sich voll und ganz fallen zu lassen. Sex einfach zu genießen, damals mit meiner ersten Freundin in Amerika, lief alles anders. Ich hatte sie nie geliebt, dann hatten wir schrecklichen Sex, ich verließ sie mit dem besten Vorwand, dass ich umzog und keine Fernbeziehung über den Atlantik führen wollte. Und schon war sie weg. Ich lernte Stephan kennen, ich erfuhr durch ihn wer ich wirklich war. Nie ist mir bewusst aufgefallen das ich auf Kerle stand.

Bis er es mir zeigte und dann verlor ich mich in ihm.

Er hatte mich voll im Griff. Ich war voll verknallt in ihn, die Tomaten auf meinen Augen verlor ich erst, als ich seine Whatsapp Chats las... . In diesem Moment hatte ich beschlossen mich nie wieder so manipulieren zu lassen und am besten nicht auf die Liebe hereinzufallen. Wir hatten uns getrennt, nach einem lauten Streit, danach erzählte ich meinen Eltern, dass ich mit einem Arschloch, einem männlichen Arschloch zusammen war. Und wir redeten eine Zeit darüber, Avery hatte damals gelauscht und so musste ich es ihr nicht auch nochmal getrennt erklären... . Vor knapp einem Jahr hatte ich es dann auch meinen Großeltern erzählt und erwartet dass sie nicht mehr mir reden wollten, doch so kam es nicht. Anfänglich war mein Opa, Karsten etwas anders und blieb eine Zeit auf Abstand, doch nachdem Maria meine liebevolle, aber auch durchsetzungsstarke Oma ihn etwas angemault hatte, war er wieder der Alte.

Und so wurde es für eine gewisse Zeit wieder ganz normal und ruhig, doch jetzt würden neue Probleme auftauchen.

Leider. „Phil hast du mir gerade überhaupt zugehört?" Hakte Avery leicht genervt nach und ich nickte immer noch abwesend. „Ich hab gerade nur an Stephan, Mama, Papa, Oma und Opa gedacht." Ihre Miene wurde sanfter und einfühlsamer, leicht strich sie über meinen Unterarm und wuschelte mir noch einmal durch die Haare, bevor sie aufstand und mein Zimmer verließ.

Dabei ließ sie wie immer die Tür einen Spalt offen stehen, normalerweise hätte ich sie zurückgerufen, doch heute war es mir so was von egal. Ich wollte einfach nur meine Ruhe und Frieden. Keiner sollte mit mir reden. Ich spürte meine schweren Lider und wollte sie gerade zufallen lassen, als die Stimmen meiner Eltern an mein Ohr drangen und kurz darauf standen sie an der leicht geöffneten Tür und klopften an. Nein, nicht jetzt. Nie. Ich wollte darüber nicht reden. Nein danke auch. „Phil, können wir reinkommen?" „Mhh." „War das ein Ja?" Hakte meine Mutter nach und drückte die Tür ganz auf. „Mhhh." Knurrte ich und zog die Decke ganz über meinen Kopf.

Es war ein NEIN.

Aber aussprechen konnte ich es nicht, sie würden ja sowieso nicht darauf hören. Ich kannte sie ja. „Sabine kannst du mich mal bitte auch ins Zimmer lassen?" Erklang die Stimme meines Vaters, nach all den Jahren in denen er meine Mutter kannte, hörte man immer noch seinen Akzent, wenn er deutsch sprach. Meine Mutter kicherte nur leicht und ein kleines gespieltes wütendes Schnaufen meines Papas ging durch den Raum. Ich wollte gerade gar nicht aufschauen, da sie sicherlich wieder einen kleinen Machtkampf an meiner Zimmertür abspielten.

„Geht." Kam es jetzt aus meinem Mund heraus, doch meine Bettdecke, verschlang meine Worte komplett, oder sie ignorierten sie wenn sie sie hörten. Denn ein paar Sekunden später sank meine Matratze an der Bettkante leicht ab. Das war sicherlich meine Mutter, doch kontrollieren wollte ich das wiederum auch nicht. Mein Dad stand bestimmt wieder im Raum und schaute sich um. Immer wenn er in meinem Zimmer war, machte er Kontrollblicke... . Nach was auch immer, so als ob ich Kondome, Gleitgel, Sexspielzeug, dass ich ja nicht mal besitzen durfte ihm so einfach offenbaren würde.

Das alles versteckte ich gut vor seinem neugierigen Blick.

Jedoch wollte ich auch das nicht wirklich sehen und versteckte mich noch mehr unter meiner Decke. „Schatzi, wie geht's dir den jetzt so?" Meine Mutter, war ja klar dass sie die Person war, die auf meinem Bett saß. „Ok, könnt ihr jetzt wieder gehen und Dad meine Kondome, Gleitgel und Sexspielzeug, liegen hier nicht einfach so herum und jetzt geht!" Ich riss die Decke von mir herunter und starrte zuerst in das entspannte Gesicht meiner Mom, doch als mein Blick zu meinem Dad wanderte, war mir sofort klar, dass ich hundertprozentig recht hatte. Seine Augen waren erschrocken aufgerissen und die Röte in seinen Wangen verriet ihn letztendlich.

„Wwwhat? No... ähm nein, ich wollte dass nicht." Stammelte er leicht in seinem Mischmasch aus Englisch und Deutsch. „Jaja Dad und nein ich lasse so was nicht offen rumliegen. Außerdem hatte ich seit ein ein Halbjahren keinen Sex mehr." Das war deutlich zu viel Information, er blickte auf den Boden und ging aus meinem Zimmer. „Phil, warum bist du so drauf? Du weißt das dein Vater so eine Offenheit nicht ganz so gut verträgt." Zischte sie leise.

„Ja und genau deswegen hab ich es gesagt, jetzt ist er schon nicht mehr da." „JOOOHHHNNN, BEWEG DEINEN SEXY ARSCH HIER HOCH. SOFORT!" Schrie sie durch das ganze Hause, dass es sicher auch unsere Nachbarn ganz deutlich hörten.

Wie immer.

Avery hatte sicher ihrer Stimme die durch Wände ging, von meiner Mutter. „SOOORRRYY DARLING, I CAN'T!" Schrie er zurück und meine Mom verdrehte die Augen. „Jetzt lässt er mich im Stich, wenn ich mit dir reden muss." „Du musst nicht." „Ohh doch ich muss." Knurrte sie leicht und setzte dann ein kleines Lächeln auf. „Und ich will es auch besprechen."













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