Sweet

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„E-Es ist nicht so wie es sich anhört!", stotterte Felix, ich immer noch in seinen Armen liegend. „Also habe ich es falsch verstanden, als Jisung meinte, ihr habt ein Date?", fragte Chris darauf bedacht nicht vom Schlimmsten auszugehen.

„Ähm...also wir haben schon ein Date...", fing Felix an und Chris' Augen weiteten sich, „Aber nicht im romantischen Sinne, sondern als eine Art Nachhilfestunde." Jetzt kniff Chris seine Augen zusammen.

„Als...was? Und würdest du bitte meine Schwester loslassen?" Erst jetzt schien Felix seine eigene Hand zu bemerken, die auf meinem Rücken ruhte und verhinderte, dass ich mich von ihm lösen konnte.

„Ups, entschuldige Soojin. Das war keine Absicht." Ich schüttelte nur kurz den Kopf. „Danke, für's Auffangen..." Toll, konnte es noch peinlicher werden? Erst werde ich mit Hyunjin im Bett erwischt, dann falle ich Felix in die Arme und als Krönung scheine ich nur ein Männershirt zu tragen, welches bis zur Hälfte meiner Oberschenkel geht.

Kein Wunder, dass sich Jeongin nicht mehr einkriegte vor Lachen. „Also was ist jetzt mit diesem Nachhilfe-Date? Findest du nicht, dass du groß genug bist, um ein Date zu planen,Felix? Dafür brauchst du meine Schwester doch nicht..." Felix sah mittlerweile betreten zu Boden und auch Jisung biss sich auf die Unterlippe.

Chans Laune war im Keller und meine erreichte mittlerweile fast den Erdkern! Ich klatschte in die Hände und setzte ein Lächeln auf. „Lass gut sein, Chris. Ich habe zu gesagt ihm zu helfen, also gebe ich auch mein Bestes. Oder gönnst du es mir etwa nicht, dass ich, jetzt wo ich im Ursprungsland des K-POPs bin, mal einen Tag so richtig fangirlen kann?"

Ich hatte Kopfschmerzen. „Nein...doch, aber...", er schien mit sich selbst zu hadern. Ich ging zu ihm und umschlang seinen Arm. „Bitte? Ich bringe dir auch Kuchen mit!" Er zog seine Unterlippe vor. „Dann will ich aber ein ganz großes Stück?" Ich lächelte. „Das lässt sich einrichten!"

„Sie ist echt gut...", nuschelte Jeongin. Gut? Ich wusste doch selbst nicht, warum ich mich hierfür einsetzte! Mein erstes Date geht an ein Idol, welches ich verehre, er aber jemanden anderes liebt und mich als Versuchskaninchen für sie nimmt...man, Soojin, wie schaffst du es nur immer, in so bescheuerte Situationen zu geraten!

„Ähm Chris...welches ist noch einmal dein Zimmer?" Das letzte, was ich brauchte, war einen schlafenden Hunde zu wecken...und damit meinte ich, dass ich keinen Bock hatte, aus Versehen in Seungmins Zimmer zu stürmen und mich vor ihm umzuziehen!

„Oh ja, linke Seite, drittes Zimmer." Im Zimmer angekommen, verschloss ich die Tür und sank zu Boden. Wieso nur musste mich Hikaro hierher bringen! Nein, wieso musste Yeji mit diesem Du darfst niemanden von SKZ daten anfangen!

Wie ironisch, dass genau das jetzt eingetroffen war! Ich zog meine Sachen vom Vortag wieder an und schaute zur Uhr. Shit! Kurz nach Zehn! Ich hatte noch nie in meinem gesamten Leben die Schule geschwänzt! Ich rannte aus Chans Zimmer, die Treppe hinab und stoppte in der Küche, wo alle SKZ-Mitglieder am Tisch saßen und mit dem frühstücken begonnen hatten.

Ohne Umschweife verbeugte ich mich leicht. „Tut mir leid, dass ich einfach mitten in der Nacht hierein geplatzt bin, die Pasta aufgefuttert habe, auf Seungmin gefallen bin, euch am Schlafen gehindert habe, auf Jisungs Rücken gesprungen bin, aus Versehen bei Hyunjin im Bett geschlafen habe und auf Felix als Auffangkissen benutzt habe...äh, falls ich etwas vergessen habe, tut mir das auch leid! Okay, dann bin ich mal weg! Euch noch einen erholsamen restlichen Tag..."

Ich redete so schnell, dass ich mich fast an meiner Spucke verschluckte. Schon fast bei der Haustür hörte ich Chris mir noch hinterherbrüllen. „Was ist mit Frühstück?" Ich machte die Tür auf. „Schaff ich nicht mehr...muss zur Schule!" Damit verließ ich den Tatort von letzter Nacht.

Ich rannte drei Querstraßen, hielt dann aber inne. Wo...ging es zur Schule? Mein Handy weigerte sich mir zu helfen, was wohl am leeren Akku lag, also stand ich aufgeschmissen auf dem Fußweg herum. Plötzlich hielt neben mir ein bekanntes Auto. Die Scheibe ging herunter.

„Steig ein, ich fahre dich..." Ich starrte Hyunjin kurze Zeit an, als wäre er ein Geist, sprang dann aber auf den Beifahrersitz und schnallte mich an. Im Auto herrschte Totenstille.

Ich räusperte mich. „Ähm, ich wollte dich nicht vom frühstücken abhalten..." Hyunjin schaute ohne eine Miene zu verziehen nach vorn. „Schon gut, war eigentlich eh schon fast fertig." Da war sie wieder...die Stille. Wir mussten an einer roten Ampel halten.

„Wieso hast du Felix zugesagt, mit ihm auf dieses Date zu gehen?", durchbrach er diesmal die Stille. „E-Es ist ja kein richtiges Date in dem Sinne..." Er sah zu mir herüber. „Du kannst es nennen, wie du willst, aber es bleibt ein Date und noch dazu ist es dein erstes...ich will nicht, dass du es nur Felix zu Liebe machst, weil er dich darum gebeten hat. Das wäre falsch dir gegenüber und das weiß er auch." Ich schluckte.

Was wollte er denn von mir hören? „Ich will mein erstes Date mit jemandem haben, den ich aufrichtig liebe..., aber...ich will auch nicht, dass Felix mit diesem Mädchen auf ein K-POP-Date geht...nenn mich egoistisch, aber das war meine Idee! Und eigentlich ist Jisung an allem schuld!"

Ich schaute aus dem Fenster, damit Hyunjin nicht die Tränen sah, die langsam hochkamen. „Aber was mich an dieser ganzen Date-Sache am meisten ankotzt, ist die Tatsache, dass sich anscheinend jeder gern in mein nicht existierendes Liebesleben einmischt! Ich will nicht, dass du mit dem was anfängst hier, ich will nicht, dass du den datest da und so weiter! Ich wäre froh, wenn mal jemand Interesse an mir zeigen würde! Ich will auch wissen, wie es ist, jemanden zu haben, der immer für einen da ist, wie es ist zu daten und küssen und Sex haben verdammt noch einmal! Ist das nicht natürlich? Wünscht sich das nicht jeder? Diese eine Person zu finden, mit der man das Leben teilen möchte?"

Erst jetzt fiel mir auf, dass wir auf irgendeinen Parkplatz standen. „Wo sind wir?" Doch Hyunjin schnallte sich ab und beugte sich zu mir herüber, nah mein Gesicht in seine großen, aber sanften Hände und wischte mir die Tränen weg.

„Das wünscht sich jeder...ich auch. Aber es braucht Zeit, diese eine Person zu finden, okay? Aber man sollte nie aufhören zu suchen, also Kopf hoch. Wir sind noch jung und haben unser halbes Leben noch vor uns." Er zog mich an seine Brust und streichte mir sachte übers Haar. „Die Person, die dich einmal heiraten wird, kann unglaublich glücklich sein, dich in den Armen halte zu dürfen..." So saßen wir einige Zeit lang still da und mit jedem weiteren Streicheln ließen meine Kopfschmerzen langsam nach...

(Titel- Sweet, Cigarettes After Sex)

505-Stray KidsWhere stories live. Discover now