People you know

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Mit einem mulmigen Gefühl klopfte ich an die Tür. „Ja, bitte.", kam als Antwort und ich trat ein. Erst nachdem ich die Tür geschlossen hatte, bemerkte ich, dass außer dem Direktor und mir noch jemand im Zimmer war.

„Was machst du denn hier?", rutschte es mir heraus. „Also wirklich! Wo hast du denn deine Manieren gelassen? Begrüßt man so vielleicht seine Mutter?"

Ich sah betreten zu Boden. Na toll. Meine Mutter war eh schon seit Wochen schlecht drauf und der Grund war natürlich mein Vater. Dennoch sah ich keinen Sinn, warum sie so plötzlich zu meiner Schule kommen sollte.

In dem Moment klingelte es zum Pausenende. „Ich muss wieder zum Unterricht.", gab ich zu bedenken. „Nein musst du nicht!" Ich sah auf.

Die Augen meiner Mutter guckten mich ernst und unnachgiebig an. „Ab sofort gehst du nicht mehr auf diese Schule." Mir klappte die Kinnlade runter.

„Was?" „Das heißt wie bitte. Ja, ich habe mit deinem Direktor gesprochen und einen Schulwechsel beantragt." Ich schaute zum Direktor und dieser nickte nur. Wie, wo, was!

Mein Gehirn war leicht im Zeitverzug, was das Denken anging, aber meine Mutter schien dies nicht zu interessieren. „Hat mich sehr gefreut." Sie schüttelte dem Direktor die Hand und zog mich dann mit sich.

Die Situation wurde noch skurriler, als wir am Parkplatz ankamen. Meine Mutter zog einen Autoschlüssel aus ihrer Tasche und die Lampen eines kleinen Autos leuchteten kurz auf.

„Steig ein." Ich setzte mich auf den Beifahrersitz. „Ähm Mama, wem gehört das Auto?" Sie schaute mich nicht mal an als sie antwortete. „Mir." Aha, das Auto gehörte als meiner Mutter.

WAS? Meine Mutter konnte Auto fahren? Versteht mich nicht falsch, aber ich hatte meine Mutter noch nie, aber wirklich noch nie in meinem Leben Auto fahren sehen!

Jeden Tag wartete ein Chauffeur vor unserer Haustür, um meinen Vater, meine Mutter und mich überall hin zu fahren. Langsam wurde mir das alles zu viel! „Mama, was ist eigentlich los?", platzte ich heraus. „Wir ziehen um!" Ich blinzelte verwirrt mit den Augen.

„Wo zieht unsere Familie denn hin?" „Nicht unsere Familie. Nur du und ich! Ich verlasse deinen Vater und du kommst mit mir."

Jetzt war mein Gehirn so überfordert, dass nicht nur meine Denkfunktion, sondern auch meine Sprachfunktion versagte. Nicht mal meine Ohren waren sich sicher, dass gerade wirklich gehört zu haben. „Hä?", war das Einzige, was mir gerade einfiel. Aber aus Fahrerrichtung kam nichts mehr.

Ohne, dass ich es bemerkt hatte, standen wir vor unserem Haus und meine Mutter war schon auf dem Weg zur Haustür. Schnell wollte ich ihr hinterher und wunderte mich, warum ich zum Kuckuck nicht voran kam bis mir auffiel, dass ich immer noch angeschnallt war

. Gott, jetzt reiß dich mal zusammen Ariah! Das ist nicht die Zeit, um die Nerven zu verlieren! Schnell lief ich ins Haus, wo meine Eltern mitten im Flur standen und sich lautstark unterhielten.

„Weißt du was, dann hau doch endlich ab! Zieh zu deinem bescheuerten Lover! Ich schick ihm dann auch eine Beileidskarte.", keifte mein Vater. „Hör auf dich aufzuführen wie ein Kleinkind und fang an erwachsen mit solchen Situationen umzugehen! Aber mir soll das jetzt egal sein. Ich schicke dir die Scheidungspapiere per Post, füll sie einfach aus und dann müssen wir nie wieder auch nur ein Wort miteinander wechseln."

Mit diesen Worten drehte sich meine Mutter zu mir um. „Ariah, pack deinen Koffer. Dein Flieger geht morgen um 14Uhr und die Umzugswagen holen alles schon morgen Vormittag ab. Also pack nur das wichtigste in dein Handgepäck."

So langsam fing ich an zu brodeln. Konnte hier niemand Klartext sprechen? „Kann mir vielleicht mal einer sagen, wo dieser Flieger hingeht, in den ich morgen steigen soll?"

Mein Vater grinste, aber sein kalter Blick ließ mich zittern. „Aber natürlich. Deine Mutter hat seit Monaten eine Affäre und zu diesen Lackaffen will sie jetzt ziehen. Aber mir soll es recht sein, dann habe ich endlich meine Ruhe, wenn sie am anderen Ende der Welt ist!" Eine Affäre? Meine Mutter? Anderes Ende der Welt? Das war ja komplizierten als analytische Geometrie!

„Wohin geht der Flieger morgen?" Mein Herz klopfte bis zum Hals. „Südkorea.", bekam ich endlich die Antwort von meiner Mutter, welche im nächstem Moment die Treppe emporstieg. Mein Vater, der anscheinend auch nicht länger dumm rumstehen wollte, verließ das Haus mit einem deftigen Türzuknallen.

Südkorea. Südkorea? Südkorea! Das Südkorea, wo Itzy lebte? Ach du heiliger Bimbam! In meinem Gehirn versagte nun endgültig der Betrieb und meine Emotionen fuhren nun Geisterbahn.

Ich meine ja, es ist das Südkorea wo ich schon immer mal hinwollte, wo jeder Mitzy- ach, was rede ich, jeder Kpop Fan schonmal hinwollte!

Andererseits, ich komme aus Deutschland und liebe es. Muss ich wirklich von jetzt auf gleich meinen Vater, mein Haus und vor allem Lara und Lynn verlassen?

Plötzlich kam mir ein schlimmer Gedanke. Heißt das ich werde wieder mein koreanischen Namen tragen?

Flashback:
Mit meinen kurzen Beinen schlappte ich zu dem kleinen Jungen. Ich verstand nicht wieso er von allen gemobbt wurde nur weil er Koreaner war. Er sah nett aus.

„Hi" sagte ich freundlich als ich vor ihm zum stehen kam. Er hob sein Tränengefülltes Gesicht und sah mich an. Schnell begann er seine Tränen abzuwischen.

„Du bist Seungmin richtig?" Ich lächelte ihn an. Vorsichtig nickte er. „Du.. D-Du bist Ariah, oder?" Seine Stimme zitterte.

Ich winkte ab. „Du darfst mich Soojin nennen, Park Soojin. Ich bin halb Koreanerin. Nur du darfst mich so nennen, einverstanden?" er nickte wieder.

„Ich finde es doof wie die anderen sind. Du bist nett Seungmin" ich lächelte und er tat es mir gleich. Sein Lächeln sah so liebevoll aus...

„Lass uns Freunde sein, Seungmin" mit diesen Worten streckte ich ihm meine Hand aus. Er nickte und nahm zögernd meine Hand.

Flashback Ende.

Mir liefen die Tränen übers Gesicht als ich an damals dachte. Fuck Seungmin, fick dich.

(Titel-People you know, Selena Gomez)

505-Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt