Fuck you

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Ich verließ das Haus, wovor schon ein Auto geparkt war, welches mich jeden Tag zur Schule fuhr.

Ein Mann stieg von der Fahrerseite aus und hielt mir die Hintertür auf. Es handelte sich hierbei um die „rechte Hand" meines Vaters. Es kam zwar nur selten vor, dass er derjenige war, der mich zur Schule bringt, aber heute war wohl eine dieser seltenen Begebenheiten.

Das Auto setzte sich in Gang und ich lehnte mich zurück. Im Rückspiegel konnte ich die kalten Augen meines Fahrers sehen, welcher stur geradeaus starrte. Ich bekam Gänsehaut auf den Armen.

Schnell schaute ich aus dem Fenster, um mich abzulenken. Wir hatten Mitte Frühling und die Sonne kämpfte sich gerade durch die Wolken durch. Ich sah zwei Mädchen auf der gegenüber liegenden Straßenseite miteinander erzählend zur Schule laufen.

Sie trugen keine Schuluniformen wie ich, also gingen sie auf ein normales Gymnasium. Wie gern würde ich auch auf solche Schule gehen und nicht auf ein Internat für reiche Schnösel.

Das Auto hielt an. Der Fahrer stieg aus und öffnete mir die Tür. Ich hatte nicht einmal mitgekriegt, dass wir schon da waren. Langsam stieg ich aus. „Ich wünsche einen lernsamen Aufenthalt, Miss", mit diesen Worten stieg mein Fahrer wieder ein und fuhr davon.

Und ich wünsche mir einen ruhigen Tag. Tja dann werden wohl beide unserer Wünsche im nächsten Gully verschwinden...obwohl ich das jetzt auch lieber würde.

Mit schweren Schritten ging ich durch das Schultor. Ich lief die Treppen hoch, bis ich vor meinem Klassenraum stand.

Ich setzte mich auf meinen Platz und fing schonmal an zu beten, dass dieser Tag schnell endet. Im nächsten Moment knallte etwas gegen meinen Kopf.

Ich schaute hinter mich und sah wie mich eine meiner Klassenkameradinnen frech angrinste. „Ach herrjeh, da ist mir doch glatt mein Radiergummi aus der Hand gerutscht. Heb ihn doch bitte für mich auf, ja?"

Aus der Hand gerutscht mein Ar...! Letzte Woche hatte sie ihn mir auch schon dreimal an den Kopf geschmissen! Mir kribbelte es in den Fingern, ihr gleich mein ganzes Etui an den Kopf zu donnern, aber ich ließ es bleiben.

Ich hob ihren Radiergummi auf und knallte ihn ihr auf den Tisch. „Bitte!", grinste ich sie genauso unecht an wie sie mich, drehte mich dann aber wieder um.

Ich hatte Clarissa schon immer gehasst. Seit dem ersten Schultag an dem sie sich über meine Zöpfe lustig machte.

Ich hörte sie und ihre Freundinnen hinter mir tuscheln und kichern. Nach weiteren fünf Minuten kam der Lehrer und wir begannen mit dem Unterricht.

Ich war die erste, die aus dem Raum eilte als es zur Pause klingelte. Wie jeden Tag verkroch ich mich in die Bibliothek, die eine kleine Dachterrasse vorwies.

Ich ließ mich auf dem kleinen Balkon nieder, bohrte meine Kopfhörer so tief rein wie nur möglich und schaltete meine Playlist ein.

Ich hatte keine verdammte Lust mehr auf diese Schule! Die Lehrer waren alle streng und Freunde hatte ich auch keine. Nicht, dass mich keiner gefragt hatte, aber ich wollte nun mal keine Freunde, denen Geld wichtiger ist als Vertrauen und die heimlich hinter deinem Rücken ablästern!

Als ich mein Halstuch abmachte, blieb ich an meiner Kette hängen und sie fiel zu Boden. An der Kette hing ein Ring mit Gravur: Itzy 12.2.2019

Als ich ihn schnell wieder aufheben wollte und nach ihm griff, tauchte neben meinem Gesicht ein Schuh auf und kickte meine Kette vom Balkon. Entsetzt drehte ich mich zu der Person um. Das Radiergummi-Girl, war ja klar!

„Oh, dass tut mir ja jetzt leid. Aber es war ja zum Glück nichts Wichtiges oder? Ich mein, wer oder was soll schon Itzy sein, wenn nicht einmal ich die kenne.

Wahrscheinlich haben sie genauso viel Talent wie du, nämlich keins. Sind also bestimmt so richtige „Loser", sie grinste gehässig, drehte sich um und wollte gehen.

Okay, dass sie mit mir spielt, stört mich nicht. Aber wie kann sie es wagen, einfach über Itzy zu urteilen, ohne sie zu kennen. Das war's! Jetzt war ich wütend, aber so richtig! Ich stürmte ihr hinterher, packte sie am Kragen und knallte sie gegen eins der Bücherregale.

„Pass bloß auf wie du mit mir redest, Clara" keifte ich sie an, „Du solltest nicht über Personen urteilen, die du nicht kennst, sonst passiert noch wer weiß schon was." „Drohst du mir etwa?", sie schüttelte den Kopf und musste lachen.

„Wenn ich du wäre, würde ich mich lieber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.", sagte sie und stieß mich von sich. Meine Entgegnung auf den Lippen, knackte auf einmal der Schullautsprecher, um im nächsten Moment die Stimme unseres Direktors zu übertragen.

„Ariah-Sophie Park, bitte sofort ins Direktorat! Ich wiederhole Ariah-Sophie Park, bitte sofort ins Direktorat!" Radiergummi-Girl lachte.

„Oh oh, wer kriegt denn da jetzt Ärger? Etwa die kleine Koreanerin? Verpiss dich, Asiaten will keiner in Deutschland." Lachend verließ sie die Bibliothek und ich blieb leise fluchend zurück.

Erstens war das respektlos gegenüber Asiaten, kleine Rassistin. Zweitens habe ich keine Ahnung woher sie weiß das ich halb Koreanerin bin, man sieht es mir nichtmal an.

Mit einem komischen Bauchgefühl machte ich mich auf den Weg zum Büro des Direktors.

505-Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt