Unwanted

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„Chan? Chan bist du dran?" Auch ohne, dass Chan den Lautsprecher angeschaltet hatte, hörte ich Jeongins nervöse Stimme klar und deutlich.

Chris neben mir räusperte sich leicht.
„Hey..." Er klang sichtlich schuldbewusst. „Verdammt noch einmal Chan! Niemand von uns wusste, wo du bist...und nach gestern...naja...wir haben uns Sorgen gemacht und wir konnten dich noch nicht einmal übers Handy erreichen. Wir suchen dich seit Stunden überall und unser Manager hat erstmal alle Termine auf Eis gelegt."

Chris räusperte sich erneut. „...tut mir leid." Am anderen Ende der Leitung vernahm ich ein erleichtertes Seufzen. „Ich bin nur froh, dass es dir gut geht und die anderen werden es sicher auch so sehen. Wo bist du gerade?" Nachdem sich darauf geeinigt wurde, dass Hyunjin Chan mit dem Auto abholen sollte, bezahlten wir unsere Getränke und verließen das Café.

„Ähm, ich denke, ich gehe dann schonmal...ich muss ja eh noch ein paar Hausaufgaben machen und so..." Um ehrlich zu sein, waren mir die Hausaufgaben komplett egal, aber ich wurde nervös beim Gedanken, dass Hyunjin gleich kommen würde.

„Naja vorausgesetzt, dass sie nicht auch gelogen hat, was ihre Gefühle angeht...um naja Mitleid zu erwecken und unser Vertrauen zu gewinnen."Seine Worte schwirrten mir immer noch im Kopf herum und sofort spürte ich diesen dicken Kloß im Hals.

Ja, ich wollte ihm gerade nicht unbedingt begegnen. Wow, wie tief konnte ich noch fallen? Jetzt ging ich schon meinen Freunden aus dem Weg!

Naja, nach einer Lösung konnte ich auch noch nachher suchen. „Also dann...wir sehen uns, aber erst, wenn du deiner Arbeit nachgegangen bist, deal?" Chris nickte zwar, dennoch sah er betrübt aus. „Du versuchst ihnen aus dem Weg zu gehen oder?" Ich versuchte ihn fragend anzusehen.

„Was meinst du?" Sein Blick verfinsterte sich leicht. „Du weißt genau, wovon ich spreche." Natürlich wusste ich es und er lag mit seiner Annahme goldrichtig, aber im Moment wusste ich echt nicht, was ich SKZ sagen sollte, wenn sie vor mir ständen.

„Chris, hör mal, ich weiß, dass ich dir gerade noch geraten habe, deinen Problemen nicht aus dem Weg zu gehen, aber...ich kann ihnen gerade nicht vor die Augen treten. Außerdem wollten sie, dass ich mich aus sämtlichen SKZ-Angelegenheiten raushalte. Also...schreib mir, wenn du mal wieder etwas Zeit für mich übrig hast." Ich wartete noch sein Nicken ab und machte mich dann so schnell wie möglich vom Acker.

Ich lief die Straße hinab, doch schon von Weitem bemerkte ich eine mir bekannte Silhouette, die mich stark an Minho erinnerte. Oh! Das war Minho! Er lief mir direkt entgegen. Unentschlossen sah ich mich um. Nur ein paar Meter weiter schaltete eine Ampel gerade auf Grün. Schnellen Schrittes folgte ich anderen Passanten, welche ebenfalls die Straßenseite wechseln wollten.

Ich warf einen Blick über die Schulter, nur um festzustellen, dass Minho mich nicht gesehen hatte und seinen Weg Richtung Chris fortsetzte. Puh! Nochmal Glück gehabt. Als ich mich zurückdrehte, fiel mir das wartende Auto an der Ampel auf.

Es war dasselbe Modell, welches auch Hyunjin fuhr. Mein Blick glitt zur Windschutzscheibe. Im nächsten Moment stolperte ich fast über meine eigenen Füße. Shit! Hyunjin und Jeongin sahen mich an, als hätten sie einen Geist gesehen.

Plötzlich ging die Hintertür auf und Changbins Haarschopf kam zum Vorschein. „Na wen haben wir denn hier? Stehst du immer mitten auf Kreuzungen rum?" Zurück in der Realität bemerkte ich, dass die Fußgängerampel soeben auf Rot umgesprungen war.

Hikaro hatte mich wie ein Kleinkind an die Hand genommen und zog mich nun hinter sich her runter von der Fahrbahn. Mein Blick glitt zu Hyunjins Auto zurück, doch dies hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und verschwand aus meinem Sichtfeld.

Komisch ich hätte schwören können, dass Changbin aussteigen wollte, aber ich konnte ihn nirgends sehen. „Princess Peach? Alles klar bei dir?" Erst jetzt nahm ich Hikaro richtig wahr.

„Hikaro? Was machst du hier?" Er verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Ist das nicht offensichtlich? Dir das Leben retten oder wolltest du dir mit dem Auto einen Zweikampf liefern? Dann tut es mir leid, dass ich dazwischen gefunkt habe." Ich schüttelte den Kopf.

„Ähm...danke. Ich war wohl ein wenig in meine Gedanken vertieft." Er lachte etwas. „Das ist mir aufgefallen. Aber eine positive Sache hat das Ganze...Mir wird das Privileg zuteil, dich nach Hause bringen zu dürfen." Ich zog eine Augenbraue hoch.

Aber ich wusste auch nicht, was dagegen sprach. „Na gut..., wenn du unbedingt willst. Sie es als Gegenleistung dafür, dass du mir gerade mehr oder weniger mein Leben gerettet hast." Er grinste. „Ich fühle mich geehrt." Hikaro hatte mir meinen Rucksack abgenommen und trug ihn über seinen eigenen auf dem Rücken.

Es hätte komplett bekloppt aussehen sollen, aber bei ihm...naja...irgendwie sah es aus, als wäre es das Normalste der Welt. „Wie geht's dem Knie?" Seine plötzliche Frage brachte mich ein wenig aus dem Konzept. Ich hatte erwartet, dass er wieder rumflirtet, nicht dass er seine ernste Seite in Erscheinung bringen würde.

„Ähm...ganz gut? Der Arzt hat das übliche Prozedere runtergerattert, von wegen kein Sport und ich könnte eine OP in Erwägung ziehen und so weiter." Als er nichts erwiderte, schaute ich ihn von der Seite an. „Und?", fragte er schließlich.

„Was meinst du Und?? Er drehte seinen Kopf und unsere Blicke trafen sich. „Ziehst du die Option einer OP in Erwägung?"

505-Stray KidsWhere stories live. Discover now