Bestfriends

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Was genau wollte er jetzt von mir hören? Ich wusste doch selbst nicht, welche Option die vernünftigste wäre, geschweige denn die richtige.

„Um es anders zu sagen, kannst du wirklich für den Rest deines Lebens damit leben, dich nicht mehr frei bewegen zu können? Während deine Freunde Inliner fahren, einfach nur daneben zu stehen und zuzuschauen? Willst du das wirklich?" Ich bereute es nun, ihm alles erzählt zu haben.

Er löcherte mich mit Fragen, die ich selbst nicht zu beantworten wusste. Nein, ich ging solchen Fragen aus dem Weg. Denn würde ich sie ehrlich beantworten, dann gäbe es nur eine Schlussfolgerung und zwar genau die, vor der ich die meiste Angst hatte.

Eine Schlussfolgerung, die meine Zukunft schwanken ließ und sie sogar beenden könnte. „Nein. Ich versuche diese Option auszublenden, als stände sie nicht zur Debatte." Hikaro verzog keinen Muskel.

„Dann hast du dich schon damit abgefunden, nie wieder Sport machen zu können?" Ich schluckte. „Nein...habe ich nicht." Er nickte. „Darf ich dir meine persönliche Meinung sagen?" Ich atmete tief ein und wieder aus. „Leg los..."

Die Tür schlug hinter mir ins Schloss. „Bin wieder zu Hause!", rief ich laut, sodass meine Mutter, es hören konnte. Da jedoch keine Antwort kam, ging ich einfach in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett plumpsen.

Hörbar entwich mir die Luft beim Ausatmen. Ich denke, du solltest dich operieren lassen. Sowohl meine Mutter als auch Chris waren strikt gegen eine OP und jetzt sprach sich Hikaro dafür aus? Versteh mich nicht falsch, ich bin der Letzte der will, dass dir etwas passiert. Ob du mir nun glaubst oder nicht, ich möchte, dass du glücklich bist.

Wow, das klingt ja noch kitschiger als ich gedacht hatte, haha. Aber...ich kann nicht mitansehen, wie du Tag für Tag versuchst, dich damit abzufinden und die Welt um dich herum weiter schrumpft. Ich meine, du könntest jeder Zeit stolpern und deine Knieverletzung kann sich soweit verschlimmern, dass du vielleicht irgendwann nicht einmal mehr Treppen steigen darfst oder...du im Rollstuhl landest.

Natürlich würde ich dich anschieben und dir meine Schulter zum Ausheulen leihen, aber am liebsten würde ich dich gar nicht weinen sehen. Ja, ich hatte es satt! Hatte es satt, vorsichtig zu sein mit jedem meiner Schritte. Aber beim Gedanken an eine Operation bekam ich Gänsehaut. Und dennoch...welche ist nun die richtige Entscheidung. Es war an mir, dies festzulegen. Aber nicht heute! Ich griff nach meinem Handy und rief Lynns Kontakt auf.

Nach ein paar Sekunden hörte ich ihre vertraute Stimme am anderen Ende. „Ach ne, wen haben wir denn da? Weißt du überhaupt noch, wer ich bin?" Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. Bei all den neuen Dingen, die geschehen sind, habe ich sie schon irgendwie vernachlässigt. „Bist du mir doll böse?", fragte ich vorsichtig. Ich hörte sie Luft holen.

„Also, wenn du mittlerweile hinter meinem Rücken was mit Lia angefangen hast, dann muss ich wirklich in Erwägung ziehen, mir eine neue beste Freundin zu suchen...", fing sie an. Bevor sie ihre wilden Fantasien weiterspinnen konnte, unterbrach ich sie.

„Du kannst beruhigt sein...ich bin noch immer single. Und so viel ich weiß Lia auch.", fügte ich hinzu. „Na dann beste Freundin, bring mich auf den neuesten Stand. Unter welchen Betten bist du heute rumgeklettert? Und viel wichtiger...wer riecht denn jetzt am besten?" Diese Frage schien sie wirklich zu interessieren.

„Okay. Als Entschädigung versuche ich deine hochkomplizierte und besonders tiefgründige Frage zu beantworten. Beurteilen kann ich aber nur die Gerüche von Chris, Changbin, Yeji und Minho. Wenn ich mich zwischen ihnen entscheiden müsste, wer am besten riecht, dann fällt meine Wahl auf...Minho? Frag bitte nicht, warum...ist einfach meine subjektive Meinung.

Außerdem bin ich sicher, dass Chris und Changbin dasselbe Shampoo benutzen. Oh, aber natürlich riechen alle gut. Sind wir jetzt quitt?" Ich hatte wirklich nicht das Bedürfnis als nächstes darüber zu reden, wer die weichste Haut hat.

„Wenn du die Chance hattest an Lia zu riechen, sagst du mir dann bitte, ob sie besser riecht als Minho?" Ich rieb mir die Nasenwurzel. „Ja Lynn, ich versuche es. Können wir jetzt über was anderes reden...vielleicht etwas mit Niveau?" Ich konnte praktisch sehen, wie sie eine Schnute zog. „Na gut. Dann erzähl mir ausführlich, was ich alles im tollen Südkorea verpasst habe und noch verpassen werde."

Ich verbrachte wahrscheinlich die komplette nächste Stunde damit, ihr meine Krisensituation zu schildern. Also Krisensituation Ich gehe SKZ aus dem Weg und nicht Krisensituation ((Rollstuhl oder Koma-OP, denn davon wusste sie ja auch nichts und ich war mir sicher, sie würde ausflippen und mich erwürgen, bevor ich die Chance hätte im Koma zu landen.

„Wie jetzt? Du hast also SKZ-Verbot von SKZ selbst bekommen! Krasse Sache, Girl!" Ich schwieg. „Okay, okay...nur ein Witz. Aber mal ehrlich, aus dem Weg gehen, bringt da gar nichts. Du musst den Bullen bei den Hörnern fassen oder so ähnlich. Diese Olive hat schon recht, ihr müsst euch einfach noch einmal richtig aussprechen. Ich meine, du weißt, warum sie so reagiert haben und bist dir deiner Schuld bewusst und genauso bin ich mir sicher, dass sie es bereuen, wie sie mit dir umgesprungen sind. Hoseok hatte zwar als Einziger den Mut, dir das auch persönlich zu sagen, aber den anderen geht es sicher auch so. Also Kopf hoch, sonst kommst mit ihm nicht durch die Wand, wenn du verstehst, was ich meine!"

Sie war wirklich eine Meisterin, wenn es darum ging, mich wieder aufzubauen. Ich fühlte mich schon ruhiger, obwohl keins meiner Probleme aus der Welt geschafft war. „Danke Mona, du bist echt die Beste. Aber ihr Name ist Olivia und nicht Olive.", klärte ich sie auf.

„Jaja auch ganz nett, aber solange ich noch die Beste bin, ist mir das herzlich egal. So schnell gebe ich dich nämlich nicht her." Ich kicherte. „Das will ich auch hoffen!"

„Wie steht es mit Itzy?" fragte sie jetzt. Das ist eine gute Frage, ich hatte die fünf Mädels komplett vergessen. „Ich weiß es nicht.." antwortete ich wahrheitsgemäß.

Kurz herrschte Stille. „Lynn?" Sie atmete vorsichtig aus. „Hey, ich weiß, dass ist jetzt nicht die beste Zeit, weil du hast genug Problemchen und so, aber..." Sie stockte erneut. „Lynn, spuck's aus!", sagte ich ungeduldig. „...deinem Vater geht's nicht so gut. Es ist wohl irgendwas mit deinem Onkel."

505-Stray KidsKde žijí příběhy. Začni objevovat